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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
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Die Bestie hatte ihn getötet.
    Ich hob seinen Kopf an und drehte ihn zu mir. Seine Augen waren weit aufgerissen und starr.
    Tränen standen in meinen Augen, als ich ihn hochhob und mich auf einen Stuhl setzte. Ich legte George auf meine Knie, strich über sein weiches Fell.
    Mit dem Handrücken wischte ich mir die Tränen fort, die über meine Wangen rannen. George war für mich mehr als nur eine Katze gewesen, der einzige Freund, der mir geblieben war.
    Und jetzt war er tot.
    Sein Körper wurde kalt und steif, aber ich hielt ihn, bis es vor den Fenstern dämmerte.
    Langsam wurden mir die Schmerzen bewußt, die von meiner verletzten Hand ausgingen. Ich sah mir die Wunde an. Sie sah böse aus. Die Hand war stark geschwollen, deutlich waren die tiefen Bißwunden zu sehen.
    Ich legte George auf einen Stuhl. Dann suchte ich eine Schachtel. Ich fand einen Schuhkarton und legte meinen toten Freund hinein.
    Einen letzten Blick, dann stülpte ich den Deckel darüber.
    Ich ging in den Garten. Die Sonne tauchte hinter dem Lyon Mountain auf. Es versprach, ein schöner Tag zu werden, doch meine Gedanken waren voller Bitterkeit.
    Mit einer Schaufel, die ich in der Rumpelkammer gefunden hatte, hob ich ein Grab für George aus. Ich versenkte die Schachtel im weichen Boden und schüttete die Grube zu.
    Dann blieb ich einige Minuten stehen und starrte die Erde an.
    Irgend jemand würde für Georges Tod zu zahlen haben. Ich würde alles daran setzen, das wolfähnliche Biest zu erwischen.
    Meine Hand schmerzte stärker.
    Ich reinigte sie und pinselte sie mit Jod ein. Es schmerzte höllisch. Ich verband sie notdürftig.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken. Ruhelos wanderte ich im Haus auf und ab.
    Die Schmerzen wurden schlimmer.
    Ich wusch und rasierte mich, dann kleidete ich mich an.
    Ich konnte mich erinnern, am Hauptplatz das Praxisschild eines Arztes gesehen zu haben.
     

     

Es war kurz nach sieben Uhr, als ich das Haus erreichte, in dem der Arzt wohnte.
    Das Dorf war ausgestorben, kein Mensch weit und breit zu sehen.
    Ich mußte dreimal läuten, bis sich endlich etwas rührte.
    Schlurfende Schritte waren hinter der Tür zu hören, ein Schlüssel wurde im Schloß umgedreht, dann schwang die Tür auf.
    Vor mir stand ein winziges Männchen, das einen farbenprächtigen Morgenrock trug. Sein kahler Schädel war für den kleinen Körper viel zu groß. Er war über fünfzig und seine Augen waren von einem verwaschenen Blau. Er musterte mich mißtrauisch.
    „Sind Sie der Arzt?“ fragte ich.
    Er nickte. „Sie müssen Mr. Collins sein“, sagte er. „Der neue Lehrer.“ Seine Stimme klang schrill und unmelodiös.
    „Stimmt“, sagte ich.
    „Was kann ich für Sie tun, Mr. Collins?“
    Ich hob meine rechte Hand.
    „Kommen Sie herein.“
    Ich folgte ihm. Wir betraten sein Sprechzimmer, das sich in nichts von denen anderer Ärzte unterschied.
    „Setzen Sie sich“, sagte er, und ich folgte.
    Er löste den Verband und sah sich die Wunde an.
    „Sieht ziemlich übel aus“, meinte er. „Haben Sie starke Schmerzen?“
    „Ja.“
    „Hm“, brummte er. „Eine Bißwunde, was?“
    „Ein wolfsähnliches Tier stattete mir diese Nacht einen Besuch ab, es zerbiß die Kehle meines Katers und biß mich in die Hand.“
    Sein bleiches Gesicht blieb unbewegt.
    „Machen Sie den Arm frei“, forderte er und stand auf.
    Ich schlüpfte aus dem Hemd und legte es über meine Schenkel.
    „Ich gebe Ihnen eine schmerzstillende Injektion“, sagte er. „Und dann werde ich mir Ihre Hand vornehmen.“
    Ich bekam die Spritze, und nach einigen Minuten war meine Hand gefühllos. Fünf Minuten später trug ich einen hübschen Verband.
    „Sie sind nicht von hier, Doc?“ fragte ich.
    Er musterte mich mißtrauisch. „Wie kommen Sie darauf?“
    „Sie sind anders“, sagte ich. „Sie passen einfach nicht hierher.“
    Seine Lippen bewegten sich leicht.
    „Habe ich recht?“
    „Ja“, sagte er knapp.
    „Seit wann leben Sie in diesem Ort?“
    „Seit drei Jahren.“
    „Gefällt es Ihnen hier?“
    „Mr. Collins“, sagte er und wandte sich ab. „Sie stellen zu viele Fragen. Viel zu viele.“
    „Ich bin von Natur aus neugierig“, sagte ich und schlüpfte in mein Hemd. „Was bin ich schuldig?“
    „Zehn Dollar“, sagte er.
    Ich gab ihm zwei Fünfer.
    „Sie haben vor irgend etwas Angst, Doc“, stellte ich fest.
    „Sie phantasieren“, sagte er.
    „Sie können mich nicht täuschen“, meinte ich und knöpfte mein Hemd zu. „Was ist mit diesem Ort

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