078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
gefertigt, die bei jedem Schritt unangenehm knarrten. Um den Tisch standen vier unbequeme Stühle. Eine Wand wurde von einem primitiv gezimmerten Bücherregal eingenommen, in dem sich einige verstaubte Bücher befanden.
Langsam wurde es dunkel, und ich knipste die hohe Stehlampe mit dem zerschlissenen Plastikschirm an.
Ich stand auf und drückte die leere Bierdose zusammen. Unruhig ging ich im Zimmer auf und ab. George sah mir dabei mißmutig zu. Ich hatte eine Dose seines Lieblingsfutters geöffnet, doch er hatte den Inhalt verschmäht. Er war noch immer beleidigt.
„Unsere Zukunftsaussichten sind nicht besonders, George“, sagte ich. Ich streckte die rechte Hand aus und kraulte den Kater hinter den Ohren, doch er drehte sich zur Seite und fauchte mich böse an.
Ich konnte ihn nur zu gut verstehen. Er war meine saubere kleine Wohnung in New York gewohnt. Er konnte sich – so wie ich – nicht mit dem Schmutz und der Unordnung anfreunden.
„Ich laß dich jetzt einige Zeit allein, Alter“, sagte ich. „Ich werde nachschauen, ob ich vielleicht jetzt einige Leute zu Gesicht bekomme.“
George war so verärgert, daß er nicht einmal protestierte, als ich das Licht löschte und das Haus verließ.
Ich überlegte, ob ich den Wagen nehmen sollte, entschloß mich dann aber zu einem Spaziergang.
In einigen Häusern brannte nun Licht. Nach wenigen Minuten hatte ich den Hauptplatz erreicht, und da sah ich die ersten Leute. Sie wirkten eigentlich ganz normal. Kein Mensch schenkte mir Beachtung.
Ich blieb stehen und musterte sie. Sie sahen sich alle irgendwie ähnlich. Alle hatten farblose Gesichter mit bleichen Lippen. Die Augen waren dunkel, die Haare kurz geschnitten. Und alle wirkten ziemlich kräftig.
Noch etwas anderes fiel mir auf: Ich sah keine einzige Frau und auch keine Kinder.
Ich ging weiter und betrat die Straße, in der ich das Restaurant gesehen hatte. Jetzt war es offen.
Ich trat ein. Das Lokal war überraschend groß und geschmackvoll eingerichtet. Eine hufeisenförmige Bar teilte den Raum. Die Tische standen in kleinen Nischen, die halbkreisförmig um die Bar angeordnet waren. Bis auf vier Männer, die einfache, altmodische Anzüge trugen, war das Lokal leer.
Ich setzte mich an die Bar. Der Barkeeper hätte ein Bruder von Fortey sein können.
Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, beachtete mich aber nicht weiter.
„Hallo“, sagte ich und versuchte ein Lächeln.
Er polierte einige Gläser.
„Ich hätte gern ein Bier und die Speisenkarte.“
„Fremden wird nichts serviert“, sagte er.
Ich beugte mich vor und stützte mich auf die Bar. „Hören Sie mir mal gut zu“, sagte ich grimmig. „Ich bin der neue Lehrer, und daher können Sie mich nicht gut als Fremden bezeichnen.“
Er gab mir keine Antwort, sondern blickte einen der Gäste an. Ich folgte seinem Blick. Der Mann hatte schneeweißes Haar, das eng an seinem Schädel lag. Seine Augen waren ungewöhnlich. Weiße Punkte flimmerten wie Sterne in seiner Pupille. Der Weißhaarige nickte.
Der Barkeeper zapfte ein großes Glas Bier ab und stellte es vor mich hin. Dann holte er unter dem Tresen eine Speisekarte hervor, die er mir reichte.
„Danke“, sagte ich und trank einen Schluck.
Ich schlug die Karte auf. Mehr als hundert Gerichte waren verzeichnet. Ich entschied mich für ein Steak mit Schnittbohnen und Bratkartoffeln.
Das Lokal füllte sich immer mehr, doch zu mir setzte sich niemand. Ich kam mir wie ein Aussätziger vor. Immer Nieder warf ich einen Blick in den Spiegel hinter der Bar. Darin konnte ich das Lokal gut überblicken. Plötzlich traten zwei junge Frauen ein. Sie waren groß und sahen gut aus. Beide trugen hochgeschlossene schwarze Kleider, die sich eng an ihre Körper schmiegten. Sie setzten sich in eine Nische, und ich konnte sie nicht weiter beobachten.
Der Barkeeper servierte mein Steak.
„Warum sind Sie so unfreundlich zu Fremden?“ fragte ich und griff nach dem Besteck.
Er gab mir keine Antwort.
Das Essen schmeckte ausgezeichnet. Ich aß mit Appetit und ließ nicht einen Bissen übrig.
Morgen würde ich mit dem Direktor ein ernstes Wort sprechen. Unter den gegebenen Umständen hatte ich keine Lust, zu bleiben.
Außerdem konnte ich mir nicht erklären, weshalb die Leute so unfreundlich zu Fremden waren. Die Adrionak-Area war ein bekanntes Fremdenverkehrsgebiet, und die meisten Ortschaften lebten von den Touristen.
Ich versuchte nochmals ein Gespräch mit dem Barkeeper anzufangen, doch er
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