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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
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„Verlassen Sie so rasch wie möglich LyonTown!“
    „Das sagte mir der Arzt auch“, sagte ich. „Ich verstehe nicht, weshalb man mich engagiert hat, wenn …“
    Ich konnte nicht mehr weitersprechen. Der Schmerz war zu stark geworden. Ich glaubte ohnmächtig zu werden. Alles drehte sich vor mir, verwischte sich, wurde konturlos und flimmerte. Ich schloß die Augen, und dann wurde es schwarz um mich.
     

     
    „Mr. Collins.“
    Die Stimme kam aus unendlicher Ferne. „Mr. Collins.“ Eine sanfte Hand auf meiner Brust. Ein Tuch strich über meine feuchte Stirn.
    Ich schlug die Augen auf. Susan saß neben mir.
    „Geht es Ihnen besser?“
    „Ja“, sagte ich und erkannte meine eigene Stimme nicht. „Ja, es geht mir besser.“
    „Ich bringe Sie in Ihr Haus“, sagte Susan. „Glauben Sie, daß Sie gehen können?“
    Ich preßte die Lippen zusammen und nickte. Mit der linken Hand stützte ich mich ab und stand schwankend auf. Mein Körper schien in Feuer getaucht zu sein. Mein Hemd klebte auf der Haut. Torkelnd tat ich einige Schritte.
    „Stützen Sie sich auf mich“, sagte Susan.
    Ich legte einen Arm um das Mädchen, und wir verließen das Zimmer. Ich konnte nur langsam gehen. Jeder Schritt bereitete mir Mühe. Endlich hatten wir den langen Korridor hinter uns gelassen und traten auf den Platz. Das grelle Sonnenlicht schmerzte in meinen Augen.
    Ich wollte etwas sagen, doch ich brachte nur ein unverständliches Krächzen über meine Lippen. Meine Zunge war geschwollen und lag wie ein Fremdkörper in meinem Mund.
    Wir kamen nur langsam vorwärts. Meine Augen tränten, und ich fühlte mich unendlich schwach.
    Es kam mir vor, als brauchten wir stundenlang, bis wir endlich mein Haus erreichten.
    Ich torkelte ins Schlafzimmer und fiel aufs Bett. Dann wurde ich ohnmächtig.
     

     
    Wilde Alpträume verfolgten mich. Ich hörte mich schreien und warf mich im Bett hin und her.
    Als ich erwachte, war es dunkel im Zimmer.
    Ich setzte mich auf. Jede Bewegung bereitete mir Schwierigkeiten. Die Schmerzen hatten aufgehört. In der Dunkelheit betastete ich meine rechte Hand. Der Verband war entfernt worden. Die Hand fühlte sich jedoch seltsam an.
    Mühsam stand ich auf und wankte durchs Zimmer. Ich hatte fürchterlichen Durst.
    Endlich hatte ich den Lichtschalter erreicht, und die Deckenbeleuchtung flammte auf.
    Ich warf einen Blick auf meine Hände und zuckte erschreckt zusammen.
    Dichte schwarze Haare bedeckten beide Handrücken, daß es fast wie ein Pelz aussah. Ich hob die Hände hoch. Sogar die Finger waren mit Haaren bedeckt und seltsam kurz und gekrümmt. Meine Nägel waren mehr als fünf Zentimeter lang, gebogen wie Krallen.
    Einige Sekunden stand ich wie erstarrt da. Dann taumelte ich in die Diele. Dort befand sich ein hoher Spiegel. Ich drehte das Licht an und prallte entsetzt zurück.
    Ein unheimliches Monster starrte mir entgegen.
    Mein Gesicht war mit einem dichten, dunkelblonden Pelz bedeckt, aus dem sich große rote Augen deutlich abhoben. Ich trat einen Schritt näher und drückte die krallenartigen Hände gegen den Spiegel. Dann riß ich mir das Hemd auf. Mein ganzer Oberkörper war mit einem dichten Fell bedeckt.
    Ich war ein Wolfsmensch!
    Bis jetzt hatte ich solche Monster nur in Comic-Magazinen oder Horrorfilmen gesehen, und mich darüber mehr erheitert als gegruselt.
    Und nun war ich selbst so ein Monster.
    Bevor ich noch einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde die Haustür geöffnet. Fortey trat ein. Hinter ihm tauchte Susan Hogart auf.
    Der Direktor blieb einige Schritte von mir entfernt stehen.
    „Guten Abend, Mr. Collins“, sagte er spöttisch.
    Ich duckte mich und fauchte ihn an. Ich wollte sprechen, doch nur heisere, unverständliche Laute kamen über meine Lippen.
    „In diesem Zustand ist es zwecklos, daß Sie zu sprechen versuchen“, sagte er.
    Ich knurrte.
    Fortey grinste mich böse an.
    „Es wird einige Zeit dauern, bis Sie die Kontrolle über Ihre Verwandlungskünste erlangen. Aber in einer Woche werden Sie Ihre neue Fähigkeit schon recht gut beherrschen. Ein echter Werwolf werden Sie nie werden. Sie sind nur ein Halbling – so wie Susan. Und Sie werden sich damit abfinden müssen, Ihr weiteres Leben hier im Dorf zu verbringen. Eine Flucht ist zwecklos. Wir haben überall magische Fallen errichtet, die ein Eindringen zwar ermöglichen, doch eine Flucht vereiteln.“
    Ich wollte wieder etwas sagen, doch es kamen nur heisere, knurrende Laute zustande.
    Fortey lachte spöttisch.

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