Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
war er es.
    Einer der Kuttenträger trat aus seiner Reihe vor. Es war der alte Mann mit dem Holzbein, der sie am Vorabend bedient hatte. In einem heiseren Singsang trug er etwas vor und zeigte dabei immer wieder auf Smythe, aber auch auf Crow, O'Reilly und Lincoln. Als er fertig war, spuckte er in den Sand und drehte sich um.
    Für ihn traten andere vor. Majela erkannte all die Leute wieder, die sie seit ihrer Ankunft getroffen hatten. Sie wirkten verärgert.
    Wir können doch nicht die ganze Stadt vor den Kopf gestoßen haben , dachte sie.
    Über eine Stunde, so schätzte sie, standen sie auf dem Platz, lauschten dem unverständlichen Singsang und warteten darauf, dass ihnen endlich jemand erklärte, was sie getan hatten.
    Aus dem grauen Morgenlicht wurden Sonnenstrahlen, und Majela fragte sich, ob es der letzte Morgen ihres Lebens werden sollte.
    Der Singsang verstummte. Die Kuttenträger drehten sich wie Soldaten gleichzeitig nach rechts und verließen den Platz. An ihrer Stelle trat ein einzelner nackter Mann in den Sand. Er war klein und hatte die Figur eines Marathonläufers.
    Sein ledriger harter Körper zeigte mehr Narben, als Majela je zuvor gesehen hatte. Sein Schädel - der erste, den sie unverhüllt betrachten konnte - war eckig und wies eine dunkle Hornplatte an Stirn und Hinterkopf auf. An seinen Ellbogen wuchsen knorpelige Wucherungen. Er hielt ein Schwert in der Hand, das viel zu groß wirkte. Die Spitze zeigte auf O'Reilly.
    Der trat vor. Majela hatte oft mit ihm trainiert, und obwohl er bullig und schwerfällig wirkte, war er einer der besten Nahkämpfer der WCA.
    »Gibs ihm, Angus!« , rief Lincoln neben ihr.
    Die beiden Gegner umkreisten sich.
    Angus hielt sich zurück, wartete auf den ersten Vorstoß des anderen, um dessen Stärke einschätzen zu können.
    Man merkte ihm an, dass er mit dem Schwert nicht vertraut war.
    Als sein Gegner dann endlich vorstieß, tat er das mit einer solchen Geschwindigkeit, dass Majela erst aufschrie, als Angus' abgetrennter Kopf vor ihr in den Sand schlug. Der Körper stand einen Moment still, dann brach er in die Knie und kippte zur Seite.
    Der blutbespritzte kleine Mann verneigte sich. Seine Schwertspitze zeigte auf Lincoln.
    ***
    Die Woiin'metcha ließen sie nicht in die Stadt, sondern trafen die Abordnung vor den geschlossenen Toren. Sie trugen lange Kutten und lange Schwerter.
    Ihre verlederte dunkle Haut wirkte ebenso hart wie der Ausdruck in ihren Gesichtern.
    Arrekksej breitete ein Fell vor ihnen aus. Darauf legte er eine Metallschale, eine Holzschale, mehrere Vogelfedern und zwei kleine Messer. Dann trat er zurück und begann leise zu singen.
    »Wir müssen aber nicht singen, oder?« , flüsterte Aiko Jed zu.
    Der schüttelte den Kopf. »Nein, ich hoffe nicht.«
    »Warum macht Arrekksej das überhaupt?«
    »Für ihn sind wir in der gleichen Gilde, wir sind Übersetzer. Man hilft sich untereinander, auch wenn es nicht immer den eigenen Interessen dient.«
    Matt drehte sich zu Aruula um. Sie war kein Teil des Rituals, war jedoch mitgekommen, um die Gedanken der Woiin'metcha zu erlauschen und vor Gefahren zu warnen. Er hoffte, dass es keine Probleme geben würde, denn wie es Arrekksej verlangt hatte, waren sie alle unbewaffnet.
    Die Woiin'metcha knieten am Rande des Fells nieder. Ihre Knie berührten es leicht. Sie legten ihre Schwerter ab, so dass sie nach Osten und Westen zeigten.
    Dann verneigten sie sich.
    Matt hörte Jed etwas fragen und Arrekksej antworten. Der Austausch zog sich in die Länge.
    »Sie werden ungeduldig« , sagte Aruula leise.
    »Hörst du das, Jed?« Matt wagte es nicht, den Blick von den Woiin'metcha zu nehmen. »Wir sollten was unternehmen.«
    »Moment.« Er hörte Arrekksejs Worten zu und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Matt konnte sehen, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Nun… ahm, es scheint, als ob … äh, Arrekksej diese Eröffnung eines… äh, Rituals… so nicht kennt. Sein … nun, sein Lehrer hat davon wohl… ahm, nie gesprochen.«
    »Lehrer?«
    »Äh… ja, anscheinend … ahm … ist Arrekksej noch in der Ausbildung, eine… äh, Tatsache, die er wohl … vergessen hat… uns mitzuteilen. Man sieht es ihm vielleicht nicht an, aber er … äh, ist ein Teenager.«
    Matt spürte plötzlichen Schweiß auf seiner Stirn. »Können wir das Ritual noch abbrechen?«
    »Nein… es hat bereits begonnen.«
    »Dann sind wir erledigt« , sagte Aiko.
    ***
    Majela sah, wie das Schwert in Lincolns Händen zitterte. Seine Blicke

Weitere Kostenlose Bücher