0780 - Die Testwelt
waren mit schweren Muskelpaketen förmlich bepackt. Joftblahn hätte mit seinen Händen mühelos den Boden erreichen können, ohne sich bücken zu müssen. Doch er berührte ihn nicht, sondern ließ die Hände mit weit gespreizten Fingern dicht über den flechtenartigen Gewächsen schweben, die den Boden bedeckten.
Schweigend blickte er Rhodan an. Nur die Flügel seiner kurzen, hochgewölbten Nase bewegten sich. Sonst schien alles andere an ihm zu Stein erstarrt zu sein.
Die Pupillen der riesigen Augen waren nicht auf Rhodan gerichtet. Joftblahn blickte auf die Füße des Terraners, ohne dabei die Lider zu senken.
Voller Unwillen dachte Rhodan an Hommersolth und Kordahl.
Die beiden Feyerdaler hatten ihm keinerlei Hinweise mehr gegeben.
Sie hätten mir wenigstens sagen können, wer wen zuerst ansprechen muß, dachte Rhodan und musterte Joftblahn.
Wartete der oberste Feinsprecher von Caljoohl darauf, daß er etwas sagte? Oder gehörte es sich auf dieser Welt so, daß man einige Minuten verstreichen ließ bis zu den ersten Worten?
Rhodan beschloß, noch etwas zu warten.
Nach etwa fünf Minuten flog ein fremdartig aussehender Gleiter an ihnen vorbei. Rhodan drehte den Kopf und blickte zu der Maschine hinüber. Er erkannte Hommersolth und Kordahl, die darin saßen. Er hob den Arm und strich sich die Haare in den Nacken zurück. Bei dieser Bewegung führte er das Armbandfunkgerät dicht am Ohr vorbei.
„Du hast ganz richtig gesehen", wisperte die Stimme Fellmer Lloyds aus dem Lautsprecher. „Unsere beiden Gäste haben sich von Bord entfernt. Wir konnten sie nicht aufhalten. Sie gaben keinerlei Erklärungen ab."
Rhodan dachte nicht daran, noch länger zu warten.
„Ich begrüße Sie, Joftblahn", sagte er, und seine Worte klangen übersetzt aus dem positronischen Translator auf seiner Brust.
Die Augen des Feyerdalers schienen sich zu verdunkeln.
Die hornigen Lippen öffneten sich leicht, Joftblahn erwiderte jedoch vorläufig noch nichts. Er hob die Hände und streifte sich den Umhang von den Schultern. Dann machte er einige schwerfällig wirkende Schritte nach rechts, führte die Hände langsam vom Körper weg, wandte Rhodan das Gesicht zu und sog die Luft hörbar durch die Nase ein.
Rhodan mußte an die Worte des Biologen Gorg Pinguine denken. Dieser hatte behauptet, der Mensch habe die Fähigkeit, sich durch Geruchsstoffe zu verständigen, nicht völlig verloren, wie gemeinhin immer angenommen werde. Allerdings könne er die durch Pheromone entstehenden Eindrücke nicht mehr bewußt kontrollieren, sondern registriere sie mit seinem Unterbewußtsein. Pinguine sah darin einen Grund dafür, daß die Menschen, die sich begegnen, sich meist auf Anhieb sympathisch, unsympathisch oder gleichgültig sind.
Rhodan stellte fest, daß ihm der Regelbewahrer von Caljoohl durchaus sympathisch war. Äußerte sich dieses Sympathiegefühl bei ihm aber auch dadurch, daß er selbst Sympathievoraussetzungen für Joftblahn schuf?
Es schien nicht so zu sein.
Der oberste Feinsprecher von Caljoohl kehrte zu seinem ursprünglichen Platz zurück, nahm seinen Umhang auf und schwang ihn sich um die Schultern. Dann nahm er wieder seine anfängliche Haltung ein und blickte Rhodan an.
Etwa zwanzig Meter hinter Joftblahn begann ein kleines Wäldchen, das aus grashalmähnlichen Bäumen bestand.
Dichtes Unterholz verwehrte den Blick ins Innere. Rhodan hatte bisher noch nicht auf dieses kleine Gehölz geachtet. Jetzt brachen zwei mit roten Hosen bekleidete Feyerdaler daraus hervor. Sie schnellten sich mit mächtigen Sätzen auf den Hügel zu. Die schwarzen Gestalten glänzten im Licht der dunkelroten Riesensonne.
Rhodan hielt den Ansturm dieser beiden Männer für einen Teil des fremdartigen und kaum zu begreifenden Zeremoniells.
Doch er irrte sich. Die beiden Feyerdaler rannten an Joftblahn vorbei und stürzten sich auf den Terraner. Bevor dieser noch reagieren konnte, hieb ihm einer der beiden Männer die Faust unter das Kinn und schleuderte ihn mit diesem Hieb weit von der Antigravplatte herunter. Rhodan stürzte auf den mit Flechten bedeckten Boden und überschlug sich.
Er sah, daß die beiden Feyerdaler auf ihn eindrangen, warf sich zur Seite und sprang auf. Die beiden Fremden griffen ihn mit vehementer Wucht an. Ihre Fäuste waren hart wie Stahl.
Als sie Rhodan trafen, glaubte dieser, zerschmettert zu werden.
Wiederum ging er zu Boden, ohne sich wehren zu können.
Abermals kam er hoch und wich den beiden Angreifern aus.
Dann
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