0780 - Die Testwelt
Sie nicht", rief ich.
„Ich darf", erwiderte er grimmig. „Wenn du die beiden Terraner retten willst, dann tu, was ich von dir verlange."
„Nein, auf keinen Fall."
„Ich werde die Sicherungen erst wieder einschalten, wenn ich den Titel habe, der mich berechtigt, die Kaiserin von Therm zu sprechen."
Ich hob abwehrend die Hände.
„Ich bin nicht erpreßbar", erklärte ich.
Er wurde grau im Gesicht, denn er erfaßte endlich, daß er mich auf diese Weise nicht in die Knie zwingen konnte.
*
Bericht Quohlfahrt: Rhodan hielt den Gleiter unmittelbar vor dem farbenprächtigen Tor zu den subplanetarischen Anlagen an. Wir sahen uns an.
„Keine Weibergeschichten, Galto", sagte Perry augenzwinkernd.
„Ich habe stets nur die intellektuelle Konversation mit dem weiblichen Wesen gesucht", erwiderte ich im gleichen Ton.
„Dieser von Ihnen verwendete Begriff ist mir dem Inhalt nach völlig unbekannt."
Er lächelte, aber seine Augen blieben ernst.
„Wir wissen jetzt, worauf es ankommt. Man zeigt seine Gefühle nicht. Also, durch nichts beeindrucken lassen, was auch immer geschieht."
Ich nickte und tastete mir mit beiden Händen über den verlängerten Rücken.
„Solange Maltsaan mir kein Biodil auf den Hals hetzt, wird nichts passieren", versprach ich. Ein wenig ärgerlich dachte ich an das zurück, was Gucky über meine Teilnahme an dieser Prüfung gesagt hatte. Ich wollte beweisen, daß ich den Anforderungen gewachsen war. Man sollte mich nicht mißverstehen. Ich war bereit, allerhand Unsinn mitzumachen, aber ein Trottel war ich deshalb noch lange nicht.
Ein Feyerdaler trat uns entgegen. Ich glaubte, Maltsaan zu erkennen. Der Stellvertreter des entführten Joftblahn blieb vor uns stehen und musterte uns.
Dann drehte er sich wortlos zur Seite und zeigte auf einige Hügel, hinter denen eine Dschungellandschaft begann. Am Horizont sah ich einige Vulkane, von denen wenigstens zwei tätig waren.
„Das ist das Testgelände", erklärte der Feyerdaler. „Lassen Sie den Gleiter hier. Haben Sie Waffen?"
Rhodan legte schweigend seinen Kombistrahler ab. Ich fühlte, daß mir heiß wurde. Im Schaft meines rechten Stiefels steckte ein kleiner Desintegratorstrahler mit einer Reichweite von knapp zehn Metern. Es war keine ausgesprochene Kampfwaffe, sondern mehr ein Werkzeug zum Auftrennen von Behältern.
Sollte ich den Strahler mitnehmen?
Maltsaan blickte mich durchdringend an. Ahnte er etwas?
„Nun?" fragte er. Durch den positronischen Translator geht stets ein Teil des Ausdrucks verloren. Selbst der perfekteste Dolmetscher konnte nicht alle Feinheiten der Sprache wiedergeben. Dennoch glaubte ich, so etwas wie Verachtung aus diesem einen Wort heraushören zu können.
Ich hatte schon zu lange gewartet. Sollte ich jetzt noch zugeben, daß ich eine Waffe unterschlagen hatte?
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich habe keine Waffe bei mir", erklärte ich mit besonderer Betonung. Für mich sollte der Desintegrator ein Werkzeug sein.
Sollte Maltsaan mir später doch nachweisen, daß ich für das Mißverständnis verantwortlich war.
„Also gut", sagte er. „Dann gehen Sie zu dem spitzen Felsen dort drüben. Wir werden eine Strukturlücke im Energieschirm schaffen, durch die Sie in das Testgebiet gelangen können."
Rhodan stieg aus und ging wortlos auf den Stein zu. Ich folgte ihm. Jetzt bereute ich schon wieder, daß ich den Desintegrator verschwiegen hatte. Dadurch gefährdete ich die gesamte Prüfung. Wenn die Waffe bei mir entdeckt wurde, dann behauptete Maltsaan vielleicht, daß wir den Test verloren hatten.
Ich blickte über die Schulter zurück. Noch hatte ich eine kleine Chance, das verdammte Ding loszuwerden. Ich konnte mich bücken und es einfach im Gras und zwischen den Steinen verschwinden lassen. Doch Maltsaan behielt mich scharf im Auge. Mir war, als lauere er direkt darauf, daß ich die Waffe hervorholte.
Ich spuckte aus.
Was blieb mir denn schon? Ich mußte die Waffe bei mir behalten. Kurz nach Rhodan erreichte ich die flimmernde Energiewand.
„Keine Leichtsinnigkeiten, Galto", sagte Rhodan leise.
Ich biß mir auf die Lippen und verfluchte mich selbst. Hoffentlich merkte Perry nichts!
Vor uns öffnete sich eine Strukturlücke im Energieschirm. In keiner Sekunde dachte ich daran, daß wir nicht zum Test antreten könnten. Für mich war es ganz selbstverständlich, daß wir durch dieses Tor gingen. Nicht ein einziges Mal dachte ich daran, daß wir uns damit in eine echte Gefahr begeben
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