0780 - Die Testwelt
könnten.
Wer konnte denn auch schon damit rechnen, daß Maltsaan uns umbringen wollte?
Neben Perry Rhodan ging ich durch die Strukturschleuse. Ich drehte mich um, als sie hinter uns lag, und stellte fest, daß sie sich geschlossen hatte. Wir waren allein in einer tropisch heißen und feuchten Landschaft, die vom Dröhnen der Vulkane und vom Geschrei der verschiedenen Tiere erfüllt war. Ich begann sofort zu schwitzen. Der Speck, den ich auf den Rippen trug, machte sich bemerkbar. Ich hatte ihn meinen Posbifreunden zu verdanken, die ewig meinten, ich sei am Verhungern, und die daher mehr in mich hineinstopften als ich benötigte.
Rhodan wandte sich mir zu.
„Ich habe es versucht", sagte er und zeigte auf sein Armbandfunkgerät, „aber ich komme nicht durch. Wie steht es mit Ihrem Video?"
Mit einem geistigen Impuls schaltete ich das in meinem Helm installierte Videogerät ein. Vor meinen Augen erschienen die Kennziffern, die ich gewählt hatte. Weiter geschah nichts. Die SOL meldete sich nicht. Ich zuckte mit den Schultern.
„Nichts", antwortete ich und deutete auf den Energieschirm.
„Das da schirmt uns wahrscheinlich völlig ab."
Rhodan schien nichts anderes erwartet zu haben. Er drehte sich um und blickte in die Landschaft hinaus. Wir standen auf einem schmalen, felsigen Steg, der von Moos und Schlingpflanzen überwuchert war. Er führte in ein dichtes Waldgebiet, das im schwachen Licht der Sonne violett schimmerte.
„Worauf warten wir noch?" fragte Rhodan. „Man will fraglos von uns, daß wir diesen Weg entlang gehen. Und das wollen wir auch tun."
Wir schritten nebeneinander aus. Ich schob die Hände in die Hosentaschen und pfiff leise. Plötzlich schoß etwas Grünes unmittelbar neben mir aus den Gewächsen hervor.
Aus den Augenwinkeln heraus erkannte ich eine Schlange. Der Kopf prallte hart gegen meine Knöchel, und dann hörte ich es leise krachen, als die Zähne am Synthetikmaterial meiner Stiefel zerbrachen. Alles ging so schnell, daß mir keine Zeit für eine Reaktion blieb. Und als ich reagieren wollte, fiel mir gerade noch rechtzeitig ein, daß so etwas hier unschicklich war. Also konnte ich mich gerade noch abfangen. Ich ging weiter, als sei nichts gewesen.
„Ich scheine ein ausgesprochener Appetithappen zu sein", sagte ich zu Rhodan. „Jetzt schnappen schon die Schlangen nach mir."
Er achtete nicht auf meine Worte. Er interessierte sich nur für ein echsenhaftes Wesen, das eine verteufelte Ähnlichkeit mit dem Biodil aus der Tropenhalle der SOL hatte. Das Tier ruhte wenige Meter neben dem Pfad in einem Pfuhl. Es sperrte den mit fürchterlichen Zähnen besetzten Rachen weit auf. Zwei grüne Vögel pickten ihm Speisereste zwischen den Zähnen weg.
Voller Unbehagen dachte ich an die Schlange.
„Ob das Biest uns angreift?" fragte ich.
„Das glaube ich nicht", erwiderte Rhodan. „Die Feyerdaler wollen uns testen. Wir sollen uns in ihrem Sinne bewähren. Also werden sie versuchen, uns zu schocken, aber einer echten Gefahr wie dieser würden sie uns wohl nicht aussetzen, ohne uns gleichzeitig mit Waffen zu versehen."
„Das klingt logisch", gab ich zu.
„Wir gehen ruhig und gleichmäßig an der Echse vorbei", entschied Rhodan. „Keine Eile, aber auch kein ängstliches Zögern. Wir werden beobachtet, und wir wollen Maltsaan nicht das Vergnügen machen, wie die Hasen durch die Gegend zu rennen."
„Sie haben gut reden", erwiderte ich mit einem gekünstelten Lachen. „Immerhin ist diese Bestie auf meiner Seite des Pfades, während es auf Ihrer Seite ganz friedlich aussieht."
„Das kann täuschen", sagte er, und ich mußte ihm wiederum recht geben. „Vielleicht wollen die Feyerdaler, daß wir nur auf die linke Seite achten, damit wir dann von der rechten überrascht werden können."
Nur noch wenige Schritte trennten uns von dem krokodilähnlichen Wesen. Es sah aus, als sei es aus Stein geschlagen. Schlamm und Pflanzenreste klebten an seinem Kopf und seinem Rumpf.
Nichts regte sich an ihm. Vielleicht lebte es gar nicht wirklich, sondern war nur eine Art synthetisches Geschöpf?
Als ich nur noch anderthalb Meter von der Bestie entfernt war, überlegte ich, ob ich Rhodan einen Platzwechsel vorschlagen sollte. Doch dann verzichtete ich darauf. Nicht weil ich damit rechnete, auf meiner Seite besser wegzukommen, sondern weil ich daran dachte, wie die Feyerdaler einen solchen Vorgang werten würden.
Ich blickte unverwandt geradeaus. Geräuschvoll klappte das Maul der Bestie
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