0780 - Vorstoß nach Avalon
Avalon in einer anderen Dimension angesiedelt war, die sich ganz allmählich von der Erde entfernte. Außer auf magischem Weg war Avalon für Menschen unerreichbar.
Zamorra ließ ebenfalls seine Blicke schweifen. Er hatte seit der Ankunft auf der Feeninsel, wie sie von Eingeweihten genannt wurde, das warnende Gefühl einer nicht greifbaren Bedrohung. Sein Amulett schwieg. Doch Zamorra hatte in der Vergangenheit schmerzhaft feststellen müssen, dass Merlins Stern nicht immer funktionierte…
»Wir sollten aufpassen«, sagte der Dämonenjäger. »Ich kann nicht genau sagen, was hier los ist. Aber wir rechnen besser mit einer Gefahr.«
»Meinetwegen!« Asha Devi riss ihre Gebetsmühle aus dem Koppel und schwenkte ihre weißmagische Waffe lässig hin und her. »Ich habe schon so manchen Dämon ausgelöscht, bevor er auch nur seine Reißzähne fletschen konnte!«
»Wenn uns jemand angreifen will, hält er sich jedenfalls gut verborgen«, stellte Teri trocken fest. »Vielleicht sollten wir uns lieber etwas umsehen…«
Asha lag eine patzige Erwiderung auf der Zunge. Aber eigentlich fand sie den Vorschlag auch gut. Daher hielt sie ausnahmsweise den Mund.
Die Gefährten marschierten vom Strand aus landeinwärts. Die Größe der Feeninsel war schwierig abzuschätzen. Jedenfalls spürten sie bei jedem Schritt, dass sie sich in einer fremden, völlig anderen Welt befanden. Auch die normalen irdischen Zeitbegriffe waren in Avalon fehl am Platz.
Nach einer Weile bemerkten sie, dass sie nicht allein waren. Asha kniff misstrauisch die Augen zusammen.
»Wir bekommen Besuch!«, zischte sie. »Und ich wette…«
Worauf Asha Devi wetten wollte, blieb vorerst unklar.
Zwischen einigen Bäumen trat eine Gruppe von Frauen hervor. Sie waren prächtig gekleidet.
Ihre bodenlangen Gewänder wiesen als Grundfarbe ein sattes Purpurrot auf. Goldfäden und Brokat säumten die Ränder des schweren Stoffes. Das Haar hatten die Einheimischen zu langen Zöpfen geflochten. Auf den Köpfen trugen sie goldene Reifen von feinster Handarbeit, die an kleine Kronen erinnerten. Bewaffnet waren die Frauen nicht. Es sei denn, dass man ihre mannshohen Stäbe mit den Goldknäufen als Waffen ansehen wollte.
»Wer hat euch hierher gebeten?«, fragte eine der Frauen. Sie war noch etwas reicher geschmückt als die anderen.
Ihre Begleiterinnen hielten einen respektvollen Abstand zu ihr. Es handelte sich zweifellos um die Anführerin.
Ihre Sprache war problemlos zu verstehen, was Zamorra auf eine entsprechende Übersetzungsmagie zurückführte. Er ging jedenfalls nicht davon aus, dass sie Französisch, Englisch oder eine andere ihm bekannte Sprache benutzte.
»Mein Name ist Zamorra.« Der Dämonenjäger verneigte sich leicht. »Meine Gefährten und ich wollten Avalon besuchen. Wir kommen in friedlicher Absicht.«
»Ich bin Onda, eine der Zauberpriesterinnen dieses Reiches.«
Die hoch gewachsene Frau zog unwillig ihre Augenbrauen zusammen. »Und ich muss sagen, dass ihr keineswegs willkommen seid auf der Feeninsel! Die Herrin vom See ist ungnädig wegen eures ungefragten Eindringens…«
»Sie wird darüber hinwegkommen müssen, schätze ich mal!«
Zamorra wandte den Kopf. Diesen Satz hatte Asha Devi förmlich ausgespuckt. Sie stolzierte heran, stellte sich einen Schritt neben Zamorra und schob ihre Mütze leicht nach vorne. Der Mützenschirm bedeckte nun fast ihre Augen. Die Daumen hakte sie in ihr Koppel. Ihre ganze Körpersprache drückte unendliche Geringschätzung aus.
»Wer bist du?«, fragte Onda irritiert.
»Police Inspector Asha Devi von der India Demon Police. Und wenn es eurer Herrin vom See nicht gefällt, dass wir hier etwas zu erledigen haben - Pech gehabt! Wir werden euch schon nicht auf die Zehen latschen!«
»In welchem Ton sprichst du mit mir, Fremde! Ich bin eine hohe Zauberpriesterin, die…«
»Und ich bin ein Liebling der Götter, kapiert? Ich habe in den tiefsten Höllen gegen das Böse gekämpft. Also warum sollte ich Respekt haben vor solchen komischen…«
Zamorra biss sich auf die Unterlippe. Asha Devi war dabei, sie alle um Kopf uñd Kragen zu reden. Bevor die Inspektorin richtig loslegen konnte, fiel der Dämonenjäger ihr rüde ins Wort. Er versuchte, Ondas Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken. Noch besser wäre es gewesen, Asha Devi zu knebeln…
»Kennt ihr Sara Moon, Onda?«
Der Name sagte der Zauberpriesterin etwas. Durch die Reihen ihrer Begleiterinnen ging ein leises Raunen. Sie alle konnten mit dem Namen
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