0780 - Vorstoß nach Avalon
wissen.
Asha Devi kam ins Stocken. Diese Frage war ihr offensichtlich unangenehm. »Äh…«
»Du weißt es selbst nicht!«, stellte Zamorra trocken fest. Was solche Dinge anging, konnte er sich ganz auf seine Intuition verlassen. Ohnehin wurde es ihm jetzt zu bunt. Der Dämonenjäger hatte die Nase voll von Ashas Selbstdarstellungsund Profilierungsshow. Schließlich ging es hier um wichtige Dinge. Und die Tafelrunde war kein Kaffeekränzchen.
Also hypnotisierte er Asha Devi kurzerhand.
Das war nicht gerade leicht, aber die beste Methode, um zu erfahren, was sie wirklich wusste. Es ging überraschend einfach.
Der mentale Widerstand der Polizistin war viel geringer, als Zamorra angenommen hatte. Das wunderte den Dämonenjäger nicht. Ashas Härte und Aggressivität waren zumindest teilweise nur Fassade. Dahinter verbarg sich eine Seele, die sehr verletzlich war.
Zum anderen war Zamorra stärker geworden als einst. Er hatte im Gegensatz zu früher an Para-Kraft hinzu gewonnen, hatte erheblich hinzu gelernt.
Der Dämonenjäger ging auf die Suche nach Avalon. Allerdings tat er das rein geistig, indem er Ashas Bewusstsein danach durchforstete.
Zamorra hatte seit Jahrzehnten Erfahrungen mit dem Paranormalen gesammelt. Er hatte Phänomenen aller Art gegenübergestanden und Unerklärliches durchschaut. Doch sein geistiger Ausflug in Ashas Seele ließ ihn nun die Grenzen der eigenen Wahrnehmung erkennen.
Da war etwas… etwas Unaussprechliches. Nicht unbedingt eine Bedrohung, das nicht. Aber doch eine uralte und sehr mächtige Energie. Zamorra glaubte nicht, dass Asha selbst etwas davon wusste. Wie hätte sie ein normales Leben führen können, mit einem solchen Potenzial in ihrem Inneren?
Der Hypnosekontakt war ungeheuer anstrengend für den Dämonenjäger. Ein weiterer Hinweis darauf, dass er es mit einem Phänomen zu tun hatte, das einem normalen Menschen seine geistige Gesundheit nehmen konnte.
Doch zum Glück war Zamorra ein Experte, der die Gefahren bestens kannte.
Energieraubend blieb es für ihn trotzdem.
Avalon…
Der Ort schien sich immer weiter zu entfernen, je tiefer Zamorra in Ashas Seele eindrang.
Aber dann merkte er plötzlich, dass da noch ein Bewusstsein war. Eines, das sich grundlegend von dem der Inspektorin unterschied.
Denn es war nicht menschlich!
Allerdings auch nicht dämonisch. Das merkte er sehr schnell. Die Entität besaß göttliche Dimensionen. Nun manifestierte sie sich vor Zamorras geistigem Auge, gab ihm die Illusion eines Körpers.
Der magere Körper eines alten Inders mit Turban.
In dieser Gestalt hatte sich der Gott dem Dämonenjäger schon öfter gezeigt. Einmal hatte er allerdings die Gestalt einer Frau angenommen, doch das war lange her. Warum Shiva das getan hatte, blieb ihm ein Rätsel.
»Sei mir gegrüßt, o Shiva!«
Diesen Gedanken formulierte Zamorra in seiner eigenen Seele. Und er wurde von dem indischen Mondgott der Berge verstanden, wie sich die beiden bisher immer verstanden hatten.
Shiva antwortete auf magische Art und Weise.
Und doch waren es keine Worte, die Shiva an Zamorra sandte. Es war eher wie eine Erleuchtung, eine Übertragung von Wissen.
Zamorra hatte selten eine so intensive Erfahrung gemacht. Es war, als würde er innerlich verschmelzen mit diesem Gott und dieser unbegreiflichen Welt, die er in Asha Devis Seele vorfand.
Der Dämonenjäger verlor jedes Zeitgefühl. Aber es war auch völlig unwichtig, wie viele Minuten oder Stunden verstrichen.
Als Shiva Zamorra »erleuchtet« hatte, wusste dieser genau, was zu tun war. Selten hatte er zuvor in seinem Leben etwas genauer gewusst.
Allmählich lösten sich die Entität und Zamorras Seele wieder voneinander. Doch zum Abschied formulierte Shiva noch einen Satz, der sich wie mit Feuerlettern in Zamorras Seele brannte.
»Hüte dich vor falschen Freunden!«
Ganz allmählich fand der Dämonenjäger in die Wirklichkeit zurück. Er saß vornübergebeugt am Tisch, auf seine Unterarme gestützt. Ihm schräg gegenüber war Asha Devi in einem Stuhl zusammengesunken. Zamorra hatte sie beim Beginn der Hypnose aufgefordert, sich zu setzen.
Die Inderin befand sich immer noch in Trance. Alle anderen Anwesenden hatten sich im Halbkreis um Zamorra und Asha Devi versammelt. Alle waren gespannt, was bei Zamorras Experiment herausgekommen war.
Aber niemand sagte ein Wort. Es herrschte gespanntes Schweigen in dem Speisesaal.
Bis Nicole dieses Schweigen endlich brach.
»Alles in Ordnung, Chef?«
Zamorra schaute
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