0780 - Vorstoß nach Avalon
breitete die Arme aus. Er kreuzte jeweils den Zeige- mit dem Mittelfinger. Durch die Verbiegung der Gliedmaßen entstanden zwei kleine Gabeln.
Der Dämonenjäger verspürte ein Vibrieren in seinen Fingern. Energie wurde tief in seinem Inneren aktiviert. Diese Kraft floss in seine gekreuzten Fingerspitzen.
»Merlin Ambrosius.«
Das war die lateinische Version des Namens seines Mentors. Zamorra hatte sie laut und deutlich gesagt. Wieso er das tat, blieb ihm selber ein Rätsel.
Das ganze Zauberritual, das er gerade durchführte, hatte er bisher nicht gekannt!
Jedenfalls wirkte die Namensnennung als zusätzliche Aktivierung von Energie. Die Luft schien förmlich zu vibrieren. Intuitiv wusste Zamorra, was nun als nächster Schritt folgen würde.
Er nahm sein Amulett in beide Hände, nachdem er das schmerzhafte Fingerkreuzen aufgegeben hatte. Asha Devi streckte ihm ihre Gebetsmühle entgegen. Sie hatte ihre magische Waffe einst von einem tibetischen Mönch geschenkt bekommen, um gegen das Böse kämpfen zu können.
Der Metallzylinder der Gebetsmühle und das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana berührten sich!
Nun bekam die freigesetzte Energie eine Form. Und Zamorra verstand, warum Ashas Anwesenheit notwendig war. Allein mit seinem Amulett hätte er das Ritual nicht durchführen können. Erst die Kombination beider magischer Gegenstände ermöglichte das, was nun geschah.
Ein Weltentor entstand!
Äußerliche Veränderungen gab es an dem Brunnen kaum zu sehen. Und doch war Zamorra und allen seinen Gefährten klar, dass sich vor ihnen auf magischem Weg ein Weltentor geöffnet hatte.
Asha Devi schob ihre keulenförmige Gebetsmühle in ihr Koppel, um beide Hände frei zu haben. Sie setzte ihre Uniformmütze noch fester auf den Kopf. Wie immer trug sie ihr langes blauschwarzes Haar zu einem strengen Knoten im Nacken zusammengefügt.
»Auf nach Avalon!«, rief die Inderin tatendurstig. Sie stieg auf den Brunnenrand. Asha murmelte einige unverständliche Sätze. Vielleicht war es ein Stoßgebet an die indischen Götter. Dann verschwand sie im Inneren des Brunnens.
Nicole schaute Zamorra an.
»Wusstest du von dieser Art, nach Avalon zu gelangen, Chef?«
»Erst, nachdem ich Asha hypnotisiert hatte. Aber meine eigene Beschwörungspraktik war mir selbst unbekannt, bevor ich sie gemacht habe. Ich bin gespannt, was uns drüben erwartet!«
Mit diesen Worten kletterte auch Zamorra in den Brunnen. Nicole folgte ihm auf dem Fuß. Hinter ihr schwang sich Teri über den Rand. Gryf bildete die Nachhut.
Die Gefährten waren auf dem Weg ins Unbekannte…
***
Asha Devi prustete.
Sie hatte etwas Wasser in den Mund bekommen, aber zum Glück nicht in die Lunge. Die Inspektorin bewegte sich heftig. Doch sie merkte schnell, dass sie festen Boden unter den Füßen hatte.
Die Inderin war nur knietief im Wasser. Selbst ein Nichtschwimmer konnte hier überleben. Neben ihr erschienen die anderen Reisenden. Sie waren offenbar unmittelbar nach Asha durch das Weltentor getreten.
»Wie sind wir hierher gelangt?«, fragte Gryf. Der Druide hatte in seinem über achttausend Jahre langen Leben schon unzählige magische Rituale kennen gelernt. Aber er war immer noch wissbegierig. Und auf diesem Weg nach Avalon zu gelangen, war ihm offenbar noch nicht passiert.
»Das geht dich nichts an!«, knurrte Asha Devi schlecht gelaunt. Mit diesem Satz wollte sie nur vertuschen, dass sie selbst auch keineswegs wusste, auf welche Weise sie die Dimensionsreise nach Avalon gemacht hatten.
Aber Asha konnte es nicht ausstehen, wenn sie ihr Unwissen eingestehen musste. Also fuhr sie Gryf lieber über den Mund.
Der Druide blieb hingegen von ihrer Anpflaumerei unbeeindruckt. Er reichte Teri galant seine Rechte. Hand in Hand stapften die beiden Druiden ans Ufer.
Auch Zamorra, Nicole und Asha stiefelten an Land. Zwischen dem Ufer und einem Vegetationsgürtel gab es einen Felsen, der aussah wie eine große Glocke.
»Das ist gut«, sagte Gryf. »So können wir uns ganz leicht die Stelle merken, wo wir wieder in Merlins Zauberwald zurück gelangen!«
Die Polizistin goss das Wasser aus ihrer Mütze und setzte sie schnell wieder auf. Überrascht drehte sie sich um. Asha starrte auf die Wasserfläche. Oder dorthin, wo diese hätte sein sollen.
Vom Ufer der Feeninsel aus konnten die Gefährten nur dichte Nebelbänke erkennen, die sich übereinander schoben. Von dem Meer war nichts mehr zu erkennen.
Zamorra vergegenwärtigte sich wieder einmal, dass
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