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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Innerlich vereiste er. Das Bett war nicht mehr warm genug, er konzentrierte sich voll und ganz auf die Geräusche draußen.
    Dabei brauchte er nur den Arm ausstrecken, um den Knopf der Lampe zu erreichen. Selbst diese Bewegung schaffte der Junge nicht.
    In seinem Bett kam er sich vor wie ein Gefangener. Wie vor einigen Monaten, als ihn Klassenkameraden in der Schultoilette eingeschlossen hatten, erlebte er auch hier wieder das heiße und bedrückende Gefühl der Angst. Wie ein breites Gummiband kroch es in ihm hoch.
    Er stellte sich schlimme Dinge vor, ohne behalten zu können, was es genau gewesen war.
    Leider blieb die Angst.
    Zeit verging.
    Die Geräusche nahmen zu. Sie kletterten höher, und sie hatten auch ihre Richtung nicht gewechselt, sie blieben in der Nähe des kleinen Fensters.
    Davy starrte nur dorthin.
    Seine Lippen waren ebenso trocken wie der Mund. Er bewegte blinzelnd die Augen, er wollte nach seinen Eltern schreien, das schaffte er nicht. Die Furcht war wie eine Fessel, denn sie lähmte leider auch seine eigene Stimme.
    Warten – aber worauf?
    Vielleicht auf den Umriss, den Schatten, der sich plötzlich hinter der Fensterscheibe abzeichnete und einen grauweißen Fleck in die Mitte des Vierecks malte.
    Das war… das war – ein Gesicht!
    Davy Gibson sah es überdeutlich. Dazu brauchte er auch kein Licht einzuschalten. Dieses Gesicht war kein Traum, es gehörte einem Fremden, und es war schlimm.
    Eine Fratze, in der die Augen leuchteten. Ein Kinderschreck. Das Gesicht war verzogen, ein schiefer Mund, aus dem warmer Atem drang und von außen her gegen das Glas blies.
    Die Umrisse »vermilchten«.
    In diesem Augenblick riss die Starre des Jungen. Ein schriller Schrei durchbrach die Stille des Zimmers…
    ***
    Ein kleiner Wohnraum mit Kamin und daneben eine urgemütliche holzgetäfelte Wohnküche. Dort ließ es sich schon aushalten, und die Gibsons konnten sich nie entscheiden, wo sie die Abende verbringen sollten. Entweder im Wohnraum, wo auch der Fernseher stand, oder in der Küche, denn die hölzerne Eckband verlieh diesem Raum genau den Hauch von Gemütlichkeit, der so typisch für diese Landschaft war.
    Sie hatten sich für die Küche entschieden. Der Rotwein schimmerte im Glas, auf dem Tisch stand noch frisches Gebäck. Die Dochte zweier dicker roter Kerzen brannten, und ihr flackerndes Licht huschte auch über die Tannenzweige eines Gestecks, in das die beiden Kerzen integriert worden waren.
    Ein wunderbarer Abend, ihr erster, den die beiden Gibsons immer genossen, da konnten sie relaxen und gleichzeitig die Pläne schmieden, wie sie die nächsten Urlaubstage verbringen wollten.
    Fest stand, dass sie – es war den Kindern versprochen – am nächsten Tag, wenn es dämmerte, hinunter in den Ort und somit zum Weihnachtsmarkt gehen mussten.
    »Der Weihnachtsmarkt steht fest«, sagte Brett und tippte zur Bestätigung seiner Worte zweimal mit der Zeigefingerspitze auf den Holzstoß. »Da werden wir erst am Nachmittag hingehen. Wie möchtest du den Morgen verbringen?«
    Cindys große Augen leuchteten. »Ich kann es kaum erwarten, auf die Loipe zu kommen.«
    »Also sportlich.«
    »Und wie.«
    Brett lächelte. »Was sein muss, muss sein.«
    Erstaunt drückte sich die dunkelhäutige Frau zurück. »Bist du denn nicht einverstanden?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Er schaute auf die schimmernde Seide der dunkelroten Bluse. Dazu trug Cindy – er fand den Namen blöd, aber so wurde sie nun mal genannt – schwarze Leggins mit ebenfalls dunkelroten Mustern. Auf die Hüttenschuhe hatte sie verzichtet, die Beine angezogen und sie schräg auf die Bank gelegt.
    »Aber begeistert bist du auch nicht.«
    Er hob die Schultern.
    »Oder willst du warten, bis die Conollys morgen angekommen sind?«
    »Das ist möglich.«
    »Du willst sie hier empfangen?«
    »Das schon. Bill und ich haben uns abgesprochen, dass wir gemeinsam einen Weihnachtsbaum kaufen gehen.«
    Cindy legte den Kopf zurück. »Ahhh«, sagte sie langgezogen, »ich weiß, wo das endet.«
    »Wo denn?«
    »Wie denn, sag lieber. In einem Rausch, den ihr euch an verschiedenen Glühweinbuden holt. Weißt du noch, wie ihr in London darüber gesprochen habt? Du hast Bill den Mund wässrig gemacht, und diesmal werdet ihr zu dritt sein. Bills Freund John kommt noch mit. Dann haben wir drei Betrunkene zu pflegen.«
    »Pflegen«, Brett hob seine Arme.
    »Wie sich das anhört. Als wären sie alt und krank.«
    Cindy verzog die Lippen. »Also weit davon seid ihr

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