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0786 - Angst vor der Hexe

0786 - Angst vor der Hexe

Titel: 0786 - Angst vor der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn er entdeckte die zahlreichen Langläufer oben am Hang, die ihren Spaß hatten und auch den Wald nicht ausließen. Das Wetter war ideal. Ein prächtiger Sonnenmittag, denn die bleierne Wolkendecke hatte sich wieder verzogen und dem herrlichen Blau des Himmels Platz geschaffen.
    »Alle fahren«, sagte Davy.
    »Ich weiß.«
    »Nur wir nicht.«
    »Wir dürfen ja auch nicht.«
    Es fiel Davy schwer, seine Blicke von den Skifahrern zu lösen. Er drehte sich langsam zu seiner Schwester herum. Amy hatte ihren Platz auf dem Bett nicht verlassen. »Warum dürfen wir nicht fahren?«
    »Weil Mum und Dad es verboten haben.«
    »Die sind doch drüben.«
    Amy schaute ihren Bruder an. »Du… du … hast was gedacht, Davy?«
    Er nickte trotzig. »Habe ich auch.«
    »Was denn?«
    »Wir können doch auch fahren. Nur eine Stunde.«
    Wild schüttelte Amy den Kopf. »Das erlauben die nie. Nie, nie und nie, Davy.«
    »Weiß ich auch.«
    »Dann sag nicht erst so was. Das finde ich gemein.«
    »Hm.« Davy spielte mit seinen Fingern. »Wir fragen nicht und fahren einfach!«
    Amy erschrak so heftig, dass sie eine Hand vor ihren Mund presste. Sie sah sich sogar im Zimmer um, ob auch kein anderer die Worte ihres Bruders gehört hatte. Sie schluckte. »Meinst du das wirklich, Davy?«
    »Klar.«
    Amy schloss die Augen. Sie überlegte. Was ihr Bruder da vorgeschlagen hatte, war eigentlich schlimm. Und Amy musste zugeben, dass sie sich noch nie zuvor gegen ihre Eltern gestellt hatte. Nicht dass sie vor ihnen Angst gehabt hätte – beide Kinder waren angstfrei erzogen worden –, aber so gegen die Regeln zu verstoßen, das kam einfach für sie nicht in Frage.
    »Nein, das mache ich nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich will es nicht.«
    »Ha, jetzt lügst du.«
    »Warum lüge ich?«
    »Weil ich dich kenne. Du willst auch fahren, Amy. Und die anderen Erwachsenen sind auch da.« Er ging zu ihr und zerrte sie vom Bett hoch. »Los, komm zum Fenster, da kannst du alle sehen!«
    Eigentlich hatte sie nicht gewollt, aber ihr Bruder war stärker. Er drehte sie so, dass sie aus dem Fenster schauen konnte, und er legte ihr noch seine Arme auf die Schultern. »Da, du kannst alles sehen, Amy, alles. Nichts ist gefährlich, die Leute laufen alle. Da sind keine Hunde, da sind keine Ratten, da sind nur die Sonne, der Schnee und der Wald. Was ist daran gefährlich?«
    »Nichts.«
    »Dann komm mit.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Dad und Mummy…«
    Der Junge unterbrach seine Schwester mitten im Satz. »Die sind doch nicht hier. Die sind nebenan bei den Conollys. Die werden gar nicht merken, wenn wir verschwinden.«
    »Ich… ich will aber nicht.«
    »Dann fahre ich eben alleine.«
    Als Amy diese Worte hörte, erschrak sie. Hastig drehte sich das Mädchen um. Durch die heftige Bewegung rutschten die Hände von den Schultern. Sie konnte es kaum fassen. »Das… das … willst du tatsächlich tun, Davy? Du willst allein fahren?«
    »Ja.« Er nickte heftig.
    »Das sage ich.«
    »Petze!«
    Amy ging sicherheitshalber zurück. Wenn ihr Bruder wütend wurde, fing er an, sie zu verhauen. Diesmal hielt er sich allerdings zurück. »Ich warte keine fünf Minuten mehr, Amy. Wenn du mich verrätst, kannst du was erleben.«
    »Was denn?«
    »Sage ich noch nicht.«
    Amy überlegte. Sie war hin- und hergerissen. Nicht dass sie sich als unbedingt braves Mädchen angesehen hätte, aber gewisse Regeln befolgte sie schon. Und was sie mit den Ratten, den Hunden und auch in der letzten Nacht erlebt hatten, das hatte keiner von ihnen geträumt. Da stimmte schon alles.
    »Na?« Er drängte.
    »Ja, ist gut.«
    In Davys Augen blitzte es. »Du kommst mit mir?«
    »Ich kann dich ja nicht allein fahren lassen, einer muss schließlich auf dich aufpassen.«
    Dafür hätte ihr Davy sonst eine besonders wütende Antwort gegeben. In diesem Fall verbiss er sie sich, schluckte die Worte herunter und schwieg lieber.
    Amy dachte praktisch. Sie ging bereits zu den Garderobenhaken und nahm die Jacken ab. Und Davy wusste, wie es weitergehen sollte. Sie mussten sich nur aus dem Haus schleichen…
    ***
    Wir saßen in der Küche des kleinen Ferienhauses, und unsere Stimmung war alles andere als urlaubsmäßig. Ein Schatten schien über dem Raum zu liegen, selbst Sheilas frisch gekochter Kaffee konnte den Trübsal nicht wegschaffen.
    Ich trank einen Obstler zum Kaffee, beides zusammen hatte die Kälte vertrieben, aber nicht die innerliche, die mehr mit der Seele und dem unguten Gefühl zu tun

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