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0786 - Angst vor der Hexe

0786 - Angst vor der Hexe

Titel: 0786 - Angst vor der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dort bereitete sie sich auf ihre Art und Weise vor, denn für sie beide sollte die Zukunft sehr gut aussehen.
    »Den Ofen auch?«, fragte er.
    Erst hörte er den leisen Schrei. Aus ihm wurde ein Kreischen, das die Worte untermalte. »Aber sicher doch!« Sie hustete. »Du sollst ihn anheizen, er muss brodeln, er muss kochen, denn ich will ihn bereit haben für unseren Besuch.«
    »Ja, mein Täubchen, ja doch…« Oleg strich über sein Gesicht mit der grauen Haut. In gebückter Haltung schlurfte er dem Ofen in der Ecke entgegen.
    Er war ziemlich groß. Ein viereckiger Klotz mit einer Herdplatte und darunter einer breiten Bratröhre. Noch eine Etage tiefer befand sich die Klappe für die Kohlen. Sie selbst lagen neben dem Ofen in einem Kasten, zusammen mit dem Holz.
    Oleg wusste, was zu tun war. Er arbeitete schnell und geschickt.
    Holz und Papier verschwanden in der Öffnung. Beides stopfte er luftig zusammen, damit die Flammen genügend Platz hatten. Ein Zündholz brachte das erste Feuer. Bald schon brannte das Papier, das Holz fing ebenfalls Feuer, so dass Oleg die ersten Kohlen in die Öffnung schaufeln konnte. Er nahm dazu eine schmale Schuppe und sorgte dafür, dass er nicht zu viele Kohlen hineinwarf, sonst wäre das Feuer erstickt worden, was er auf keinen Fall wollte. Er durfte ihn auch nicht zu stark anheizen, denn er wusste nicht, wie lange das schon etwas brüchige Ofenrohr noch halten würde. Bei zu großer Hitze bestand durchaus die Gefahr, dass es auseinanderflog und das Haus ein Opfer der Flammen wurde.
    »Ist alles gut so?«, kreischte die Alte.
    »Ja, mein Täubchen.«
    »Dann komm her.«
    »Moment noch!« Oleg zog seine Jacke aus. Ihm war einfach zu warm geworden. Zwei Feuerstellen für den Raum waren eigentlich etwas viel. Des halb legte er am Kamin auch kein Holz nach.
    Dafür schaute er aus dem Fenster. Das Wetter hatte sich gebessert, was die Sonnenstrahlung anging. Am blauen Himmel stand der helle Körper wie eine immer explodierende Bombe, aber die Strahlen wärmten längst nicht so wie im Sommer, sie gaben nur ein herrliches Licht, das selbst die Düsternis des Waldes etwas verdrängte.
    Zwischen den kahlen Bäumen waren die meisten Schatten verschwunden, und die Last des Schnees auf dem Geäst wirkte viel heller als sonst.
    »Komm endlich her!«
    »Bin schon unterwegs, meine Liebe.«
    Er ging in den schmalen Flur. Die Tür zu Olinkas Raum befand sich direkt an der linken Seite. Sie konnte nie völlig geschlossen werden und hing schief in den Angeln. Im Flur selbst war es ziemlich düster, aber nicht in Olinkas Raum, denn dort brannte Licht, und sein unruhiger Flackerschein drang durch die Lücken bis in den Flur hinein, wo er auf dem Boden tanzte.
    Mit dem Ellbogen stieß der Alte die Tür nach innen. Er lauschte dabei ihrer schaurigen Musik. Das Knarren und Knarzen hörte sich an, als wären Holzinstrumente dabei, allmählich zu zerbrechen.
    Auf der Schwelle blieb Oleg stehen und zwinkerte, weil ihn der Schein zahlreicher Kerzen zu stark blendete. Als flackerndes Muster drang er in seine Augen und sorgte dafür, dass die Umgebung ziemlich unscharf wirkte. Mit der Zungenspitze fuhr er über seine rissigen Lippen. Die Luft war schlecht, weil die zahlreichen Kerzenflammen einen großen Teil des Sauerstoffs verbrauchten.
    Überall brannten sie. Auf dem Brett im Hintergrund ebenso wie auf dem Tisch, an dem Olinka hockte und eine dunkle Brille aufgesetzt hatte, als hätte sie Angst davor, von den zahlreichen kleinen Flammen geblendet zu werden.
    Olinka saß auf einem Stuhl. Sie trug dunkle Kleidung und dazu ein sehr breites, blaugraues Tuch über beide Schultern. Der Kerzenschein erreichte natürlich ihr Gesicht und ließ durch seine Weichheit die Züge nicht mehr so hart erscheinen. Sie sahen gelbgrün aus, und auch die Lippen waren kaum zu sehen, weil sie mit den Falten der Haut verschmolzen.
    Die Hände hatte sie auf den Tisch gelegt und dabei die Finger gespreizt. Totenhände, mit Fingern, die aussahen, als bestünden sie aus getrockneten Würmern.
    Jetzt sagte sie nichts mehr. Sie saß einfach da, wartete und schien in Trance versunken zu sein. Die meisten Kerzen brannten hinter ihr. Das Licht schuf die Dekoration für diesen bühnenreifen Auftritt.
    Auf dem Tisch stand nur eine Kerze. Ihr Licht reichte aus, um das Muster der rötlichen Decke erkennen zu lassen. Ein Kreis war dort eingezeichnet worden. In seiner Mitte ein Pentagramm, an den Rändern versammelten sich zahlreiche Symbole und

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