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0786 - Ort ohne Wiederkehr

0786 - Ort ohne Wiederkehr

Titel: 0786 - Ort ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Zumal er weder ein Erzdämon war noch auf eine höllische Laufbahn und Errungenschaften zurückblicken konnte, die ihn für seine Position qualifizierten. [2] Aber Stygia kannte Calderone wahrscheinlich besser als jeder andere in den Schwefelklüften, und daher wusste sie, dass er verdammt gefährlich war. Sie war nicht so dumm, ihn zu unterschätzen. Und sie legte keinen Wert darauf, sich seinen Zorn zuzuziehen, indem sie ihn Hinter seinem Rücken schlecht machte - zumal es ein »hinter seinem Rücken« nicht wirklich gab. Calderone, dieser ehrgeizige Bastard, schien seine Augen und Ohren überall zu haben…
    Nicht nur, um das Thema zu wechseln, bevor ihr doch noch eine Bemerkung herausrutschte, die sie womöglich bereute, sagte Stygia zu Asmodis: »Sei’s, wie’s sei - du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet: Warum willst du gerade jetzt mit der Sprache herausrücken?«
    »Wie ich eben schon erklären wollte«, begann der Ex-Teufel von neuem, »sind mir die Unruhen und Zweifel, die Astardis’ Bemerkung in den Reihen der Schwarzen Familie verursacht haben, ein Dorn im Auge. Sie beunruhigen mich. Damit wurde eine unheilvolle Entwicklung in Gang gesetzt, der ich Einhalt gebieten muss - das heißt, nein, im Gegenteil, ich will diese Entwicklung beschleunigen, damit sie rasch zu einem Ende kommt. Und ein neuer Anfang erfolgen kann.« Er setzte eine wohl bemessene Pause, ehe er fortfuhr: »Ich möchte der Hölle eine Chance zur Neuordnung geben.«
    Festen, eisigen und zugleich lodernden Blickes sah er Stygia an, forschte in ihren Zügen, als wolle er sich überzeugen, dass sie auch begriff, was er da andeutete.
    Und sie begriff.
    Jenes überwältigende Gefühl, das sie vorhin schon verspürt hatte, als Asmodis ihr eröffnete, weshalb er zu ihr gekommen war, kehrte mit ungeheurer, ungleich stärkerer Macht zurück. Stieg wie etwas Erstickendes in ihr auf. Drohte ihr schwarzes Blut gerinnen zu lassen. Lähmte ihr Denken, raubte ihr die Kontrolle über ihr Tun.
    Als wolle ihr Unterbewusstsein den Moment der furchtbaren Wahrheit unter allen Umständen noch hinauszögern, hörte sie sich wie eine Fremde fragen: »Warum liegt gerade dir an einer Chance für die Hölle? Du giltst als Verräter, bist ein Abtrünniger, hast nichts mehr mit uns zu schaffen!«
    »Auch das kannst du nicht verstehen, natürlich nicht«, erwiderte Asmodis. Er ließ den Blick auf Wanderschaft gehen und schien mehr zu sehen als nur die feurigen Wände des Thronsaals, deren Flammenspiel sich in seinen Augen spiegelte und den Eindruck schuf, als brenne das Feuer, jenes alte Feuer, noch tief in ihm selbst. Sein Blick mochte hinaus reichen über die lohenden Grenzen dieses Saales, tief hinein in die sieben Kreise der Hölle und vielleicht auch über die Hürden der Zeit hinweg und weit in die Vergangenheit.
    »Ich bin es meiner alten Heimat schuldig«, sagte er schließlich. »Hier verbrachte ich mein Dasein. Ich kann nicht zulassen, dass sie im Chaos vergeht. Sicher, es würde Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis es zum Äußersten käme, bis alle Ordnung verginge - aber was sind selbst Säkula gemessen an unseren Maßstäben? Augenblicke nur, kaum mehr. Für uns wäre es, als sei schon morgen alles zu Ende.«
    »Du brichst mir das Herz, alter Mann«, versuchte Stygia eine spöttische Bemerkung, die des belegten Tonfalls wegen jedoch ihre Wirkung verfehlte.
    Asmodis schien sie ohnedies nicht gehört zu haben. Plötzlich machte er den Eindruck, als sei er ganz allein, einsam, und ohne Stygia anzusehen, begann er zu erzählen…
    Wie er seinerzeit durch die legendäre Flammenwand gegangen war, hinter der, wie es hieß, LUZIFER residierte.
    Was dort geschehen war.
    Und warum er daraufhin seine Heimat verlassen und alles aufgegeben hatte, was ihm bis dahin wert und teuer war.
    Es war die Offenbarung des Teufels.
    Und sie erschütterte die Hölle!
    ***
    Das Feuer loderte, die Flammen züngelten nach ihm. Aber er spürte es nicht, nicht einmal die Hitze nahm er wahr.
    Er war mit seinem Geist und allen Sinnen an einem anderen Ort. Fern und doch nah.
    Unsichtbar und still weilte er in Stygias Thronsaal, lauschte und beobachtete.
    Und er sah, dass es gut war…
    Die Saat, die er ausgebracht hatte, gedieh. Sein großer Plan ging auf, das war schon jetzt abzusehen, da er gerade erst seinen Anfang nahm.
    Gleichermaßen zufrieden wie gespannt verfolgte er den weiteren Lauf der Dinge, die er in Fluss gebracht hatte, und was sie

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