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0786 - Ort ohne Wiederkehr

0786 - Ort ohne Wiederkehr

Titel: 0786 - Ort ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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spüren, dass er die Wahrheit sprach. Es war fast, als sei ich dabei gewesen, so anschaulich schilderte er, wie er damals durch die Flammenwand gelangte und…«
    Sie verstummte, schauderte. Dann fuhr sie fort: »… und nichts dahinter fand. Niemanden. Keine Präsenz, gar nichts. Nur Leere.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Selbst der Sturm ringsum ließ kurz nach.
    Zarkahr, DER CORR, wie er sich titulieren ließ, ergriff das Wort. Im selben Augenblick hob auch das Toben des Unwetters wieder an.
    »Nun gut, nehmen wir an, dass die Geschichte so weit stimmt - aber wäre das ein Grund für Asmodis, seinen Abschied zu nehmen?«
    »Er sagte, die Erkenntnis, dass es LUZIFER nicht gäbe, habe sein Höllenbild in Frage gestellt, sein Dasein und Tun allem Sinn beraubt«, wiederholte Stygia, was der Ex-Teufel ihr eröffnet hatte.
    »Für mich wäre das kein Grund, die Brocken hinzuwerfen«, behauptete Zarkahr.
    »Du bist auch nicht Asmodis«, warf Astaroth ein, in einem Tonfall und mit einer Miene, die offen ließen, ob das nun gut oder schlecht war.
    »Ich kann seine Entscheidung nachvollziehen«, räumte Grohmhyrxxa, der Dämon mit dem Fliegenkopf ein. »Die bloße Vorstellung, dass unser KAISER nicht mehr als ein Mythos sein soll, schmettert mich derart nieder, dass ich nicht übel Lust hätte, Asmodis’ Beispiel zu folgen.«
    »Du würdest auf der Erde aber kaum Asyl finden, mit deiner hässlichen Fratze«, stichelte Sarkana, der die Vampire für die nobelsten aller Dämonen hielt und keine Gelegenheit ausließ, das zu betonen.
    Grohmhyrxxa warf ihm einen Blick zu, der alles Mögliche heißen konnte; der Ausdruck seines Fliegengesichts war nicht zu deuten.
    »Hört auf!«, gebot Stygia. »Wir sind nicht hier, um unsere kleinen Machtkämpfe zu führen. Es geht um Wichtigeres - die Ordnung der Hölle steht auf dem Spiel! Vielleicht darf ich euch daran erinnern, dass es in den sieben Kreisen bereits zu ersten Unruhen kommt. Und diese sind heftiger als jene, die entstanden, nachdem Astardis ketzerte, LUZIFER könnte womöglich nur eine Sagengestalt sein.«
    Astaroth nickte bedächtig. »Dass der Name Asmodis hinter dieser Offenbarung steht, verleiht ihr ein Gewicht, wie es kaum schwerer wiegen könnte.«
    »Erstaunlich eigentlich, wenn man bedenkt, dass er doch ein Abtrünniger und Verräter ist«, meinte Zarkahr, DER CORR. Er hatte Asmodis’ Abschied von der Hölle zwar nicht persönlich miterlebt, weil er zu der Zeit noch seiner Wiedererweckung geharrt hatte. Aber er hatte die Geschichte seither sooft gehört, dass er sich dieses Ereignis und seine Auswirkungen innerhalb der Hölle lebhaft vorstellen konnte.
    »Asmodis war eben kein Dämon wie jeder andere«, erinnerte Astaroth. »Außerdem verklärt sich rückblickend so manches - man vergisst das Negative und sieht nur noch das Positive. Das geht nicht nur den Menschen so, davor ist auch unsereins nicht gefeit.«
    Stygia stutzte, ließ es sich aber nicht anmerken. Der Gedanke war ihr bereits gekommen, bevor Asmodis sie aufgesucht hatte, und jetzt meldete sich diese Vermutung zurück, als hätten Astaroths Worte einen Initialfunken gezündet…
    War es vielleicht doch das, was Asmodis im Sinn hatte? Wollte er sich in der Hölle wieder in Erinnerung rufen, sich lieb Kind machen, zu gegebener Zeit den Starken markieren, der in den Schwefelklüften wieder für Ordnung sorgte, nachdem er diese Ordnung mit seiner Behauptung gestört und ins Wanken gebracht hatte? Und wollte er all das vom Thron des Höllenfürsten aus bewerkstelligen?
    Aber wie passte dazu, dass sie doch gespürt hatte, wie ehrlich seine Worte waren? Er hatte sie entsetzt mit dem, was er ihr offenbarte. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran gehabt, dass er die Wahrheit sagte.
    Und den hatte sie auch jetzt nicht, trotz dieser Vermutung…
    Am Tisch wurde eine weitere Stimme laut und erlöste Stygia, für den Moment wenigstens, aus ihrem gedanklichen Dilemma.
    Rico Calderone, Satans Ministerpräsident, in eine mönchsartige Kutte gewandet, die allmählich zu seinem Markenzeichen wurde, meldete sich zu Wort. Aber zunächst einmal lachte er. Dann erst fragte er grinsend in die Runde: »Was habt ihr eigentlich erwartet? Welches Bild habt ihr von dem, was hinter der Flammenwand liegt? Dachtet ihr etwa, die höllische Dreieinigkeit aus Satan Merkratik, Beelzebub und Put Satanachia sitze dort in Gestalt dreier alter Rauschebärte - so wie sich kleine Kinder den lieben Gott vorstellen?«
    Ihm, der vom

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