0787 - Das Mordreptil
Bali und dem Rest Indonesiens getrennt und zählt damit zur australischen Region. Dementsprechend weisen Flora und Fauna große Unterschiede auf. Größtenteils ist Lomboks Bevölkerung islamischen Glaubens, jedoch werden auch ältere Bräuche hinduistischen Ursprungs weiter gepflegt.«
Tendyke nickte und wartete darauf, dass Zamorra fortfuhr.
»Wie der Rest Indonesiens leidet auch Lombok unter der allgemeinen Wirtschaftskrise, die ihre Ursache im korrupten Regime von Präsident Suharto und diversen Missernten hat. Die aufstrebende Tourismus-Branche hat außerdem immer wieder Rückschläge durch Terror-Anschläge erlitten.«
»So ist es«, bestätigte Tendyke und nahm einen großzügigen Schluck Wein. »Ist euch irgendetwas über besondere höllische Aktivitäten auf den Inseln bekannt?«
Die beiden Dämonenjäger sahen sich an und überlegten. Schließlich ergriff Nicole das Wort. »Vor Jahren ist auf Bali eine Australierin, die sich mit Schwarzer Magie eingelassen hat, unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Die ganze Geschichte wurde unter dem Titel ›Mystics in Bali‹ auch verfilmt. Nach Abschluss der Dreharbeiten kam es angeblich noch zu weiteren unerklärlichen Vorkommnissen. Ob die Geschichte ernst zu nehmen ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt.«
Tendyke nickte anerkennend. Wie immer war Nicole bestens darüber informiert, was in der Welt vorging und legte ein beachtliches Gedächtnis für scheinbar unwichtige Kleinigkeiten an den Tag. Menschen, die sie für oberflächlich hielten, weil sie sich oft die Haare blond färbte, erlebten meist ziemlich schnell eine Überraschung.
Zamorra lehnte sich im Sessel zurück und musterte den alten Freund über den Rand seines Weinglases hinweg. »Nun sag, Robert, was interessiert dich plötzlich so an Indonesien? Du fragst doch nicht ohne Hintergedanken.«
Tendyke lächelte. Er ließ sich Zeit mit der Antwort und goss sich erst einmal nach.
»Gestern Nacht hat es auf Lombok einen seltsamen Todesfall gegeben«, begann er dann. »Ein amerikanischer Investor, der sich über die Fortschritte beim Bau einer Luxus-Hotelanlage informieren wollte, wurde überfallen. Angeblich von einem echsenartigen Ungeheuer. Dabei wurde er an der Brust verletzt. Er starb innerhalb einer Stunde an einer daraus resultierenden Vergiftung.«
Er machte eine Pause und musterte die beiden Freunde, bevor er fortfuhr. »Der Mann war Angestellter einer Tochterfirma von Tendyke Industries.«
»Kein Wunder, dass du so schnell davon erfahren hast!«, entfuhr es Nicole verblüfft. »Aber seit wann bist du in der Hotel-Branche tätig?«
Tendyke lächelte kurz, dann wurde er wieder ernst. »Tendyke Industries ist auf vielen Gebieten aktiv«, antwortete er. »Das sollte euch doch eigentlich bekannt sein. Wenn eine Branche den Bach runtergeht, reißt eine andere alles wieder raus. Schließlich will ich nie wieder arm sein.«
Zamorra nickte. Diesen Satz hatte Tendyke seinerzeit ausgesprochen, als er noch der Zigeunerjunge Roberto war. Mehr als fünfhundert Jahre lag das nun zurück. Seit der Zeit hatte der Sohn des Asmodis seinen eigenen Tod unzählige Male überlebt.
Und in all den Jahrhunderten hatte er sich immer wieder bemüht, Sicherheit und Unabhängigkeit zu schaffen. Er hatte viele Rückschläge erlebt, aber er war immer wieder aufgestanden, wie oft er auch stürzte, und hatte nun einen weltumspannenden Großkonzern geschaffen, durch den er tatsächlich nie wieder arm sein musste. Dabei wollte er stets immer nur so viel Geld haben, dass er in Ruhe davon leben und seine Pläne verwirklichen konnte. Geht es dem Boss gut, geht es auch den Angestellten und Arbeitern gut, war seine Devise. Entlassungen vermied er möglichst, selbst in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche. Seine Mitarbeiter weltweit dankten es ihm mit ihrer Loyalität, Er fuhr fort: »Das Hotel-Projekt wurde jedoch zu-Ty Senecas Zeiten aus der Taufe gehoben. Weiß der Henker, was der Kerl noch alles angestellt hat. Ich halte jedenfalls nichts davon, Naturparadiese mit Hotel-Bungalows zuzupflastern.«
Bei der Erwähnung von Tendykes derzeit untergetauchtem Doppelgänger aus der Spiegelwelt verzogen Zamorra und Nicole unmerklich das Gesicht. Seneca hatte ihnen mehr als genug Scherereien bereitet. Nicht zuletzt beim »Unternehmen Höllensturm«.
Einen Moment herrschte Schweigen, und nur das leise Prasseln des Kaminfeuers war zu hören. Schließlich nahm Zamorra den Gesprächsfaden wieder auf.
»Lass mich raten, du
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