0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
transparent, und dies geschah in gewissen Intervallen.
Er schwebte plötzlich über dem anderen wie dessen Hologramm.
Kein Laut unterbrach diese ungewöhnliche Szene.
Aninas Körper sackte nach unten.
Ein Geist legte sich wie eine hauchdünne Schicht über den anderen Körper. Noch sah ich die Umrisse meiner Begleiterin, im nächsten Moment aber waren sie verschwunden.
Da war Anina eingetaucht in den Körper der Nonne, um ihn zu durchforschen…
***
Diesmal konnte ich nichts tun. Ich blieb auf dem Fleck stehen, und mir stockte der Atem. Dabei hoffte ich, dass wir es richtig gemacht hatten, denn nur wenn wir in die Tiefe gingen, konnten wir auch Informationen bekommen. Sollte die Nonne tot sein, würde ich es durch Anina erfahren, da sie in der Lage war, sich mit den Seelen der Toten in Verbindung zu setzen, um der realen Welt anschließend zu erklären, was sie in der anderen, der entmaterialisierten erlebt hatte.
Ich wartete also und merkte zum erstenmal nach unserem Eintreten in das Kloster, wie langsam doch eigentlich die Zeit verstrich und wie ungeduldig ich war.
Ich wollte, dass etwas passierte, ich brauchte die Informationen einfach und konzentrierte mich auf das Gesicht der bleichen Person im Bett.
Wenn es eine Lösung gab, dann würde sie sich zuerst dort abzeichnen, nahm ich an.
Die »schlafende« Nonne rührte sich nicht. Es war auch nicht zu merken, dass ein zweiter Körper in einer anderen Gestalt von ihr Besitz ergriffen hatte. Was hier ablief, war überhaupt nicht zu sehen, und es stellte sich die Frage, ob wir überhaupt durch diesen Versuch etwas erreichen konnten.
Nicht das leichteste Zucken der Haut, keine Bewegung der Augenlider, einfach nichts.
Sehr laut hörte es sich an, als ich die Luft ausstieß. Irgendwo im Gebäude klapperte etwas. Vielleicht ein loser Fensterladen, der vom Wind bewegt wurde. Das Geräusch machte mich nervös, weil ich an die bedrückende Stille gewöhnt war.
Es verstummte auch sehr bald, so dass ich mich wieder auf die Stille in dem Raum konzentrieren konnte.
Sie blieb.
Sie bedrückte und belastete mich. Ich hatte den Eindruck, als hätte sie einen Geruch bekommen. Dass eine sehr klare Luft den anderen Gestank zur Seite drängen würde.
Das alles bildete ich mir nur ein, denn nichts hatte sich bisher verändert. Von der unnatürlichen Haltung meines Arms schmerzte mir die Schulter leicht, und ich wechselte die Lampe in die linke Hand, ohne die Zielrichtung zu verändern.
Da sah ich etwas.
Ein heller Schatten huschte über das Gesicht hinweg, kam wieder zurück, und einen Moment später breitete er sich schon über dem gesamten Körper aus, jemand stieg aus der Schlafenden hervor, und es war tatsächlich die zweite Gestalt der Anina, die sich als Geistwesen lautlos der Decke zubewegte, sie jedoch nicht ganz erreichte, denn zuvor machte sie kehrt und streckte wie ein normaler Mensch die Beine aus, um den Fußboden zu erreichen.
Als Gespenst stand sie vor mir. Als ich ihr Lächeln sah, da verwandelte sie sich bereits wieder zurück in einen normalen Menschen aus Fleisch und Blut.
Mit diesem Vorgang kam ich noch im mehr nicht zurecht. Wenn Zeit war, musste sie ihn mir genauer erklären. Ich freute mich auch darüber, dass sie gelächelt hatte, dann war ihr ungewöhnlicher Ausflug doch nicht so schlimm gewesen.
»Du bist okay?«, fragte ich sie leise.
»Ja, John, ich bin okay.« Sie antwortete mir mit einer völlig normalen Stimme.
»Was ist passiert? Hast du es herausfinden können?«
»Wir brauchen uns nicht die großen Sorgen zu machen. Christiana ist nicht tot. Sie lebt, wenn auch anders, als wir es gern hätten. Sie ist in eine tiefe Trance gefallen. Ich gehe davon aus, dass dies nicht freiwillig geschehen ist. Man wird sie in diese Trance hineinversetzt haben, und ich denke, dass es die Äbtissin getan hat, damit sie freie Bahn hat und nicht gestört wurde. Ich bin eigentlich froh, dass es so gekommen ist. Sie hat ihr Soll vorläufig erfüllt, denn nun besitzt sie das Kloster für sich allein. Es wird niemand mehr hier sein, der sie stört, denn ich weiß, dass auch die anderen Nonnen in diesen fremden und sehr tiefen Schlaf gefallen sind, das habe ich auf meinem Weg durch den Schlaf und die Träume der Christiana herausgefunden.«
Ich musste es einfach akzeptieren, es blieb mir nichts anderes übrig. Nur wollte ich gern wissen, was sie noch herausgefunden hatte, und ich fragte sie danach.
»Nicht viel, John. Die ›Unterbewusstseine‹ dieser
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