0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
gebe ich zu, ihr das Gesicht aber gelassen. Mit dem Gang durch das Höllenfeuer hat sie bewiesen, wie sehr sie den Teufel mag, und er hat sie angenommen.«
»Schlief sie in diesem Sarg?«
»Ja. Sie wollte immer in seiner Nähe sein. Sie hat die Kapelle ihm geweiht, obwohl unsere Mitschwestern noch hier waren und beteten. Nichts haben sie gemerkt, gar nichts.« Freude klang aus den Worten heraus, die von Anina gedämpft wurde.
»Irrtum, ich habe gewusst, dass etwas nicht stimmt.«
»Du bist eine Verfluchte. Virginia wusste genau, dass sie sich mit dir eine Laus in den Pelz gesetzt hat, aber sie hat dich erst wirken lassen, um dich zu beobachten, und dann hat sie versucht, dich fertigzumachen. Denk an den Mann, der dich jagte.«
»Dubbs lebt nicht mehr.«
»Sie weiß es.«
»Dann hätte sie einsehen müssen, dass der Teufel nicht gewinnen kann.«
»Sie wird sich selbst um dich kümmern«, sagte Monica.
»Ja, darauf warte ich. Ihr könnt euch beide nicht vorstellen, wie wir uns auf ihre Rückkehr freuen. Sie soll kommen, und sie soll sich endlich stellen.«
Ich wollte die Zeit nicht durch irgendwelche Gespräche unnötig verstreichen lassen. Dieses Chaos in der Kirche gefiel mir nicht.
Noch weniger passte mir, dass sie zu einem Ort des Teufels geworden war, und dagegen musste ich etwas unternehmen.
Es war gut gewesen, dass sich Anina mit ihren beiden Schwestern unterhielt, denn so hatte ich an mein Kreuz herankommen können und die schmale Silberkette so weit hochgezogen, dass mein Kreuz endlich unter dem Kragen des Pullovers hervorglitt.
Es schimmerte auf, und dieser Reflex lenkte die beiden Nonnen von Anina ab.
Sie sahen das Kreuz!
Ich hielt es in der rechten Hand und ging damit einen Schritt auf sie zu.
Im ersten Moment waren sie überrascht. Das Metall schien das Restlicht eingefangen zu haben, um es jetzt abzugeben, denn es strahlte den beiden entgegen, ohne dass es von mir aktiviert worden war.
»Neiiinnn!« Larissa schrie wütend auf. Sie fürchtete sich vor dem Kreuz und duckte sich.
Monica bewegte sich zur Seite. Ihre rechte Hand verschwand unter der Kutte, und sie holte ein Messer hervor, mit dem sie mich angreifen wollte. Sie hatte schon den Arm erhoben, als Anina eingriff.
Plötzlich war sie nur mehr als Schemen zu sehen, der direkt auf die bewaffnete Nonne zuhuschte.
Monica erstarrte vor Schreck. In diesem Moment spürte sie die Macht der anderen Seite, und auch ich war von den Aktivitäten meiner Begleiterin überrascht.
Monica konnte sich nicht wehren. Die zweite Gestalt legte sich wie ein Schleier über sie. Ich leuchtete die Nonne nicht mehr an, trotz der Finsternis aber sah ich ihre zuckenden Bewegungen und den Schleier über ihrem Körper.
Dann nicht mehr, denn er war eingetaucht in die Nonne, die sich nicht mehr bewegen konnte.
Larissa gab es noch. Ich hörte sie schluchzen. Sie hatte sich zur Seite gedreht, stand an der Wand und presste ihre Stirn gegen das Gestein.
Ich ging auf sie zu.
Als sie meine Schritte hörte, drehte sie sich um. Genau da sah sie mein Kreuz.
Ein gellender Schrei drang aus ihrem Mund. Ein Schrei, wie er auch aus der Hölle hätte kommen können. Als sich ihr das Kreuz zwischen die gekrümmten Finger drückte, da durchstieß ein gewaltiges Zittern ihren Körper.
Die Nonne konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Die andere Kraft, die von ihr so gehasst wurde, war viel stärker. Sie durchjagte den Körper der Frau. Mit dem Rücken prallte er einige Male gegen die Wand, als sie vor- und zurückschlug, dann war es vorbei.
Sie brach zusammen, und ihre Tracht wellte sich dabei in die Höhe wie eine weiße Decke oder ein großes Totenhemd.
Ich drehte mich wieder um, denn es gab noch eine zweite Person.
Im Licht meiner Lampe sah ich sie und schauderte vor diesem Anblick zusammen. In ihrem Körper steckte Aninas Astralleib. Er hielt ihn umfangen, und er führte dabei eine besondere Art von Exorzismus durch. Er trieb das Böse aus ihrem Körper heraus, was nicht so einfach war, denn Larissa geriet von einem Anfall in den nächsten.
Sie wurde durchgeschüttelt, sie trampelte, sie warf sich zu Boden, sie schnellte wieder hoch, sie erinnerte mich an eine Mischung aus Mensch und Tier, sie hatte den Mund weit aufgerissen und ließ die Zunge vorschnellen, auf der sie dann herumbiss. Blut spritzte hervor und auf den Boden. Mich erinnerte sie an einen tanzenden Derwisch, der ebenfalls von fremden Geistern besessen war.
Ihre Augen waren weit aufgerissen. Die
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