0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
davon!
Reverend Peters konnte es kaum glauben. Er stand auf der Stelle und schüttelte den Kopf. Für ihn war es kaum zu fassen. Da war sie in die Kirche geritten, hatte die Zerstörungen angerichtet, und nun verschwand sie wieder.
Der Geistliche zitterte. Er hatte seine Nerven kaum noch unter Kontrolle. Dabei biss er auf seine Unterlippe, nur um ein Klappern der Zähne zu vermeiden. Die Nische lag nicht weit vom zerstörten Ausgang entfernt. Die Reiterin würde sie in kurzer Entfernung passieren, dann würde sie ihn auch zwangsläufig entdecken.
Wie es aussah, wollte sie sich nicht um den Pfarrer kümmern.
Hoch aufgerichtet saß sie auf dem Rücken des Schimmels, ohne dabei nach rechts oder links zu schauen.
Nur den Ausgang hatte sie im Blick, und wie ein Schatten glitten Pferd und Reiterin an der Nische vorbei, ohne sich um den Geistlichen zu kümmern.
Die Nonne verließ die Kirche.
Peters stand lauschend in seinem Versteck. Er fühlte sich wie von kalten Tüchern umwickelt. Dabei konnte er es nicht begreifen, ohne Verletzung davongekommen zu sein. Nur sehr langsam erwachte er aus seiner Starre und nahm die normale Umgebung wieder auf. Er roch den ätzenden Rauch, er sah die Trümmer auf der rechten Seite, er spürte die Kälte, die in der Kirche die Hitze des Feuers vertrieben hatte, und er dachte über die Reiterin nach, die er kannte, denn es war die Äbtissin gewesen, der er einige Male im Kloster einen Besuch abgestattet hatte.
Wie hatte sie sich verändert! Sie war mehr zu einem Monstrum geworden, und ohne es eigentlich zu wollen, glitten die Gedanken zurück in die Vergangenheit, als er ihr gegenübergestanden hatte. Suspekt war sie ihm schon immer gewesen. Er war nie gut mit ihr zurechtgekommen, weil sie kaum Interesse für kirchliche Angelegenheiten gezeigt hatte. Sie war einfach nicht interessiert und so schrecklich kühl und fremd gewesen. Dass sie sich allerdings zu einer derartigen Person wandeln würde, damit hatte er nicht rechnen können.
Erst einige Zeit später löste er sich aus seinem Versteck. Mit müden Schritten wandte er sich dem Ausgang zu und betrat das Freie.
Vor seinen Füßen lag die verbrannte Tür. Sie war noch als Rechteck zu sehen, wenn er allerdings darüber hinwegschritt, dann brach es knisternd zusammen. Der Geistliche ging mit müden Schritten. Obwohl sein Leben gerettet worden war, wollte er nicht so recht froh werden. Was er hier erlebt hatte, war einfach zu unglaublich und auch zu unerklärlich. So etwas nahm ihm niemand ab.
Mit müden Schritten erreichte er den schmalen Weg vor dem Eingang und blieb dort stehen.
Die Luft war kalt geworden, der Wind schüttelte ihn. Peters hatte seine Hände ineinander verschränkt, als wollte er beten. Seltsamerweise fielen ihm nicht die richtigen Worte ein. Er stand da, schaute ins Leere und hatte den Eindruck, nur eine Figur in einem gefährlichen Schachspiel zu sein.
Er dachte auch an Pinky Eagle, den Landstreicher. Himmel, dieser Mensch hatte Recht gehabt. Seine düsteren Prophezeiungen hatten sich bewahrheitet, aber was genau hinter allem steckte, wusste der Pfarrer auch nicht. Er jedenfalls lebte, und er würde die Spuren des Feuers löschen, das nahm er sich vor.
Er stand im Wind. Sein Blick glitt in die Richtung, wo auch das Kloster lag. Dabei hatte er das unbestimmte Gefühl, als wäre die Nonne dorthin geritten.
Beim ersten Hinschauen sah er nichts.
Dann aber fiel ihm das bleiche, sich bewegende Licht auf, das durch die Nacht huschte.
Das war sie.
Sie ritt wieder zum Kloster zurück und würde wahrscheinlich so tun, als wäre nichts geschehen. Er dachte daran, dass sich bei einer derartig abartigen Person als Leiterin auch alle anderen Nonnen in höchster Gefahr befanden, und er überlegte, was er da ändern konnte. Die Polizei anrufen und von der unheimlichen Nonne erzählen, die Kirchen in Brand steckte? Man würde ihn auslachen und ihm kein Wort glauben. Vielleicht sogar auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen. Eine zweite Möglichkeit wäre gewesen, sich mit der Kirchenleitung des Bistums in Verbindung zu setzen, doch auch das würde nichts bringen. Man würde ihn nur mitleidig anschauen und ihn auch zu beruhigen wissen.
Es sah nicht gut aus. Er war nach wie vor auf sich allein gestellt.
Noch hatte die Nacht nicht richtig begonnen. Sie dauerte noch lange, und sie konnte auch gefährlich werden…
***
Bevor ich mich umdrehte, fing ich einen Blick meiner Begleiterin auf, der mich zur Vorsicht mahnte.
Weitere Kostenlose Bücher