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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte ich den Grund erfahren, weshalb sie gerade dorthin wollte. »Wenn Virginia in der Kapelle war, konnte niemand hinein, weil Monica und Larissa als Wächterinnen vor der Tür standen. Das alles lässt tief blicken. Wenn wir in der Kapelle waren, hatte sich zwar nichts verändert, das aber hat nichts zu sagen.«
    »Okay, schauen wir uns den Raum einmal an.«
    Anina führte mich wieder. Wir löschten das Licht und verließen uns wieder auf den Schein meiner Leuchte. Noch immer begleitete uns die bedrückende Stille, die wie ein unsichtbares Bleichgesicht zwischen der Decke, den Wänden und dem Fußboden lagerte. Eine direkte Gefahr hatten wir noch nicht entdeckt, das änderte sich auch nicht, als wir einen anderen Gang betraten, der uns in einen kleinen Anbau an der Rückseite führte, was von der Frontseite aus nicht zu sehen gewesen war.
    Vor einer Rundbogentür blieb Anina stehen. Der Eingang war nicht sehr hoch. Vor dem braunen Holz glänzte eine dunkle Klinke.
    Ich leuchtete die Tür ab, die in eine Nische hineingebaut worden war. Das Mauerwerk roch etwas nach Kalk.
    »Genau hier, wo wir jetzt stehen, hat Virginia immer ihre Leibwächterinnen zurückgelassen«, erklärte mir die Nonne. »Ich bin gespannt, ob sie auch in der Kapelle ihre Spuren hinterlassen hat.«
    Sie hatte es, denn kaum hatte ich die Tür spaltbreit geöffnet, da nahm ich schon den scharfen Geruch wahr, der in meine Nase hineinstieg und leider auch den Mund ausfüllte, so dass ich den Eindruck hatte, stinkenden Ruß zu schmecken.
    Dieses war kein Haus des Herrgotts mehr, das war mehr zu einer Stätte des Teufels geworden. Kopfschüttelnd überschritt Anina vor mir die Schwelle. Ich hörte sie leise stöhnen, und auch ich atmete gepresst, als ich auf das Chaos in der Kapelle schaute.
    Hier hatte ein Dämon gewütet.
    Umgestürzte Bänke, zu Boden geschleuderte Kerzen, ein gekippter Altar, gegen den der Schein meiner Lampe fiel. Blumenschmuck, der auf dem Boden lag, zerhackte Kreuze, das alles konnten wir auf den ersten Blick sehen: Ich ballte die Hände zu Fäusten, denn mich hatte die kalte Wut überfallen.
    Um nach vorn zu gelangen, mussten wir über die umgestürzten Bänke hinwegsteigen. Anina ging vor mir. Immer wieder hob sie die Schultern und schüttelte den Kopf, auch sie kam mit dem Chaos nicht zurecht. Je weiter wir gingen, umso mehr intensivierte sich ein widerlicher Geruch, der diesmal nicht nach Schwefelgasen stank, sondern nach Fäulnis und Moder. In der Nähe des umgekippten Altars musste sich die Quelle befinden, denn von dort wehte er uns entgegen.
    Ich sprang über eine Bank hinweg, erreichte Anina, und vor dem Altar blieben wir für einen Moment stehen.
    »Du hast es auch gerochen, nicht?«
    Ich nickte. »Ja, Moder… Fäulnis.«
    »Was ist der Grund?«
    »Das hätte ich eigentlich dich fragen müssen, denn du kennst dich hier besser aus.«
    Sie antwortete mir mit einem glucksenden Lachen, doch komisch kannte ich in dieser Kapelle nichts finden, die mich in ihrer Düsternis an eine große Gruft erinnerte, in der jemand seine Wut ausgelassen hatte. Es war kalt zwischen den rohen, bilderlosen Wänden. Ich empfand es als eine ungewöhnliche Kälte, die ich schon des öfteren erlebt hatte, wenn die Seele eines Menschen als Plasmawesen aus Mund, Nase und manchmal auch den Augen stieg.
    Anina hob die Schultern. »Der Geruch ist da, John, aber wo finden wir die Quelle?«
    »Im Kloster hast du ihn nie gerochen?«
    »So ist es.«
    Ich ging einige Schritte nach rechts, weil ich den gekippten Altar umrunden wollte. Die Platte stand hochkant, sehr bald konnte ich hinter die Rückseite leuchten.
    Und dort sah ich das Loch!
    Im ersten Augenblick nach der Entdeckung zuckte meine rechte Hand zurück, weil ich einfach zu überrascht worden war. Dieses Loch war mehr eine Luke mit sehr konkreten Abmaßen. Längere Breitseiten und schmalere Kopfseiten und eigentlich so lang, dass ein Mensch darin Platz hatte. Deshalb kam mir ein anderer Begriff in den Sinn – ein Grab!
    Anina hatte über die Platte hinweggeschaut und auch meine Überraschung bemerkt. »Was hast du gefunden, John?«
    »Komm her.« Ich hielt den Kopf gesenkt. Mein Gesicht befand sich über dem Loch. Der Modergestank ekelte mich an.
    Ich hörte Anina kommen, drückte mich zur Seite und leuchtete schräg in das Grab. Erst jetzt erkannte ich, dass in dieser Öffnung ein Sarg stand, bei dem der Deckel fehlte. Also hatte dieser Sarg auch jemand beherbergt. Aber wen?
    Anina schwieg.

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