079 - Die Dämonenstadt
herab. Sammy Bronston zog unwillkürlich den Kopf ein. Er hatte Angst vor Gewittern. Sie erinnerten ihn an seine Kindheit. An jene Nacht, in der die Farm seiner Eltern überfallen wurde. Moderne Deserteure hatten keinen Stein auf dem anderen gelassen. Wie durch ein Wunder war er damals als einziger mit dem Leben davongekommen. Auch in jener Nacht hatte ein Gewitter das Land gepeitscht.
Doch in dieser Nacht meinte es das Schicksal nicht gnädig mit Sammy Bronston. Die Sekunde seines Todes rückte unaufhaltsam näher.
»Hallo Sammy«, sagte Will Douglas. Seine Stimme war plötzlich rauh geworden. Jetzt, als der Zeitpunkt der Tat nahte, versuchte Douglas ihn hinauszuschieben. Und doch wußte er, daß er es tun würde. Der Mord an Bronston war von Anfang an geplant gewesen. Bronston hatte sich die Grube schon ausgehoben, sie sein Grab werden würde.
»Was ist, Will? Warum ist deine Stimme so komisch?«
»Ich werde mich bei diesem Wetter erkältet haben. Draußen regnet es in Strömen.«
»Du hättest vielleicht meine Decke nicht verkaufen sollen. Dann hättest du es jetzt warm.«
»Mir wird bald wärmer«, sagte Will Douglas und dachte an das, was er gleich tun würde. »Hast du den Schacht fertig gegraben?«
»Ja. Am Abend habe ich es noch gemacht. Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum ich den Schacht ausheben sollte. Dort war nur Sintergestein. Da ist nie Gold unten.«
»Zeige mir den Schacht einmal«, sagte Will Douglas. »Ich möchte sehen, ob er tief genug ist.«
Will Douglas war plötzlich eiskalt geworden. Seine Wangenknochen traten hervor, als er die Zähne zusammenbiß. Er konnte nicht mehr zurück, und er wollte es auch nicht mehr. Jeden Tag stürzten Schächte ein. Kaum einer der Digger verwendete Grubenhölzer, um die Stollen abzustützen. Sammy Bronston würde Opfer eines Unglücksfalles sein. Aus einer seltsamen Scheu heraus wollte Douglas nicht zum Gewehr greifen, um seinem Partner eine Kugel zwischen die Rippen zu jagen. Wenn es wirklich jemals zu einer Untersuchung kommen sollte, dann würde Sammy eben in einem Schacht umgekommen sein.
Sammy Bronston griff nach der Petroleumlampe, deren flackernder trübgelber Schein die Schatten an den Wänden tanzen ließ.
»Nun mach schon«, sagte Douglas knapp und stieß Sammy vorwärts, dem Tod entgegen.
»Ich gehe schon«, meinte Sammy. »Aber ich muß aufpassen, sonst stürze ich noch hinein.«
Plötzlich stand Schweiß auf der Stirne von Will Douglas. Seine feuchte Kleidung dampfte. Er konnte seine körperlichen Ausdünstungen riechen, als er Sammy durch den langsam abfallenden Stollen folgte.
»Paß auf«, sagte Sammy. »Du mußt dich bücken, Will. Hier habe ich mir schon ein paar Mal den Kopf angestoßen.«
Will Douglas antwortete nicht. Nach den nächsten Biegungen war es soweit.
»Hier!« sagte Sammy -Bronston und deutete auf ein dunkles Loch im Boden.
»Gib mir die Lampe«, herrschte Douglas ihn an, und Sammy befolgte den Befehl. Wie er alle Befehle befolgt hatte, die Will ihm gegeben hatte. Nur ein fragender Ausdruck war in sein Gesicht getreten.
Dieser Ausdruck wandelte sich in eine Grimasse der Angst und des Entsetzens, als sein Blick in die Fratze seines Freundes fiel. Eine Fratze, in der unverhohlener Mordwillen aus den Augen glitzerte.
»Will? Wie siehst du aus! Bitte hör auf. Du machst mir Angst!«
Sammy Bronston wich Schritt für Schritt zurück. Er ging rückwärts. Will Douglas folgte ihm wie ein Schatten aus der Hölle.
Endlich hatte Sammy Bronston begriffen. Weit riß er seinen Mund auf, der immer so dumme Sachen sagte, und der bald für immer schweigen würde.
»Will! Nicht! Wir sind doch Freunde!«
Will, Douglas’ Fäuste packten zu. Hart und unbarmherzig. Jede menschliche Regung war aus seinen Gedanken gewichen. Er hörte nicht mehr, wie Sammy seine Todesangst hinausschrie, wie sich sein Schrei gellend an den Wänden brach und schauerlich widerhallte.
Sammy Bronston verschwand in der Tiefe. Er verschwand einfach vor Will Douglas, als hätte es ihn nie gegeben. Die Schwärze des Schachtes verschluckte ihn. ’Steine polterten in die Tiefe.
Allzu tief war die Grube nicht. Fünf Yard vielleicht. Die Höhe reicht, um einem Mann das Genick zu brechen. Noch dazu, wenn der Schacht eng ist.
Doch die Schreie Sammys rissen nicht ab. Wie durch Watte drangen sie an die Ohren von Will Douglas, wurden langsam lauter, dröhnend laut.
»Ich bin doch dein Freund, Will Warum hast du das getan?«
Immer wieder klang diese Klage
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