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079 - Die Dämonenstadt

079 - Die Dämonenstadt

Titel: 079 - Die Dämonenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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Geist ganz auf.
    Der Weg war abschüssig.
    Sally trat auf die Bremse.
    Keine Reaktion.
    Der Wagen nahm Fahrt auf.
    Sally klammerte sich am Steuer fest. Panik drohte sie zu übermannen. Doch sie hatte den kritischen Punkt sofort wieder überwunden.
    Sie stemmte sich in den Sitz und kurbelte entschlossen durch die Kurven, nachdem sie sich vergewissert hatte, daß auch die Handbremse nicht mehr funktionierte.
    Sie mußte ihre ganze Konzentration dem Weg widmen, der in weiten Schleifen1 ins Tal abfiel.
    In ein Tal, in dem sich kein Leben regte.
    In ein totes Tal.
    »Da sitze ich ja fein in der Tinte«, murmelte Sally, nachdem der Wagen’ ausgerollt und vor einem verwitterten Ortsschild stehen geblieben war.
    Die Buchstaben waren kaum mehr zu entziffern. Trotzdem konnte Sally noch lesen, was in ungelenken Lettern auf ein ausgetrocknetes Brett gekritzelt war:
    Goodluck-Town.
    Gegen ihren Willen stahl sich ein sarkastisches Lächeln um ihren schönen Mund. Das Schicksal kann manchmal ziemlich ironisch sein.
    Goodluck-Town — Goldstadt...
    Sally hatte noch nie von dieser Siedlung gehört. Der Name sagte ihr nichts. Doch sie gab die Hoffnung nicht auf, daß irgend jemand in dieser Einöde leben würde.
    Vor allem waren ihr die Spuren eines Lastwagens nicht entgangen, die die Main Street entlangliefen.
    Sally ging in die Stadt hinein und sah sich bald um ihre Hoffnungen betrogen. Außer Schlangen und Eidechsen würde sie hier nichts Lebendes finden.
    Die Bretterbuden konnten jeden Moment einstürzen. Sandwehen standen bis in die Höhe der Fensteröffnungen. In wenigen Jahren würde von dieser Siedlung überhaupt nichts mehr zu sehen sein.
    Dann war sie ganz ein Raub der Wüste geworden.
    Sally seufzte auf.
    Da konnte man nichts machen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu ihrem Wagen zurückzugehen und sich dort auf einen längeren Fußmarsch gefaßt zu machen.
    Sally stand wie vom Donner gerührt. Sollte der Wagen sich nochmals in Bewegung setzen...?
    Sie dachte den Gedanken gar nicht erst zu Ende. Die Talsohle war bretteben.
    Oder hatte sie auch nur die Orientierung verloren?
    Sally schaute sich um. Ihr Gesicht hatte sich gerötet.
    Aber nein ... Sie stand am Eingang der Hauptstraße. Zweifellos.
    Das Mädchen ging ein paar Schritte in die Wüste hinaus.
    Sally war ein Kind ihrer Zeit. So leicht konnte sie nichts aus der Fassung bringen. Doch das Phänomen, das sie jetzt erlebte, ließ sie erzittern.
    Sie ging und kam nicht vorwärts. Dabei hatte sie das Gefühl vorwärts zu kommen, doch die zusammengebrochenen Stepwalks blieben ständig mit ihr auf gleicher Höhe.
    Die Geisterstadt hatte ihr Opfer gefunden- Sally rannte.« Sie wollte das nicht wahrhaben. Das Mädchen rannte um sein Leben. Immer schneller folgten die Schritte aufeinander. Staub wirbelte auf, doch sie blieb an einer Stelle stehen.
    Die dunklen Höhlungen der zerborstenen Fenster schienen hämisch zu grinsen.
    Sally hielt erschöpft an. Ihr Atem kam stoßweise. Das blonde Haar klebte naß an der Stirne.
    Wie von einem Peitschenhieb getroffen wirbelte sie herum, als sie in ihrem Rücken Hufgetrappel vernahm.
    Ein schwarzes Pferd trabte die Main Street herunter. Sie hörte die Hufe dumpf auf den sandigen Boden schlagen, doch diese Hufe berührten den Sand nicht. Sie schwebten über den Staub der Straße, über dem die Hitze flirrte.
    Auch die Konturen des Pferdes flimmerten wie von Hitze Übergossen.
    Sally biß sich vor Entsetzen die Knöchel ihrer Hand wund, als sie die Gestalt auf dem Pferd näher betrachtete.
    Im Rhythmus des trabenden Pferdes schwang eine blau angelaufene riesige Zunge aus einem gräßlich verzerrten Mund, pendelte wie ein verrückt gewordener Perpendikel hin und her. Graue Hände waren um die Zügel des Pferdes gekrallt, Hände an denen die Knochen herausschauten und an denen die Verwesung nagte. Bestialischer Gestank wehte ihr entgegen.
    Sally schrie auf, als die leeren weißen Augenhöhlen sie anstarrten und der Reiter sein Pferd verhielt.
    Hinter dem Rappen tauchte eine weitere unförmige Gestalt auf. Abgerissene zerschlissene Kleidung schlotterte an einer halb skelettierten Leiche. Nur an den Oberarmen und Oberschenkeln phosphoreszierte noch Fleisch. Fasern, die einmal Lippen gewesen waren, bröckelten ab und rieselten staubgeworden in den grünlich grauen Sand, als diese Lippen sich bewegten die Kiefer klappernd aufeinanderschlugen, Die Stimme klang hohl, wie aus einem Brunnen, bei dem der hineingeworfene Stein die Tiefe nicht

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