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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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den er ihnen sowieso zugedacht hatte."
    „Wollen Sie damit sagen, daß Germaines Kräuterextrakte entweder
einen Zeitraum des Vergessens oder eine Periode neuer Erkenntnisse im
Bewußtsein Ihrer Frauen auslösten, de Ayudelle?"
    „Sie haben mir nur zur Hälfte zugehört, Morna. Die Säfte bewirken
das Vergessen und vermitteln Kenntnisse. Das ist richtig. Damit sorgte ich zum
Beispiel dafür, daß Virginie von Gilbert Seniff loskam. Sie hing an ihm, als
ich meine Besuche und mein Werben um sie forcierte. Es gelang mir, etwas von
dem Extrakt in ein Essen zu geben. Das Ganze wirkte wie ein Liebestrank.
Virginie fühlte sich stärker zu mir hingezogen, und einer Verbindung zwischen
uns beiden stand nichts mehr im Wege. Man darf nicht vergessen, daß Germaines
Kräuter zwei Jahrhunderte alt sind. Ihr hypnotischer Einfluß, den sie auf ihre
Opfer ausübt, ist offensichtlich auch nicht mehr so stark. Es dauert rund drei
Jahre, ehe dieser seltsame Trieb über die vorbereiteten Opfer kommt und sie das
Chateau aufsuchen, ohne es jemals zuvor gesehen zu haben. Mit
traumwandlerischer Sicherheit finden die Betreffenden das Ziel und die
Tiefkühlkammer, suchen sich dort ihren Platz und finden den Tod. Das ist
alles."
    „Germaines Geist spukt noch immer in diesem Haus, sagten Sie? Ist
das abhängig von dem Schädel, den de L'Isle angeblich aufbewahrt hat? Gibt es
ihn noch?"
    „Aber natürlich, meine Liebe. Und zwar noch genau an der Stelle,
wo de L'Isle ihn persönlich hingelegt hat. Der Marquis hat gelernt, mit dem
Geist, mit der ruhelosen Seele, die dieser Schädel beherbergt, zu leben. In der
Chronik spricht de L'Isle über seine Absicht, den Schädel zu beseitigen und
wieder selbst den Lauf der Dinge zu bestimmen. Aber er hat es nie fertiggebracht,
den Kopf Germaines aus dem Haus zu schaffen oder zu zerstören. Etwas hielt ihn
davon ab, es war wie ein Zwang, wie er schildert. Hier rechts sehen Sie
Germaine, Morna."
    Die Schwedin blickte in die angegebene Richtung. In der dunklen
Nische neben einer hölzernen Verschalung erblickte sie den mannshohen Block aus
schwarzem Marmor.
    Erst als de Ayudelle demonstrativ einen Schritt zur Seite ging,
sah sie alles.
    Auf dem Marmorblock befand sich eine gläserne Haube. Das indirekte
Licht aus dem gläsernen Gefängnis fiel in die Haube. Wie Blut leuchtete der
geraffte Samt, auf dem der bleiche, rissige Schädel ruhte, dem ein
goldglänzender Dolch zwischen den Zähnen steckte.
    Eine Zehntelsekunde war Morna voll im Bann dieses makabren
Anblicks.
    Dann handelte sie.
    Der entscheidende Augenblick war gekommen, wo auch Edouard de
Ayudelle sekundenlang unaufmerksam war.
    X-GIRL-C packte blitzschnell zu.
    Ihre Finger umspannten den Gewehrlauf, rissen ihn empor.
    Ein Schuß löste sich. Die Kugel jaulte zur Decke empor, riß einem
Stuckengel die Nase aus dem Gesicht und bohrte sich in die Wand.
    Zu einem zweiten Schuß kam der verdutzte Fabrikant mit den
Mordambitionen nicht.
    Morna Ulbrandsons Linke riß ihn zur Seite, und mit einer
Gegendrehung zog sie das Gewehr zu sich herüber.
    Schneller als de Ayudelles Augen folgen konnten, drehte Morna die
Waffe um, lud durch um legte an.
    „De Ayudelle — Hände hoch! Patloff, machen Sie keine Mätzchen!
Treten Sie näher. Es ist mir sympathischer, wenn ich auch Ihre Nase direkt vor
mir sehe. Ein bißchen dalli!" Sie winkte. Der schweigsame Patloff, der dem
Dialog zwischen de Ayudelle und Morna Ulbrandson die ganze Zeit ohne Kommentar
gefolgt war, schlurfte näher.
    „So ist's gut", fuhr sie fort, als beide Männer in ihrem
Schußfeld standen. Dann klopfte sie an die Glaswand, die den Tiefkühlraum von
dieser Seite des Raums trennte. „Madame Virginie", rief sie laut und
deutlich. „Madame Virginie, können Sie mich hören?"
    Die Angerufene reagierte nicht.
    Aber sie lebte noch. Man mußte etwas für sie tun. Morna war nicht
bereit, das Leben von Virginie de Ayudelle leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
    Die PSA-Agentin blickte sich um. „Nehmen Sie das Tuch da vorn vom
Sessel", sagte sie knapp und gab de Ayudelle einen Wink, damit er sah, daß
er gemeint war.
    Achselzuckend folgte der Fabrikant. Er stand noch ganz unter dem
Eindruck der veränderten Situation.
    Wortlos brachte er die leichte Wolldecke.
    „Fesseln Sie damit Ihren Kompagnon, de Ayudelle. Aber so, daß er
sich nicht mehr rühren kann. Ich möchte gern Sie allein im Visier haben und
mich nicht um zwei kümmern müssen, wenn es darum geht, Ihre Frau zu retten. Ein
bißchen Tempo!

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