0790 - Das Geheimnis des MODULS
daß der Anführer des Mutantenkorps eine solche Äußerung niemals unüberlegt getan hätte. Der Telepath wußte genau, wovon er sprach.
„Wie sollte er uns helfen können? -Wenn Dobrak und der Rechenverbund versagen, kann Bjo es nicht schaffen."
„Er besitzt ein unglaubliches Wahrnehmungsvermögen", sagte Lloyd.
„Das MODUL ist keine Maus", versuchts Rhodan zu scherzen.
„Ich bezweifle, daß es von Bjo entdeckt werden kann. Was sagst du dazu, Bjo?"
Breiskoll reagierte nicht auf diese Frage.
„Er muß sich über seine Fähigkeiten noch klarwerden", meinte Gucky. „Das ist nicht einfach für ihn. Er spürt Vorgänge im Weltraum, die wir nicht einmal erahnen."
„Worauf wollt ihr eigentlich hinaus?" fragte Rhodan ungeduldig.
„Bjo Breiskoll ist im Begriff, seine Sinne für kosmische Vorgänge zu öffnen", erklärte Fellmer Lloyd. „Er spürt den Pulsschlag des Universums, die Sonnenwinde, die Gravitationslinien, die Zeitströme, die Kontinua. All das nimmt er in sich auf."
„Er entwickelt sich zu einem organischen Ortungsgerät", fügte Gucky hinzu. „Dabei wird er alle technischen Einrichtungen übertreffen, die uns für solche Aufgaben zur Verfügung stehen."
„Das ist nicht wahr!" rief Bjo erregt. „Ich spüre nichts von alldem."
„Du machst dir Sorgen wegen der seltsamen Impulse, die du seit einiger Zeit wahrnimmst", erinnerte Fellmer Lloyd. „Sie kommen aus dir selbst und sind die Reaktion auf alles, was du noch unbewußt in dir aufnimmst."
Bjo duckte sich.
„Noch macht es dir Angst", fuhr Lloyd fort, „aber eines Tages wirst du dich an den Rhythmus des Universums gewöhnt haben und ihn verstehen."
Der rotbraun gefleckte Katzer sprang aus dem Kreis der Umstehenden und raste mit langen Sätzen aus der Zentrale.
Lloyd wollte ihm folgen, doch Rhodan hielt den Mutanten fest.
„Er braucht Ruhe", sagte er.
Lloyd nickte zögernd.
„Seid ihr sicher, daß ihr euch nicht täuscht?" fragte Rhodan.
Gucky schüttelte den Kopf.
„Der Mensch ist aus der kosmischen Entwicklung hervorgegangen und ein Teil davon geblieben", sagte Lloyd.
„Unbewußt haben wir schon immer auf kosmische Vorgänge reagiert.
Rhythmische Abläufe im Weltraum haben unser Leben beeinflußt. Die Astrologen haben das zuerst erkannt, aber viele verantwortungslose Okkultisten haben verhindert, daß sich daraus eine Wissenschaft entwickeln konnte.
Die Menschen lernten zwar verstehen, daß sie nicht nur dem Wechsel von Tag und Nacht unterworfen waren, sondern auch von einzelnen Mondphasen beeinflußt wurden. Der größte Teil des menschlichen Körpers besteht aus Wasser, und kein anderes Element reagiert so zuverlässig auf kosmische Kräfte wie dieses. Ebbe und Flut, ausgelöst durch den Mond, finden im verkleinerten Maßstab auch im menschlichen Körper statt.
Aber das sind nur Beispiele für sehr grobe und allgemeine Wahrnehmungen. Ohne, daß wir uns dessen bewußt geworden sind, reagieren wir auch auf Ereignisse in den Tiefen des Universums. Unser Körper hat seine Herkunft weder vergessen noch verleugnet. Da dieser Teil unseres Wahrnehmungsvermögens jedoch für das Überleben der Art nicht wichtig war, wurde es vom Verstand ignoriert."
„Und bei Bjo Breiskoll ist es wieder zum Vorschein gekommen", stellte Rhodan fest.
„Nicht nur das", lächelte Lloyd. „Bei ihm sind diese verborgenen Sinne im höchsten Maße intensiviert. In Bjo werden die Kräfte des Kosmos lebendig. Er kann alle Vorgänge im Weltraum erfühlen - und das nicht nur unbewußt."
„Kein Wunder, daß er so verwirrt ist", sagte Gucky mitfühlend.
„Er muß erst noch akzeptieren, was mit ihm geschieht." Lloxd blickte in Richtung des Hauptschotts, als erwarte er, daß Bjo dort wieder auftauchen würde. „Er braucht Zeit."
Warum, überlegte Rhodan, war Bjo so geworden?
Hätte sich ein Planetengeborener so entwickeln können?
Zweifellos nicht!
Der rotbraun gefleckte Katzer war ein Solgeborener, ein Kind des Weltraums.
Die Evolution stand nicht still.
An Bord der SOL begann sie mit einem neuen, wunderbaren Experiment mit der Erprobung des kosmischen Menschen.
Rhodan dachte an die Anfänge dieser Entwicklung zurück, und ihn schwindelte. Jahrhunderte erschienen ihm wie im Zeitraffer zusammengepreßt.
Rhodan ertappte sich dabei, daß er die Anwesenheit Fellmer Lloyds als wohltuend empfand. Lloyd war auch einer der Alten, der sich in diese Zeit hinübergerettet hatte.
Makro- und Mikrokosmos analog zu Kosmos und Bjo Breiskoll.
War es der
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