0790 - Der Satanskopf
hatte ein schlechtes Gewissen, als sie die Tür des Taxis zuschlug und noch einmal zur offenen Haustür hinwinkte, wo Jane Collins stand, den Gruß erwiderte, aber kein Lächeln zeigte, denn nach wie vor passte es der Detektivin nicht, dass die Horror-Oma diesem Juri Sarrazin einen Besuch abstattete. Jane kannte den Mann zwar nicht, doch auch so war er ihr suspekt.
Sarah teilte dem Fahrer die Anschrift mit, und er nickte. Es war eine ziemliche Strecke, denn das Haus des Mannes lag im tiefen Südosten der Stadt, wo die Gegend zwar ländlicher, aber die Grundstücke nicht preiswerter waren, denn eine gewisse Schicht hatte in der letzten Zeit gerade diese Gegend als Wohngebiet entdeckt, und so standen zwischen den alten Häusern zahlreiche neue.
Auch Sarah war etwas enttäuscht. Sie hatte damit gerechnet, dass Suko es sich noch überlegte und sie begleitete, aber auch er hatte nichts mehr von sich hören lassen. Der Verstand riet ihr, den Besuch zu verschieben, das Gefühl aber sprach anders. Sie musste ihn durchziehen, denn diese Chance bekam sie nicht so schnell wieder.
Lady Sarah wollte sich nicht mit dem Fahrer unterhalten. Außerdem war der Mann erkältet. Es gab kaum eine Minute, in der er nicht hustete oder schniefte.
Die Horror-Oma schaute aus dem Fenster. Es war ein trüber Januartag, der Jahreswechsel schien schon lange her zu sein, und Lady Sarah dachte daran, dass es irgendwann Frühling werden würde.
Da wollte sie mit Jane Collins eine Reise in die Toscana unternehmen.
Große Häuser duckten sich hinter hohen Hecken und Mauern. Juri Sarrazin lebte ziemlich einsam, denn sein Haus stand in einer flachen Hügelgegend, und eine kleine Privatstraße führte zu dem frei stehenden Haus hin.
Lady Sarah richtete sich etwas auf. Durch die Frontscheibe konnte sie jetzt den Garten erkennen, in dem nur Steine standen, von denen einige so aufgereiht waren, dass sie durchaus als Sitzfläche dienen konnten. Das Tor war geschlossen, aber es stand auch einfach nur so herum, denn die kleine Mauer an der Vorderseite war nur kniehoch.
Es war eine alte Mauer, die Steine schon verwittert und mit dichtem Moos bedeckt.
Der Fahrer drehte sich. »Soll ich warten, bis Sie im Haus sind, Madam?« Er nieste wieder.
»Nein, das brauchen Sie nicht, vielen Dank! Ich werde erwartet.«
»Gut.«
»Was habe ich zu zahlen?«
»Recht viel.« Er nannte die Summe. Sarah Goldwyn nickte nur, gab dem Mann noch ein Trinkgeld, stieg aus und zog den Mantel vor ihrem Körper zusammen, weil sie fröstelte. In dieser Gegend wurden dem Wind kaum Hindernisse entgegengestellt, er konnte über das freie Land hinwegfegen, und die Temperatur war doch kühler als in London.
Das kleine Tor war nicht abgeschlossen. Sie stieß es auf, als das Taxi gewendet hatte und losfuhr. Sarah schaute ihm noch nach. Es entschwand wie eine Hoffnung, und die Horror-Oma befreite sich kopfschüttelnd von diesen trüben Gedanken. Es war jetzt wichtiger, sich auf Juri Sarrazin zu konzentrieren, als über eventuelle Fehler nachzudenken.
Sie stieß das Tor auf und überlegte, wo hier die Fahrzeuge der Besucher abgestellt wurden. Wahrscheinlich auf der Rückseite des Hauses.
Die verrosteten Angeln des kleinen Tores meldeten sich, als Sarah es nach innen drückte. Vor ihr lag ein schmaler Weg, der die glatte Fläche des baum- und strauchlosen Vorgartens durchbrach. Nur die Steine waren zu sehen, sie erinnerten Sarah an ein kleines privates Freilichtmuseum der modernen Kunst, zu dem das Haus irgendwie nicht so recht passen wollte, denn es war ein breiter Flachbau mit grauen Mauern und ziemlich hohen Fenstern im Erdgeschoss, die beinahe bis an die Dachrinne heranreichten. Es gab keinen Schmuck, alles war so zweckmäßig und ließ an eine Kaserne denken.
Sarah schaute sich die verschiedenen Formen der Steine an. Manche sahen aus wie Köpfe, andere wiederum erinnerten sie an gebogene Hälse, die durch einen heißen Schreck erstarrt waren. Wieder andere sahen aus wie flache Tische, deren Oberfläche lange Zeit Wind und Wetter ausgesetzt gewesen waren.
Die Haustür erinnerte in ihrer grauen Farbe ebenfalls an Steine. Sie unterbrach das Mauerwerk, und an der rechten Seite schimmerte der Knopf einer Klingel, deren Gehäuse in das Gestein eingelassen worden war.
Sarah Goldwyn wunderte sich schon, dass niemand gekommen war, um sie zu begrüßen. Die Ankunft eines Fahrzeugs musste doch auffallen, und sie ärgerte sich auch, dass sie den Fahrer nicht länger hatte warten lassen,
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