0790 - Der Satanskopf
nicht nein.«
»Das freut mich!«
Coleen atmete durch. Nur keinen Jubel zeigen, immer schön cool bleiben. Sie hätte sich jetzt am liebsten eine Zigarette angezündet, tat es aber nicht, weil Juri den Rauch hasste. Er hätte die Raucher am liebsten durch die Bank weg gekillt. In den Fingerspitzen spürte sie das Kribbeln, für sie ein Zeichen, dass etwas Bestimmtes in der Luft lag. Es ging von ihr aus, sie musste es nur noch richtig formulieren, und sie fragte mit möglichst neutralem Stimmenklang. »Dann… dann können wir ja den Vertrag unterschreiben, nicht?«
»In Kürze schon.«
Coleens Gesicht zuckte um die Mundwinkel herum. Sie kannte die Antwort, denn sie war lange genug im Geschäft, um sie entsprechend interpretieren zu können. Wenn derartige Typen von »in Kürze« sprachen, konnte sich das auch zwei bis drei Wochen hinziehen.
Da war sie sehr vorsichtig und misstrauisch.
Juri Sarrazin stand auf. Coleen sah, wie sich ein Schatten aus dem Sessel erhob und immer größer wurde, sodass sie Furcht bekam. Sie sah nicht viel von ihm, aber die Augen konnte sie trotz der Dunkelheit erkennen. Sie sahen aus wie zwei blasse Laternen, dessen Licht noch keine richtige Fülle bekommen hatte. Vielleicht bekam sie deswegen Furcht.
Aber er drehte sich schnell ab und schritt dorthin, wo die Tür war.
Davor blieb er stehen. Er war groß, und in der dämmrigen Dunkelheit schien sein Schatten sogar bis gegen die Decke zu wachsen.
»Ich werde dich jetzt für einige Minuten allein lassen, Süße.«
Nur das nicht!, schrie es in ihr. Um Himmels willen, nur das nicht!
Sie fragte nicht nach dem Grund und zeigte ihm auch ihre Angst nicht. Sie blieb sitzen und nickte.
»Wenn ich dann wieder zurückkomme«, sagte er mit seiner seidenweichen und auch unehrlich klingenden Stimme, »wirst du dich bestimmt freuen, denn dann habe ich ein Papier bei mir, unter das du nur deine Unterschrift zu setzen brauchst.«
»Wieso?« Das Wort drang spontan über ihre Lippen. Coleen ärgerte sich, dass sie es gesagt hatte, denn damit hatte sie sich eine Blöße gegeben, auf die ein Typ wie dieser Sarrazin nur wartete.
»Aber Coleen, Baby, das weißt du doch. Ich werde die Vertragsunterlagen zusammensuchen. Du kennst mich. Ich bin immer etwas unordentlich. Ich hasse diese Dinge, aber ich wollte Ringo Redmore (es war der Regisseur) einen Gefallen tun. Diesmal spielt er nur die zweite Geige. Es ist so etwas wie ein freundschaftlicher Joke zwischen uns.«
»Ja, ja, verstehe.«
Er öffnete die Tür. Kein Licht fiel in den Raum, denn auch im Flur dahinter war es düster. Klar, an den Wänden fand man auch keine Tapeten, sondern schwarzen Samt. Diese Wohnung war auch gleichzeitig das Atelier des Grusel-Designers, und Coleen fragte sich wieder, wie man sich darin nur wohl fühlen konnte.
Praktisch ohne Übergang huschte er von einem Dunkel in das nächste, und er schloss leise die Tür. Dennoch überlief Coleen Baker ein Schauder. Sie hatte das Gefühl, als wäre ein großer Sargdeckel über ihr geschlossen worden.
Allein blieb sie zurück.
Allein in dieser verrückten Welt eines ebenfalls leicht verrückten Mannes.
Verdammt, in diesem Gewerbe war keiner normal. Da hatten alle einen Tick weg. Coleen hatte früher, zu Beginn ihrer Karriere, in einem Bond-Film mitgemacht. Unter ferner liefen, und auch da waren die Leute vom Film schon etwas anders gewesen. Früher hatte sie es als super angesehen, heute dachte sie anders darüber.
Sie saß auf dem Stuhl. Beide Hände hielt sie zu Fäusten geballt und hatte sie nicht mehr auf den Lehnen liegen.
Allmählich schlich sich die Angst an sie heran…
***
Die Tür öffnete sich, Suko schreckte zusammen, und dann kam sie ins Büro, wie sie leibte und lebte. Sie trug einen Hut auf dem Kopf, der wie die Melone eines Abgeordneten aus dem Oberhaus wirkte.
Der ebenfalls schwarze Mantel stand offen, aber das weiche türkisfarbene Winterkleid darunter zeugte davon, dass die Person alles andere als in Trauer war. Um ihren Hals hingen einige Ketten, die Suko nicht zählen konnte, weil sich die Perlen miteinander vermischt hatten. Hinter den runden Brillengläsern funkelten hellwache, lustige Augen, und das graue Haar war sorgfältig gekämmt worden. Es lugt in Wellen unter dem Hutrand hervor.
»Willst du einer Lady nicht aus dem Mantel helfen, du Stoffel?«, fragte Lady Sarah und ging noch einen Schritt näher an Sukos Schreibtisch heran. Suko sauste in die Höhe, als hätte ihn eine spitze Nadel
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