0792 - Die Jagd nach dem Amulett
sagte er. »Du weißt, dass ich der Hölle vor vielen Jahren schon den Rücken gekehrt habe. Und Seelenfang?« Er lachte kurz auf. »Das war nie meine Baustelle, mon ami. Das habe ich immer anderen überlassen, die mir untergeordnet waren.«
»Ich werde dich im Auge behalten«, warnte Ralph und setzte seinen Weg fort.
Asmodis rieb sich die Schulter, wo der Pater ihn gestoßen hatte.
Sie schmerzte ein wenig.
Aber das ging vorüber…
***
»Willkommen im Château Montagne«, sagte der Mann in der Butlerweste. »Ich bin William. Was kann ich für Sie tun, Monsieur?« Er trat einen Schritt zur Seite und ließ Alain Cobain in die Eingangshalle treten.
»Ich wollte eigentlich zu Professor Zamorra«, sagte Alain.
»In welcher Angelegenheit, Monsieur?«, erkundigte sich William.
Wenn ich das nur selbst genau wüsste! »Es hat mit der Gastvorlesung zu tun, die er im kommenden Semester an der Sorbonne halten wird«, wand er sich.
»Sie gehören zum Hochschulpersonal?«, wollte William wissen. »Haben Sie einen Termin?«
»Nein…«
»Das hätte mich auch gewundert, da der Professor nicht daheim ist. Wenn Sie so freundlich wären, mir Ihren Namen und den exakten Grund Ihres Hierseins zu nennen, dann kann ich versuchen, ihn zu erreichen.«
»Ich bin einer seiner Studenten«, rückte Alain heraus. »Das heißt, ich trage mich mit der festen Absicht, seine Vorlesung zu hören. Es gibt da aber vorher noch etwas Wichtiges zu besprechen.«
»Das ist unüblich«, sagte William. »Zumal Sie den Professor gestern und heute in Paris erreichen könnten. Er stattet der Hochschule einen Besuch ab, um grundlegende Dinge zu klären.«
»Genau deshalb bin ich ja hier«, ereiferte sich Alain.
»Das verstehe ich nicht«, gestand der Butler.
Ich auch nicht, dachte Alain etwas verwirrt. Es ist gar nicht das, was ich sagen wollte. Ich wollte sagen: Danke für die Auskunft und au revoir. Warum sage ich es nicht?
Etwas schrieb ihm vor, was er zu sagen und zu tun hatte. Er begriff nicht, warum, fühlte sich als Opfer, als Spielball einer Macht, die ihn zur Marionette machte.
»Ihr Name, bitte«, drängte William.
»Alain Cobain.«
»Danke, Monsieur Cobain. Ich werde versuchen, den Professor telefonisch zu erreichen«, kündigte William an. »Wenn Sie bitte hier warten möchten?«
Er verschwand die Treppe hinauf.
Der Student sah sich um.
Und glaubte plötzlich etwas Fremdes in seinen Gedanken zu spüren…
***
Asmodis verfolgte das Geschehen aus der Ferne. Er setzte seine dunkle Magie ein, die immer noch mächtiger war als die der meisten Höllendämonen.
Dass der Butler Cobain abfing, passte ihm überhaupt nicht. Er musste verhindern, dass William die Aktion nachhaltig störte.
Natürlich wäre alles viel einfacher gewesen, wenn er selbst anstelle Cobains im Château agiert hätte. Aber dieses Vorgehen war nicht zu empfehlen. Nach wie vor gab es die weißmagische Abschirmung um Bauwerk und Grundstück. Jeden normalen Dämon oder Dämonisierten wies sie ab, schleuderte ihn zurück. Sid Amos war seit geraumer Zeit in der Lage, diese Abschirmung zu durchdringen, aber es kostete ihn sehr viel Kraft. Deshalb vermied er diese Prozedur, wenn es irgendwie ging.
Er schickte lieber jemanden vor, der kein Dämon und auch nicht dämonisiert war. Jemanden, den er empfänglich gemacht hatte für die Rätsel, mit denen Merlin die Amulettstücke einst gesichert hatte. Sie würden ihn geradezu anziehen.
Jetzt musste er dafür sorgen, dass sich William nicht weiter einmischte. Der Butler war wohl misstrauisch geworden…
Asmodis hob seine rechte Hand. Sie war künstlich angefertigt worden. Die ursprüngliche, echte Hand hatte Nicole Duval ihm einst in den Felsen von Ash’Naduur abgeschlagen.
Die künstliche Hand war vollgepackt mit Technik. Unter anderem mit einem miniaturisierten Mobiltelefon der Tendyke Industries.
Asmodis schaltete es mit leichtem Fingerdruck auf eine bestimmte Stelle der Hand ein und rief im Château Montagne an…
***
Alain war nicht in der Lage, sich gegen den fremden Einfluss zu wehren.
Er sah sich um.
Da waren verschiedene Türen, die in andere Räume führten. Da war die breite Treppe nach oben. Und da waren an der Wand aufgestellte Ritterrüstungen. Auf Hochglanz poliert hatte man sie nicht. Das gefiel ihm; so wirkten sie lebensechter, gerade so, als ständen die Ritter bereit, in ihren Rüstungen in den Kampf zu ziehen.
Menschen wie er, Alain Cobain, hätten nicht hineingepasst. In jener Zeit, als
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