0792 - Die Jagd nach dem Amulett
zulassen, dass Alain unverrichteter Dinge wieder verschwand.
Nun gut, vielleicht konnte er die Sache schnell hinter sich bringen. Die Fragmente dieses seltsamen Amuletts mussten ja zu finden sein.
Alain fragte sich, was das für ein Amulett war.
Wieder betrachtete er das Pergament, die aus einem Buch gerissene Seite. Was war das für ein Buch, das in Griechisch abgefasst war?
Plötzlich kam der Text ihm merkwürdig vor. Er hatte zwar nie Altgriechisch gelernt, aber er hatte Texte gesehen, die in dieser Schrift abgefasst waren, und deren Wortlänge war doch entschieden anders. Bei den meisten Wörtern zumindest.
War das hier gar kein Griechisch, sondern nur als Griechisch getarnt? Das musste sich doch herausfinden lassen.
Dann plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz.
Natürlich - er kannte diese Schrift! Von dem Textprogramm seines Computers her! Wenn er sich recht entsann, handelte es sich um den Font »Symbol«.
Jetzt bedauerte er, dass er seinen Laptop nicht mitgenommen hatte. Aber der Professor besaß sicher auch einen Computer.
Vorhin war der Butler nach oben gelaufen, um zu telefonieren. Folgerichtig nahm Alain an, dass sich das Büro des Professors dort oben befand, und mit dem Büro auch Telefon, Fax, Rechner, Drucker und was es sonst noch gab.
Er stieg die Treppe hinauf.
Nacheinander öffnete er mehrere Türen. Schließlich wurde er fündig, dort wo der Nordturm das Hauptgebäude und den nördlichen Seitenflügel voneinander trennte. Hier befand sich ein großes Arbeitszimmer.
Gleich drei Monitore und Tastaturen… und alle drei schienen nur auf ihn zu warten. Alle waren sie eingeschaltet.
Alain nickte anerkennend. Die Ausstattung war erstklassig. Da war auch ein Flachbettscanner, ein Gerät, in die Schreibtischoberfläche eingelassen und groß genug, um sogar DIN-A-2-Vorlagen abzutasten. Für das Pergament reichte es allemal!
Alain machte sich an die Arbeit.
***
»Was ist los mit dir, cheri?«, fragte Nicole Duval. Sie hatte gerade noch eine interessante Perücke entdeckt und überlegte, ob sie die nicht auch kaufen sollte. Das gute Stück passte irgendwie zu dem Herbstblütenkleid, aber dann würde sie auch noch Schuhe kaufen müssen, die auf dieses Outfit abgestimmt waren. Es würde eine Menge Geld kosten. Aber man war ja viel zu selten in Paris, da konnte man schon mal richtig zuschlagen.
Sie liebäugelte immer intensiver mit der Perücke. Nicole hatte einen ausgeprägten Hang, permanent ihre Frisuren und Haarfarben zu ändern, und Perücken konnten da einiges vereinfachen. Auf lange Sicht, versuchte sie Zamorra schon seit Jahren immer wieder begreiflich zu machen, rechnete sich das, weil ein großer Teil der Friseurbesuche und damit die entsprechenden Rechnungen wegfielen.
Ihr Gefährte reagierte kaum auf ihre halblauten Überlegungen. Er war in Gedanken versunken und brummte allenfalls mal »Ja« oder »Nein«, wenn sie sein Urteil über ihre modischen Eskapaden hören wollte. Sei’s drum; ein schweigsamer Zamorra war wenigstens kein streitbarer Zamorra. Aber erstaunlich war es schon, dass er nicht einmal zu den hohen Preisen etwas sagte.
Jetzt zuckte er zusammen und sah sie direkt an.
»Was soll schon mit mir los sein?«
»Du bist mit deinen Gedanken irgendwo anders im Universum«, sagte sie. »Wo genau?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Da ist etwas, an das ich mich erinnern müsste, aber ich komme einfach nicht drauf. Da sind immer nur Gedankenfetzen, die ich nicht einordnen kann, und wenn ich mich darauf konzentriere, sind sie wieder verschwunden.«
»Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, jemand hat dich hypnotisiert«, vermutete Nicole. Aber das war unmöglich. Zamorra gehörte schon von Natur aus zu den Menschen, die nicht hypnotisierbar waren, und außerdem wurde er von einer mentalen Sperre geschützt, die verhinderte, dass jemand ihn gegen seinen Willen beeinflusste oder seine Gedanken las. Nur wenn er diese Sperre vorübergehend willentlich aufhob, war das möglich.
»Öffne dich mir«, bat Nicole. »Vielleicht kann ich sehen, was dir selbst nicht gegenwärtig ist.«
Zamorra nickte. »Ist wohl vernünftig«, murmelte er. »Aber das machen wir nicht hier draußen auf der Straße, sondern im Hotelzimmer. Bist du mit Einkäufen fertig?«
»Nein, noch lange nicht - aber für dich lege ich doch gern mal eine Pause ein, Chef«, flötete sie.
Wenig später waren sie auf dem Rückweg zum Hotel.
***
Es war nicht
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