0792 - Die Jagd nach dem Amulett
das?«, fragte William zurück.
Leises Lachen folgte. »Weil ich den jungen Mann um seinen Besuch gebeten hatte«, sagte Zamorra. »Er ist einer meiner Studenten. Ich hatte gehofft, rechtzeitig wieder daheim zu sein, aber hier geht derzeit einiges drunter und drüber.«
»Was ist passiert, Monsieur?«, fragte William.
»Erzähle ich Ihnen später. Sie müssen Nicole und mich abholen. Wir liegen mit dem Cadillac fest. Nicole ist stinksauer.«
»Sie sind noch in Paris? Warum nehmen Sie nicht den TGV nach Lyon und…«
»Weil wir rund hundert Kilometer vom Château entfernt am Straßenrand stehen.«
»Ich schicke Ihnen ein Abschleppfahrzeug…«
»Nicht nötig«, sagte Zamorra. »Der Wagen ist ein Totalschaden. Uns selbst ist nichts passiert. Kommen Sie einfach nur her und laden uns ein.« Er nannte seine genaue Position.
»Aber der junge Mann…«
»Den können Sie ruhig eine oder zwei Stunden unbeaufsichtigt lassen, William. Ich verbürge mich für ihn. In der Zwischenzeit kann er tun, weshalb ich ihn hergebeten habe. Es gibt ein weiteres Amulett - eines, das zerstört wurde und dessen sieben Fragmente sich irgendwo im Château befinden und darauf warten, wieder zusammengefügt zu werden.«
»Ein achtes Amulett, Monsieur?«, staunte William.
»Wundern Sie sich nicht darüber Es gibt eine Erklärung. Der Junge hat präkognitive Fähigkeiten, von denen er selbst kaum etwas weiß. Mehr erzähle ich Ihnen,, später. Kommen Sie so schnell wie möglich her.«
Im nächsten Moment war die Verbindung erloschen.
William runzelte die Stirn. Er tastete eine Befehlsfolge ein, um zurückzurufen, Aber da kam die Meldung »Zugriff unmöglich«. Die Verbindung war nicht im Computersystem gespeichert worden! Immerhin gab es Kenndaten, die während des Gesprächs registriert worden waren und William mit ziemlicher Sicherheit sagten, dass es sich tatsächlich um Zamorras Handy handelte. Von diesem Typ gab es nur sehr wenige Geräte. Sie wurden von Satronics, einer Tochterfirma der Tendyke Industries, praktisch auf Wunsch gefertigt. Und dieses Gerät war eindeutig ein Satronics-Produkt.
Dass er den Studenten allein lassen sollte, gefiel William allerdings nicht. Es wäre dem Butler lieber gewesen, dem Burschen ein wenig auf die Finger zu schauen. Lady Patricia konnte das nicht, weil sie zusammen mit ihrem Sohn einen Ausflug machte, um die letzten Ferientage zu nutzen.
Doch wenn der Chef es so wollte…
William verließ das Arbeitszimmer und ging wieder nach unten. Dort sprach er kurz mit Alain Cobain und eilte dann nach draußen zu den Garagen, die in früheren Zeiten als Pferdestall gedient hatten, ehe moderne Technik Einzug ins Château hielt. Er hatte es eilig; je schneller er Zamorra erreichte, desto schneller konnte er mit dem Professor und seiner Gefährtin auch wieder zurück sein.
Etwa hundert Kilometer vom Château entfernt… Totalschaden… Was mochte da passiert sein? Die Gedanken rotierten in ihm, als er in Zamorras 7er BMW stieg und losfuhr.
***
Unten im Dorf sah ihm ein Mann mit dunklen Augen nach, als der silbergraue BMW die Serpentinenstraße verließ und die Schnellstraße in Richtung Norden nahm.
Er lächelte.
Natürlich war Asmodis es gewesen, der William angerufen und sich als Zamorra ausgegeben hatte. Der von ihm manipulierte Student hatte jetzt freie Hand. Bis William merkte, dass er hereingelegt worden war und wieder hier auftauchte, würden mehr als zwei Stunden vergehen. Vielleicht reichte diese Zeit schon aus. Wenn nicht, konnte er sich immer noch etwas einfallen lassen, um William abzufangen.
Asmodis benutzte jetzt die Magie seiner organischen Hand. Er spreizte Daumen, Zeige- und Mittelfinger, sodass die Spitzen die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks bildeten. In diesem Dreieck zeigte sich ein Bild.
Mit Hilfe der Drei-Finger-Schau beobachtete Asmodis Cobains weiteres Vorgehen…
***
Cobain hatte das Pergament wieder hervorgeholt. Er setzte sich auf eine der Treppenstufen und überlegte.
Ein zerstörtes Amulett, dessen Fragmente beschafft werden sollten… sieben verschollene Teile… »Warum ich?«, fragte er sich halblaut. »Warum soll ausgerechnet ich das tun? Das gibt doch nur Ärger mit dem Professor, wenn ich hier in seinem Schloss herumstöbere.«
Aber es gab nur diesen einen Grund, hier zu sein. Natürlich konnte er hinausgehen, sich in den 2CV setzen und davon fahren. Dann würde nichts geschehen.
Oder… würde jene fremde Macht, die die Kontrolle über ihn hatte, nicht
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