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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schreie.
    War das schon der halbe Sieg?
    Ich stemmte die Gestalt weg und wunderte mich, wie leicht es plötzlich war.
    Das Wesen flog zurück, nein, es schwebte sogar, und es prallte auch gegen die Vorderseite des Sarkophags.
    Besser konnte es nicht laufen.
    Ich rappelte mich hoch.
    Der gefallene Engel kämpfte um seine Existenz. Er zeigte mir und dem in der Nähe stehenden Suko sein wahres Gesicht. Eine echsenähnliche, hockende, gedrungene Gestalt, umweht von einem stinkenden Dampf der Hölle, ein Dämon aus der Urzeit, der mit seinen Krallen die Graberde aufriss, als wollte er sich selbst beerdigen.
    Aber er kam wieder hoch.
    Und er verwandelte sich.
    Die Aktivierungsformel des Kreuzes blieb mir auf den Lippen kleben, als ich diese Szene sah. Sie war einfach zu phänomenal. Das Wesen hatte sich auf die Beine gequält, es streckte seinen Körper, die langen Arme schnellten vor, und plötzlich verschwand all seine Scheußlichkeit und es bildete sich ein Frauenkörper zurück.
    Ein Körper, der fast perfekt war. Eine Frau, bei deren Anblick es einem Mann den Atem verschlug. Leicht bekleidet, aber nicht zu leicht. Das rotblonde Haar wehte im Wind, die Strähnen verwischten sich mit den Nebelschleiern, und das Lächeln auf den Lippen war sehr, sehr weiblich und verführerisch.
    Ich war ein wenig durcheinander. Auch Suko wusste nicht, wie er reagieren sollte.
    »Ist das Jenna?«
    »Ja, Suko, ich denke schon.«
    Als hätte sie ihren Namen verstanden so kam sie langsam vor und lächelte weiter. Hatte das Böse nicht damit begonnen, als Eva Adam verführte?
    So stand es zumindest in der Bibel, und auch hier wollte das Weib den Mann locken.
    Jenna spitzte die Lippen. Sie strich über ihren Körper und knetete dabei die Brüste, die von einem dünnen blauen Trikot, beinahe eine Korsage, umfasst wurden.
    Dann strich sie an ihren Schenkeln entlang, spreizte dabei die Finger, und ich musste mich wirklich überwinden, um meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    Bis der Engel erschien!
    Plötzlich stand er hinter Jenna. Ich sah ihn als schwache Gestalt im Dunst, aber ich bekam mit, wie er sich bewegte, eine Hand anhob und sie auf Jennas Schulter legte.
    Die Bewegungen des gefallenen Engels froren ein. Keine obszönen Gesten mehr, nichts.
    Er stand starr.
    Und der Schutzengel hinter dem gefallenen verstärkte seinen Druck. Er zerrte ihn herum, und uns war klar, dass wir nichts tun würden. Wir mussten ihn dem Schutzengel überlassen, denn er besaß die älteren Rechte. Jenna wehrte sich nicht, weil die Kraft des anderen einfach zu übermächtig war.
    Der Engel zerrte sie heran.
    Eine Hand hatte er frei. Sie bewegte er, und diese Bewegung war auch an seiner Schulter zu erkennen.
    Wir konnten nicht sehen, ob es eine Waffe gewesen war, die er da gezückt hatte, jedenfalls fuhr etwas von oben nach unten durch die Luft, das mich an eine breite und sehr scharfe Schwertklinge erinnerte.
    Sie traf auch.
    Von oben nach unten durchfuhr sie die Gestalt des Bösen und teilte sie in zwei Hälften.
    Kein Schrei, kein Ächzen, es blieb die Lautlosigkeit dieser Nebelwelt bestehen, als der gefallene Engel vor unseren Augen in zwei Hälften in verschiedene Richtungen auseinander kippte.
    Einmal Mensch, einmal Bestie.
    Wir verfolgten seinen Weg nicht, aber wir sahen den Schutzengel, der sein Schwert anhob, um auf sich aufmerksam zu machen. Er wollte uns etwas sagen und gab uns auch die folgende Botschaft mit auf den Weg. »Geht zu den Eltern der Kinder. Sie können jetzt begraben werden, es ist ihnen nichts geschehen. Ich danke euch…«
    Dann war er verschwunden, bevor wir uns ebenfalls bei ihm bedanken konnten. Plötzlich kam mir die Luft nicht mehr so kalt vor wie sonst. Die Kinder waren zwar nicht mehr ins Leben zurückgeholt worden, aber wir konnten davon ausgehen, dass Körper und Seele eine ewige Ruhestätte finden würden.
    Vor uns lag Jenna Wade.
    Nein, nicht direkt, nur das, was noch von ihr übriggeblieben war, ein Haufen stinkender und allmählich verglühender Knochen. Wo sich einst die Fratze befunden hatte, sahen wir schwarze Asche.
    Ich schaute in den Sarkophag.
    Der Schutzengel hatte nicht gelogen. Den Kindern war tatsächlich nichts passiert. Im letzten Augenblick hatten wir Jenna Wade davon abhalten können.
    Ich winkte Suko herbei.
    Gemeinsam hoben wir den Deckel an und legten ihn wieder auf das Unterteil zurück.
    Dann verließen wir den Friedhof, und diesmal mit einem wirklich guten Gefühl. Alles weitere würden wir

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