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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie den Knauf, und danach dauerte es nur Sekunden, bis die Tür offen war und die Gestalt den Raum verlassen konnte.
    Im Flur blieb sie stehen, und wieder tätschelte sie das tote Mädchen, bevor sie ihr ein weiteres Wiegenlied summte. Dabei wandte sie sich schon dem Ausgang zu. Leichtfüßig schritt sie dahin, denn sie steckte jetzt voller Freude über ihre gelungene Tat. So etwas spiegelte sich auch in ihren Bewegungen wider.
    Wenig später zog sie die Außentür auf und ließ den fremden Geruch hinter sich.
    Der Nebel schien ihr noch dichter geworden zu sein. Zudem war es sehr kalt. Einige Bäume zeigten einen blassen Schimmer auf dem Geäst.
    Die Person nahm nicht den Weg, den sie gekommen war. In die entgegengesetzte Richtung ging sie weg und erreichte einen kleinen Seiteneingang.
    Niemand hatte sie gesehen, als sie den Friedhof betrat, und niemand sah sie, als sie ihn verließ.
    Nur ein leerer Kindersarg war zurückgeblieben.
    Wieder einmal…
    ***
    Der Vertreter Pete Ashley ahnte noch nicht, welch eine Begegnung ihm in dieser Nacht bevorstand, als er nach drei Stunden Fahrt eine Pause einlegte.
    Bis zu seinem Ziel hatte er es am Abend nicht mehr schaffen können, weil ihm der Nebel einen großen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Da er auch nicht durchfahren wollte, musste er sich irgendwo ein Quartier suchen.
    Er hatte die Lichter eines Rasthauses von der Straße her schwach leuchten sehen und war mit seinem Opel Caravan abgebogen. Im Dunst erschien die Lücke in einer Steinmauer, die das Grundstück umfriedete, und Pete Ashley lenkte seinen Wagen auf einen kleinen Parkplatz vor dem breiten Haus. Er hielt erst an, als das Licht der Eingangsleuchte auf die Kühlerhaube fiel. Tief atmete Pete aus. Er schaute sich sein müdes Gesicht im Innenspiegel an. Es wurde Zeit, dass er sich irgendwo ein Zimmer suchte, und bis zur nächsten Ortschaft waren es nur fünf Meilen. Um sein Ziel zu erreichen, hatte er noch über hundert Meilen zurückzulegen. Dann hatte er die ersten Vororte von Bristol erreicht, wo hoffentlich zahlreiche Supermärkte darauf warteten, die neuen Milchprodukte seiner Firma abnehmen zu können. Jedenfalls konnte er mit Dumping-Preisen aufwarten, denn der deutsche Hersteller wollte unbedingt die Waren auf dem englischen Markt einführen. Die Vorbestellungen hatten sich gut angehört.
    Als er ausstieg, nahm er seinen Aktenkoffer mit. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er noch mehr als eine Stunde bis zur Tageswende hatte. Zwei Tassen Kaffee würden ihm jetzt mehr als gut tun.
    Er lockerte seine Krawatte, erhaschte einen Blick durch ein Sprossenfenster und stellte fest, dass der Gastraum leer war. Wenigstens aus seiner Perspektive. Das änderte sich auch nicht, als er ihn betreten hatte, denn er war um diese Stunde tatsächlich der einzige Gast.
    Ob es die Wirtin oder die Bedienung war, die mit einer müden Bewegung den Kopf hob, wusste er nicht. Jedenfalls sah die dunkelhaarige Frau mit den blonden Strähnen nicht eben so aus, als würde sie sich über den Gast freuen. Selbst gähnend legte sie die Zeitung weg und erklärte Ashley, dass es um diese Zeit nichts mehr zu essen gab.
    »Aber zu trinken.«
    »Das ja.«
    »Auch Kaffee?«
    Die Frau zögerte einen Moment. »Wie viel denn? Für eine Tasse werfe ich die Maschine nicht an.«
    »Nein, nein, eine Kanne.«
    »Wird gemacht.« Die Frau schlurfte zum Tresen. Ashley, der sich gesetzt hatte, stellte fest, dass sie dicke Pantoffeln trug, wie sie vor Jahrzehnten modern gewesen waren. Auch das Kleid gehörte ins Museum. Der lange Rock war zwar bunt, doch die ziemlich dunklen Farben ließen ihn grau erscheinen. Eine schwarze Strickjacke hing über dem Rücken der Frau wie eine alte Gardine.
    Mit seinen Fingern fuhr Ashley durch das braune Haar, schloss für eine Minute die Augen und sorgte für eine innere Entspannung. Es war wunderbar für ihn, mal nichts zu hören. Er fühlte sich wie auf Händen liegend, die ihn einfach davontrugen.
    Im Gastraum war es warm. Der in einer Ecke stehende Ofen gab seine letzte Hitze ab. Als Ashley die Augen mühsam wieder öffnete, sah er über sich die schwarzen Balken. Sie sahen verschwommen aus, erst Sekunden später hatte er sich wieder zurechtgefunden. Ihm fiel ein, wo er sich befand.
    Schritte und ein leises Lachen ließen ihn den Kopf drehen. Die Frau kehrte zurück. Sie trug ein Tablett, auf dem zwei Tassen so dicht zusammenstanden, dass sie gegeneinander klapperten. »So«, sagte sie, das Tablett auf den

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