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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihre dünnen Stimmen wehten gegen die Ohren des Gefangenen.
    Sie fanden den abstoßenden Anblick entzückend, sie sprachen von einer Wiedergeburt des Bösen, dem die Unschuld eines Kindes nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
    Diese Zeiten waren endgültig vorbei.
    Für die Crowley-Jünger war nach der langen Zeit des Wartens die neue Ära eingeläutet worden.
    Sie kam näher an den Kommissar heran. Wären Hörner aus ihrer grauen Stirn gewachsen, wäre sie wirklich perfekt gewesen, aber so weit war es noch nicht.
    Harry zwang sich zur Ruhe. Es hatte keinen Sinn, wenn er jetzt in Panik verfiel. Er versuchte zwar, seinen Blick auf das schreckliche Gesicht der Gestalt zu richten, doch er schaffte es nicht, ihn von der Klinge zu lösen.
    Das Opfermesser!
    Es wird mich töten, und ihm war, als hätte Pamela seine Gedanken erraten, denn sie nickte. »Ja, ich werde dich aufschneiden und dir das Herz aus dem Leib holen!«
    Nein, das war kein Kind mehr, es hatte sich in einen Dämon verwandelt, in etwas Böses, für das menschliche Richtlinien nicht mehr galten.
    Der eklige Schädel beugte sich vor, und wieder bewegte sich das, was einmal ein normaler Mund gewesen war.
    »Die neue Zeit ist angebrochen. Durch das Kind kehrt das Böse zurück. Alles hat seine Unschuld verloren. Meine Philosophie hat sich erfüllt, das steht fest.« Die Stimme hatte Mühe, die Worte zu formulieren, wahrscheinlich war der Geist noch nicht stark genug, aber das würde sich ändern.
    »Du bist das Opfer!«
    Der Satz klang wie ein letztes Urteil, und auch die Alten hielten den Atem an. Sie standen wie unter Strom, der sie bannte. Trotzdem zitterten sie, was sich auch auf die Flammen ihrer Kerzen übertrug.
    Die Gestalt und das furchtbare Gesicht näherten sich dem wehrlosen Kommissar.
    Er spürte seine eigene Angst, die Arme zuckten, er ballte die Hände zu Fäusten, er starrte gegen das Messer und sah auch das faunische Grinsen auf den Lippen.
    »Tod – dein Tod bedeutet mein Leben…«
    Das Wesen hob das Messer an.
    Für einen Moment trat das ein, was man als Totenstille bezeichnete. Der Schatten schwebte wie ein bizarrer Teufel über dem Kommissar, und das Gesicht löste sich für ihn im Schein der Kerzen auf, sodass sich sein Blickfeld allein auf das verdammte Opfermesser reduzierte.
    »Dein Herz!«
    Und dann war eine andere Stimme.
    Nichtlaut, aber laut genug, damit sie jeder hören konnte. Die Stimme einer Frau, die nur einen Namen rief.
    »Pamela…?«
    ***
    Es war relativ leicht gewesen, den Ort des Schreckens zu finden, denn die Klänge der Musik hatten uns den Weg gewiesen. Auf unserer Suche waren wir sehr leise gewesen und durch den alten Bau geschlichen, um nun dort zu sein, wo sich das Grauen abspielte.
    Ich hatte es als Erster gespürt. Mein Kreuz erwärmte sich, es schien plötzlich zu leben, als ich meine Hand um den in der rechten Tasche steckenden Talisman legte.
    Kerzenlicht schwebte wie ein zuckender Schleier über die Köpfe uralter Gestalten, die einen Kreis gebildet hatten und uns die Sicht auf den Mittelpunkt nahmen.
    Dort aber musste es geschehen.
    Wir wussten es, und am deutlichsten spürte es Delia, die sich verändert hatte.
    Sie war auf einmal so aufgeregt geworden, so nervös. Ihre Arme hielt sie beinahe gestreckt, die Finger bewegten sich unruhig, als wollten sie etwas ertasten.
    »Sie ist hier, Darius!« Er nickte.
    »Du weißt, von wem ich spreche?«
    »Ja, von unserer Tochter.« Delia lächelte verloren und ging einen Schritt vor. Ich hörte sie flüstern. »Es muss etwas geschehen, ich muss Pamela aufhalten, sonst ist sie verloren. Es ist der letzte Augenblick…« Sie lief schneller, und sie rief dabei den Namen ihrer Tochter mit einer Stimme, in der all die Verzweiflung einer leidenden Mutter steckte …
    ***
    Da war die Stimme, und sie war erschienen, als hätte sie der Wind herbeigeweht. Ein Gruß aus einer normalen, aus einer wunderbaren Welt, die jedoch für das Kind und die Alten nicht mehr existent ein sollte. Aber sie, hatte es trotzdem geschafft, die Gestalt erstarren zu lassen.
    Sekunden vergingen.
    Harry Stahl hatte eine Gnadenfrist erhalten. Auch ihm war die Stimme aufgefallen, nur wusste er nicht, wer gesprochen hatte. Er war auch zu sehr von seiner Normalform entfernt, als dass er hätte eigene Überlegungen anstellen können. Allerdings wollte ihn diese Stimme nicht loslassen, und er gelangte zu der Überzeugung, dass sie den Schrecken wenden oder zumindest zurückdrücken konnte.
    Wieder der Ruf.

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