0796 - Der Kristallträger
von Muskeln, und es schien auch so, als atme er durch die Haut.
„Wie mag es ihm gelungen sein, sich über zwanzig Jahre hindurch vor uns zu verbergen", wunderte sich Takvorian.
„Zugegeben, es gibt auf der SOL sicherlich unzählige Verstecke, wo man eine Zeitlang untertauchen kann.
Aber unsere Telepathen hätten seine charakteristische Ausstrahlung spüren müssen - und überhaupt: Irgendein Lebenszeichen hätten wir in all den Jahren bekommen müssen. Über eine so lange Zeitspanne kann kein blinder Passagier unbemerkt bleiben, auch nicht ein Mutant."
„Und doch muß es so sein", erwiderte Irmina. „Antapex Existenz läßt sich nicht leugnen."
Ich war noch immer über den angeblichen Eremiten gebeugt.
„Antapex", sagte ich ziemlich verhalten, nichtsdestoweniger aber eindringlich. „Antapex, kannst du mich hören?"
In dem großen Gesicht zuckten die Muskeln bei meinen Worten, aber das war die einzige Reaktion.
„Soll ich es mal versuchen?" bot sich Gucky an. Irmina packte mich am Oberarm, aber ich gab Gucky durch ein Kopfnicken die Einwilligung dazu, Antapex Gedanken telepathisch zu erforschen. Antapex war wach, das stand für mich außer Zweifel.
Gucky kam ans Bett. Plötzlich ein Schrei. Gucky wurde von einer unsichtbaren Kraft bis an die Wand zurückgeschleudert - er war aber geistesgegenwärtig genug, sich noch vor dem Aufprall in Sicherheit zu teleportieren.
Antapex fuhr auf seinem Lager hoch. Sein kleiner Mund war weit aufgerissen, er schrie schrill und markerschütternd. Irmina war blaß geworden. Gucky materialisierte wieder im Zimmer. Er zitterte am ganzen Leib.
„Mann, war das eine geistige Ohrfeige!" sagte er beeindruckt.
Ich versuchte, Antapex durch gutes Zureden zu beruhigen.
Aber erst als Irmina zu ihm kam und ihm die Hände auf die Schultern legte, hörte er zu schreien auf. Ich gab dem Medo-Roboter durch einen Wink zu verstehen, daß er sich heraushalten solle, und der steckte die Spritze mit dem Beruhigungsmittel wieder weg.
„Du brauchst keine Angst zu haben, Antapex", sagte Irmina.
„Das sind Freunde - Freunde wie ich. Sie alle wollen nur dein Bestes."
„Aber warum ..." Er verstummte und starrte Gucky furchtsam an.
Mit einem Seitenblick zu Gucky sagte Irmina: „Gucky wird nicht mehr versuchen, in deinen Geist einzudringen, wenn du es nicht willst. Er wollte dich nur wecken.
Wir waren in Sorge um dich."
„Ich habe nicht geschlafen", sagte Antapex wahrheitsgetreu.
„Ich habe mich nur in dieser fremden Umgebung umgesehen." Er verzog das Gesicht. „Es gefällt mir hier nicht." Seine kleinen Augen wanderten zu mir, und um seinen Mund erschien die Andeutung eines Lächelns. Er nickte mir mit seinem runden Kopf zu und sagte: „Tag, Sir."
„Das ist Perry Rhodan", stellte mich Irmina vor. „Er ist der Herr der Welt, und ist sehr an dir interessiert. Er möchte mehr über deine Träume wissen."
„Ich weiß", sagte Antapex, und sein Lächeln vertiefte sich. „Ich spüre, daß er gut ist. Ich kenne dich schon lange, Perry Rhodan.
Ich habe dich oft gesehen."
„Warum hast du dich mir dann nie gezeigt?" fragte ich. „Wenn du mich so gut kennst, hättest du wissen müssen, daß du dich nicht zu verstecken brauchst."
Er zuckte die massigen Schultern, das war alles.
Für einen Eremiten, der die Einsamkeit gewohnt war, hatte er sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt. Aber andererseits war es wieder verständlich, wenn es sich bei ihm wirklich um einen Supermutanten handelte, daß es ihm genügte, die Ausstrahlung von Mensehen zu spüren, ohne ihnen körperlich nahe sein zu müssen.
„Kannst du meine Gedanken lesen, Antapex?" fragte ich.
„Nein."
„Woher kennst du mich dann?"
„Aus meinen Träumen - ich träume sehr viel. Ich kenne deine gesamte Welt, Sir. Jeden Baustein, und manchmal sehe ich weit über die SOL hinaus ... Inzwischen weiß ich auch, daß der Kokon, der COMP heißt, sich in der Welt befindet."
„Irmina sagte mir, du hättest davon geträumt, daß der COMP ein Farbenspiel zeigen würde", sagte ich. „Stimmt das?"
„Ich habe es gesehen, wie der Kokon in allen Farben leuchtete", antwortete Antapex, als sei er sich gar nicht bewußt, daß das Ereignis zum Zeitpunkt seines Traumes noch in der Zukunft lag. „Das Farbenspiel war schön, aber es flößte mir Furcht ein. Ich bin froh, daß ich es nicht mehr sehe."
„Hast du etwas dagegen, wenn Gucky deine Gedanken liest?"
fragte ich.
„Nein, es macht mir nichts aus."
„Du wirst dich also
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