0799 - Gefangen in Choquai
den Hong Shi beherrschst? Ich zeige dir, was Macht ist!«
Und dann holte der Herrscher von Choquai ebenfalls einen rot pulsierenden Stein hervor - den Hong Shi dieser Welt, der dem anderen wie aufs Haar glich, waren sie doch einst eins gewesen, bevor Fu Long den Stein aus seiner Welt zurück zu seinem Ursprung gebracht hatte.
Doch was eins gewesen war, wollte auch wieder eins werden. Verblüfft schrie Fu Long auf, als eine unsichtbare Kraft den beiden Kontrahenten die Steine entriss. Die Hong Shis schwebten zur Decke des Thronsaals und kreisten umeinander, als würden sie einen eleganten Tanz aufführen, während ihr Pulsieren so an Intensität zunahm, dass Zamorra kaum hinsehen konnte. Und dann verschmolzen die beiden magischen Steine miteinander - und mit ihnen die Realitäten, aus denen sie kamen.
***
Vernon
»Was ist das denn?«
Entsetzt starrte Gryf ap Llandrysgryf auf das albtraumhafte Bild, das sich ihren Augen bot. Über zweihundert Krankenhausbetten waren im ganzen Raum verteilt. In ihnen lagen Chinesen beiderlei Geschlechts und jeden Alters. Die Männer und Frauen hatten die Augen weit geöffnet, schienen aber nicht bei Bewusstsein, sondern in einem tranceartigen Zustand gefangen zu sein.
»Die verschwundenen Dorfbewohner«, flüsterte Nicole. Sie hatten also Recht gehabt. Kuang-shi hatte die Menschen, die vor wenigen Tagen aus einem Dorf am Oberlauf des Yangtze verschwunden waren, nach Amerika entführt.
Unzählige Schläuche führten von den Chinesen zu medizinischen Apparaturen sowie zu einem riesigen Glasbehälter, der sich in der Mitte des Raumes befand. Ein kontinuierlicher Blutstrom floss über das Schlauchsystem in das Aquarium in der Mitte, das schon fast bis zum Rand gefüllt war. Irgendetwas schwamm in dem gläsernen Becken, und obwohl sich durch die dunkelrote Flüssigkeit die Umrisse kaum erkennen ließen, wussten die drei Dämonenjäger sofort, wer da in einem Meer aus Blut trieb.
Kuang-shi!
»Weiß er, dass wir da sind?«, fragte Chin-Li flüsternd.
»Ich weiß nicht. Irgendwas stimmt mit seiner Aura nicht«, erwiderte Gryf. »Ich glaube fast er - schläft.«
»Er träumt!«, sagte Nicole. »So wie damals, als sein Reich nur in seinen Träumen weiter existierte.«
»Nur, dass er diesmal Choquai in unsere Welt träumt.«
»So sieht es aus. Und aus irgendeinem Grund gibt ihm das Blut Kraft. Vielleicht haben sich über die Jahrtausende die Erinnerungen an seine Schreckensherrschaft in das Blut der Menschen am Yangtze quasi eingeschrieben. Vielleicht bezieht er daraus jetzt seine Kraft!«
»Dann müssen wir die Blutzufuhr unterbrechen«, sagte Chin-Li und wollte sich gleich ans Werk machen, doch Gryf hielt sie zurück: »Wir wissen nicht, welche Auswirkungen das hätte. Wenn die Opfer auch geistig mit Kuang-shi verbunden sind, könnte eine plötzliche Trennung sie umbringen.«
»Wir müssen es trotzdem versuchen«, sagte Nicole. »Gryf, kannst du einen Zauber weben, der die Menschen wieder in die Wirklichkeit zurückholt? Chin-Li und ich lösen währenddessen die Schläuche.«
»Probieren kann ich das, aber ich gebe dir nicht die geringste Garantie, dass das auch klappt.«
»Für Garantien haben wir leider keine Zeit. Wenn wir nicht schnell handeln, sind sie sowieso verloren.«
»Okay, du hast mich überzeugt.« Der Silbermond-Druide schloss die Augen und hob die Arme. Kaum hörbar kamen geheimnisvolle Worte einer längst vergessenen Sprache über seine Lippen, und plötzlich zuckten grünliche Blitze aus seinen Fingerspitzen hervor, die sich immer mehr verästelten, um sich zu einen wabernden Energiefeld zu verdichten, das sich langsam über die bewusstlosen Chinesen senkte.
Nicole konnte an Gryfs Gesicht die ungeheure Konzentration ablesen, die er aufbringen musste, um die geistige Kontrolle über die Dorfbewohner zu erlangen und sie aus Kuang-shis Umklammerung zu lösen. Der Silbermond-Druide war leichenblass, und dicke Schweißtropfen liefen seine Stirn herunter. Doch noch hielt er der Belastung stand - die Frage war nur wie lange.
Doch Nicole musste sich auf ihre eigene Aufgabe konzentrieren. Hektisch löste die Dämonenjägerin mit Chin-Li die Schläuche, die die entführten Chinesen mit Kuang-shis Blutbecken verbanden. Plötzlich hörte sie Schritte. Sie wollte schon den Blaster ziehen, als sie erkannte, wer sich ihnen näherte.
»Jin Mei! Hierher!«
Entsetzt starrte die Vampirkriegerin auf die monströse Apparatur: »Was in aller Welt ist das?«
»Keine Zeit für
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