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08 - Der zeitlose Raum

08 - Der zeitlose Raum

Titel: 08 - Der zeitlose Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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ein blauer, mit Wolken dekorierter Himmel, als sie nach zwei Tankstopps ihr Ziel endlich anflogen. Schräg vor der Cessna tauchte Stonehenge auf, aus der Höhe betrachtet fast kümmerlich wirkend. Ein Stück weiter auf dem Weg zum Horizont war Amesbury zu sehen, wo sie landen wollten.
    »Jandro?«, fragte Tom und wies durchs Seitenfenster hinunter auf die Megalithen.
    »Hm?« Der junge Mann schaute ebenfalls nach unten.
    »Was meinst du – welchen dieser Blöcke müsste man umkippen, damit die anderen der Reihe nach umfallen wie Dominosteine?« Tom blinzelte ihm über die Schulter hinweg zu.
    »Tom«, warf Maria Luisa tadelnd ein, und von Abby kam ein: »Kindskopf.«
    »Lasst mich doch«, sagte Tom, während Alejandros Blick über die beiden auffälligsten und charakteristischsten Steinkreise der uralten Kultstätte wieselte. Dann sagte er: »Der da«, und zeigte auf einen der Blausteine, die vor Tausenden von Jahren aus den Preseli Hills im Südwesten von Wales hergeschafft worden waren, eine Strecke von fast vierhundert Kilometern. Vor Toms innerem Auge entstanden Bilder, auf denen Hunderte Menschen die Basaltblöcke auf Schlitten hinter sich her schleiften; dann wechselte das Bild und er sah im Geiste den von Jandro benannten Megalithen umfallen, gegen den nächsten stoßen, diesen mitreißen und so weiter, bis tatsächlich alle über- und ineinander verkantet dalagen.
    »Ziemlich leer dort unten«, hörte er Abbys Stimme, die ebenfalls nach unten sah.
    »Stimmt«, sagte Tom. Ziemlich leer war sogar noch untertrieben. Tatsächlich machte Tom in der Anlage, die immerhin eine der größten Touristenattraktionen Englands war, keine Menschenseele aus. Auch auf der Straße, die von Amesbury nach Winterbourne Stoke und dicht an Stonehenge vorbeiführte, herrschte kein Verkehr. Auf dem Parkplatz, der wie auch die Kassenhäuschen auf der anderen Seite der Straße lag, stand nur eine Handvoll Autos, am auffälligsten davon ein bulliger schwarzer Van.
    »Da sind ein paar Leute«, meldete sich in diesem Moment Maria Luisa zu Wort. Im nächsten Moment sah auch Tom die Männer – und dann tanzende Lichter an ihren Hüften. Wie …
    Mündungsfeuer!
    Sein Warnruf blieb ihm im Halse stecken, als die Maschine ruckartig zur Seite kippte. Aber nicht, weil sie getroffen war, sondern weil auch Abby die Salven aus gleich drei Maschinenpistolen erkannt und blitzschnell reagiert hatte.
    »Was …?«, setzte Maria Luisa an, wurde aber von Abby übertönt, die »Festhalten!«, schrie und die Cessna herumzog.
    »Sie sind es!«, rief Tom, während er sich an einer Strebe festklammerte. »Sie haben uns gefunden! – Die Indios!«, fügte er hinzu.
    Abby antwortete nicht, sondern zog die Cessna in den Steilflug, während hinter ihnen die Geschwister vor Schreck und Panik schrien. Zum Glück waren sie alle angeschnallt.
    »Offenbar Freunde von dir!«, presste Abby hervor, die Fäuste um die Lenkung gekrampft, das Gesicht verzerrt vor Angst und Anstrengung. Eine Sekunde später verging ihr der Galgenhumor – als ein metallisches Prasseln anzeigte, dass sie getroffen waren!
    Die Salve huschte nur für einen Moment über die Nase des Flugzeugs, aber das genügte, um wichtige Motorenteile zu zerstören. Fast augenblicklich begann die Maschine zu stottern, gefolgt von fettem, öligem Qualm, der aus den seitlichen Lüftungsschlitzen drang.
    »Scheiße!«, kommentierte Abby sehr passend.
    Pauahtun ballte in spontaner Begeisterung die Rechte zur Faust, als er die Rauchfahne sah, die das Wasserflugzeug hinter sich her zog, und das Aussetzen des Motors hörte. Er und seine Brüder hatten hinter den Kassenhäuschen, in denen sie das gefesselte Personal eingesperrt hatten, auf die Cessna gewartet und beim Überflug das Feuer eröffnet.
    »Getroffen!«, rief er aus. Und: »Stellt das Feuer ein!« Schließlich ging es ihnen darum, die Maschine zur Landung zu zwingen, und dieses Ziel hatten sie zweifellos erreicht. Ein Absturz, bei dem womöglich der Himmelsstein beschädigt wurde, war nicht in ihrem Sinne.
    Nach dem waghalsigen Ausweichmanöver zwang der Pilot die Cessna nun in eine unfreiwillige weitere Schleife über Stonehenge. Pauahtun stand wie unter Strom. Sie mussten bei der Notlandung vor Ort sein, um das Artefakt zu bergen und die Passagiere zu töten. Hoffentlich schaffte die Cessna es nicht mehr bis zu diesem Sportflugplatz; dort würde es ungleich schwieriger für sie werden.
    Hier bei Stonehenge mussten sie sich um Zeugen keine Sorgen

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