Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
einvernehmlichem Geschlechtsverkehr mit einer Prostituierten. In einem Motel, das ein wählerischer Kakerlak meiden würde.«
    Eine lange Pause.
    »Scheiße«, sagte Garber. »Er war verheiratet.«
    »Ja, ich hab seinen Ehering gesehen. Und seinen West-Point-Ring.«
    »Jahrgang zweiundfünfzig«, sagte Garber. »Ich hab’s kontrolliert.«
    Wieder Schweigen.
    »Scheiße«, wiederholte er. »Warum machen kluge Leute solche Dummheiten?«
    Ich gab keine Antwort, weil ich’s nicht wusste.
    »Wir müssen diskret sein«, meinte Garber.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Das Vertuschungsmanöver läuft bereits. Die hiesige Polizei lässt mich ihn ins Walter Reed schicken.«
    »Gut«, sagte er. »Das ist gut.« Dann machte er eine Pause. »Von Anfang an, okay?«
    »Er hat den Ärmelaufnäher des XII. Korps getragen«, erklärte ich. »Folglich war er in Deutschland stationiert. Gestern Mittag ist er auf dem Dulles Airport angekommen. Vermutlich aus Frankfurt. Garantiert ein ziviler Flug, denn er hatte seinen Dienstanzug an, auf ein Upgrade gehofft. In einer Militärmaschine
hätte er seinen Kampfanzug getragen. Er hat sich einen billigen Wagen gemietet, ist zweihundertachtundneunzig Meilen weit gefahren, hat sich ein Motelzimmer für fünfzehn Dollar genommen und sich eine Zwanzigdollarnutte geholt.«
    »Ich weiß von diesem Flug«, sagte Garber. »Ich habe beim XII. Korps angerufen, mit seinem Stab gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass er tot ist.«
    »Wann?«
    »Nachdem ich mit dem Dispatcher telefoniert hatte.«
    »Wissen sie, wo und wie er gestorben ist?«
    »Ich habe nur einen möglichen Herzinfarkt erwähnt, sonst nichts, keine Einzelheiten, keinen Ort, was mir nachträglich als sehr gute Entscheidung vorkommt.«
    »Was war mit dem Flug?«, fragte ich.
    »American Airlines, gestern, Rhein-Main nach Dulles, Ankunft dreizehn Uhr, Weiterflug heute um neun Uhr, Washington National nach Los Angeles. Er wollte zur Kommandeurstagung der Panzertruppe in Fort Irwin. Er war Kommandeur der Panzertruppe in Europa. Ein wichtiger General. Hätte in ein paar Jahren vielleicht stellvertretender Chef des Generalstabs werden können. Der nächste Mann kommt aus der Panzertruppe. Der jetzige Kerl ist Infanterist, und die Ernennung erfolgt nach dem Rotationsprinzip. Also hätte er eine Chance gehabt. Aber daraus wird jetzt wohl nichts, was?«
    »Vermutlich nicht«, erwiderte ich. »Nachdem er jetzt tot ist und so.«
    Garber äußerte sich nicht dazu.
    »Wie lange war er zur Tagung hier?«, fragte ich.
    »Er sollte innerhalb einer Woche wieder zurück in Deutschland sein.«
    »Wie heißt er mit vollem Namen?«
    »Kenneth Robert Kramer.«
    »Ich wette, Sie wissen auch sein Geburtsdatum«, sagte ich. »Und seinen Geburtsort.«
    »Wieso?«

    »Und seine Flug- und Sitznummern. Und was der Staat für seine Tickets bezahlt hat. Und ob er vegetarisches Essen bestellt hat oder nicht. Und die Nummer des Zimmers, das er in Irwin im Gästeheim für Offiziere bekommen sollte.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ganz einfach: Warum weiß ich das alles nicht auch?«
    »Ja, wie denn?«, fragte Garber. »Ich war mit Telefonieren beschäftigt, und Sie haben in einem Motel herumgestöbert.«
    »Wissen Sie was?«, sagte ich. »Wenn ich irgendwohin reise, habe ich immer ein Bündel Flugtickets, Reisegutscheine und Reservierungen dabei, und wenn ich aus dem Ausland einreise, einen Reisepass. Und falls ich zu einer Konferenz unterwegs bin, bin ich im Besitz eines Aktenkoffers, in dem ich diesen ganzen Scheiß transportieren kann.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass aus dem Motelzimmer Gegenstände entwendet wurden. Tickets, Reservierungen, Reisepass, Reiseplan. Ganz allgemein Dinge, die jemand in einem Aktenkoffer mit sich herumtragen würde.«
    Garber schwieg.
    »Er hatte einen Kleidersack«, sagte ich. »Grünes Leinen, brauner Lederbesatz. Ich gehe jede Wette ein, dass er einen dazu passenden Aktenkoffer besaß. Wahrscheinlich hat seine Frau beide ausgesucht. Vermutlich aus dem Versandkatalog von L. L. Bean. Vielleicht vor zehn Jahren zu Weihnachten.«
    »Und der Aktenkoffer war nicht da?«
    »Wahrscheinlich befand sich darin auch seine Geldbörse, wenn er den Dienstanzug trug. Massenhaft Orden, wie der Mann sie hatte, machen die Innentasche unbequem eng.«
    »Also?«
    »Ich glaube, dass die Nutte beobachtet hat, wohin er nach dem Bezahlen die Geldbörse steckte. Dann sind sie zur Sache gekommen, und er ist abgekratzt. Sie hat einen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher