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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ab. Sah in den Kofferraum, der gähnend leer war.
    Ich steckte auch den Zündschlüssel ein und ging über die Straße zu der Bar. Die Musik wurde mit jedem Schritt lauter. Aus zehn Metern Entfernung konnte ich Bierdunst und Zigarettenqualm aus den Ventilatoren riechen. Ich schlängelte mich durch die geparkten Wagen und fand den Eingang: eine massive Holztür, die wegen der Kälte geschlossen war. Als ich sie aufzog, kam mir ein Schwall heißer, stickiger Luft entgegen. Drinnen
war die Hölle los. Ich sah schwarz gestrichene Wände, purpurrote Spots und spiegelnde Diskokugeln. Auf der Bühne im Hintergrund erkannte ich eine Stripperin. Sie war nackt bis auf einen weißen Cowboyhut und kroch auf allen vieren am Boden herum, um Dollarscheine aufzulesen.
    Hinter der Kasse gleich am Eingang saß ein großer Mann in einem schwarzen T-Shirt. Sein Gesicht lag in tiefem Schatten. Das Streulicht eines schwachen Spots zeigte mir, dass er einen Brustkorb wie ein Ölfass hatte. Die Musik war ohrenbetäubend, und die schätzungsweise fünfhundert Gäste füllten den Raum völlig aus. Ich trat wieder ins Freie, blieb einen Augenblick in der kalten Nachtluft stehen, überquerte dann die Straße und hielt auf den Empfang des Motels zu.
    Die Rezeption war so erbärmlich wie das ganze Motel. Sie wurde von Leuchtstoffröhren erhellt, die grünliches Licht verbreiteten, und neben der Tür brummte ein Colaautomat vor sich hin. Es gab ein Münztelefon an der Wand, abgetretenes Linoleum auf dem Fußboden und eine hüfthohe, mit Holzimitat verkleidete Theke. Auf dem Hocker dahinter saß ein ungefähr zwanzig Jahre alter weißer Mann mit langen, ungewaschenen Haaren und fliehendem Kinn.
    »Gutes neues Jahr«, sagte ich.
    Er gab keine Antwort.
    »Haben Sie was aus dem Zimmer des Toten mitgenommen?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Sagen Sie’s mir noch mal.«
    »Ich hab nichts mitgenommen.«
    Ich nickte. Ich glaubte ihm.
    »Okay«, sagte ich. »Wann ist er angekommen?«
    »Weiß ich nicht. Ich hatte erst um zehn Dienst. Da war er schon da.«
    Ich nickte erneut. Kramer war um 13.32 Uhr auf dem Hertz-Parkplatz am Dulles Airport gewesen und nicht weit genug gefahren, um anderes zu tun, als geradewegs hierher zu kommen.
Das bedeutete, dass er gegen halb acht im Motel eingetroffen war. Vielleicht um halb neun, wenn er unterwegs was gegessen hatte, oder auch gegen neun, wenn er ein ungewöhnlich vorsichtiger Fahrer gewesen war.
    »Hat er das Münztelefon benutzt?«
    »Das ist kaputt.«
    »Wie hat er dann die Nutte erreicht?«
    »Welche Nutte?«
    »Die Nutte, die er gebumst hat, als er gestorben ist.«
    »Hier gibt’s keine Nutten.«
    »Ist er rübergegangen und hat sie sich aus dem Striplokal geholt?«
    »Er war in einem Zimmer ganz hinten in der Reihe. Ich hab nicht gesehen, was er gemacht hat.«
    »Haben Sie einen Führerschein?«
    Der Kerl zögerte. »Warum?«
    »Einfache Frage«, sagte ich. »Entweder haben Sie einen, oder Sie haben keinen.«
    »Ich hab einen.«
    »Herzeigen«, sagte ich.
    Ich war größer als sein Colaautomat und behängt mit Orden und Abzeichen. Also tat er wie ihm geheißen, so wie’s die meisten mageren Zwanzigjährigen tun, wenn ich in diesem Ton mit ihnen spreche. Er hob seinen Arsch vom Hocker, griff nach hinten und zog seine Geldbörse aus der Hüfttasche. Klappte sie auf. Sein Führerschein steckte hinter einem milchigen Stück Klarsichtfolie. Ich sah sein Foto und las Namen und Adresse.
    »Okay«, sagte ich. »Jetzt weiß ich, wo Sie wohnen. Ich muss Ihnen später noch ein paar Fragen stellen. Treffe ich Sie hier nicht an, komme ich zu Ihnen nach Hause.«
    Er reagierte nicht darauf. Ich machte kehrt und ging zu meinem Humvee, um zu warten.
     
    Vierzig Minuten später fuhren ein Sanka und ein zweites Humvee vor. Ich wies meine Jungs an, alles mitzunehmen - auch den
Leihwagen -, blieb aber nicht da, um zu verfolgen, wie mein Befehl ausgeführt wurde. Stattdessen fuhr ich zum Stützpunkt zurück. Ich trug mich am Tor ein, marschierte in mein geliehenes Dienstzimmer und wies meine Sergeantin an, mich mit Oberst Garber zu verbinden. Dann wartete ich darauf, dass die Verbindung zustande kam. Das dauerte keine zwei Minuten.
    »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte er.
    »Er hat Kramer geheißen«, antwortete ich.
    »Das weiß ich«, sagte Garber. »Nach dem Gespräch mit Ihnen habe ich mit dem Dispatcher bei der Polizei gesprochen. Woran ist er gestorben?«
    »Herzinfarkt«, sagte ich. »Bei

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