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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sein Schicksal den gebotenen Gehorsam zu bekunden. Er fand es angemessen, daß mit diesem Grundstückskauf nunmehr 50,016 % der Fläche von Saipan wieder in japanischer Hand waren, über fünfzig Jahre nachdem seine Familie von Amerikanern umgebracht worden war.
Plötzlich spürte er eine Kälte, und er schrieb es der Erregung des Augenblicks oder vielleicht der Nähe der Geister seiner Vorfahren zu. Ihre Leichen waren von den endlosen Wogen fortgespült worden, doch ihr kami hatte diesen Ort nie verlassen und wartete auf seine Rückkehr. Ihn schauderte, und er knöpfte seine Jacke zu. Ja, hier würde er bauen, aber erst nachdem er getan hatte, was notwendig war.
Erst mußte er zerstören.
    Es war einer dieser vollkommenen Momente, fast auf der anderen Seite des Globus. Der Schläger entfernte sich langsam von dem Ball, in einem perfekten Bogen, hielt ganz kurz inne, dann nahm er, nun in Abwärtsrichtung, an Tempo zu. Der Mann, der den Schläger hielt, verlegte sein Gewicht vom einen Bein auf das andere. Im richtigen Moment machten seine Hände die erforderliche Drehung, wodurch der Kopf des Schlägers sich um die senkrechte Achse drehte, so daß er, als er den Ball traf, genau senkrecht zu der gewollten Flugbahn stand. Der Ton sagte alles: Ein perfektes Klong - es war ein Eisenschläger. Das und der taktile Impuls, der durch den Graphitschaft übertragen wurde, sagten dem Golfer, was er wissen mußte. Der Schwung des Schlägers endete, dann drehte der Mann sich um und schaute dem Flug des Balles nach.
Leider war es nicht Ryan, der den Schläger hielt.
    Mit wehmütigem Lächeln schüttelte Jack Ryan den Kopf, als er sich bückte, um den Ball auf das Tee zu legen. »Hübscher Schlag, Robby.«
Konteradmiral Robert Jefferson Jackson, U.S. Navy, schaute mit seinen Fliegeraugen in unbeweglicher Haltung zu, wie der Ball zu sinken begann und dann, rund hundertzwanzig Meter entfernt, auf dem Fairway landete und noch zwanzig Meter weiter hüpfte. Er sprach erst, als der Ball ganz zum Stillstand gekommen war. »Ich wollte ihn eigentlich ein bißchen nach links verziehen.«
»Das Leben ist schon beschissen, nicht?« bemerkte Ryan während seines Vorbereitungsrituals. Die Knie beugen, den Rücken ziemlich gerade halten, den Kopf senken, aber nicht zu sehr, der Griff, ja, so stimmte es ungefähr. Er tat alles, was der Trainer ihm letzte Woche gesagt hatte und die Woche davor und die Woche davor ... den Schläger heben ... und dann senken ...
... und es war gar nicht so schlecht, knapp rechts vom Fairway, hundertsechzig Meter weit, der beste Drive vom ersten Abschlag, den er jemals erzielt hatte. Und ungefähr dieselbe Weite mit seinem Driver, die Robby mit einem festen Siebener-Eisen erzielt hätte. Das einzig Gute war, daß es erst Viertel vor acht war und niemand da war, um seine Verlegenheit zu bemerken.
Wenigstens bist du am Wasser vorbeigekommen.
»Wie lange spielst du schon, Jack?«
»Zwei ganze Monate.«
Jackson grinste, während sie auf den Wagen zusteuerten. »Ich habe in meinem zweiten Jahr in Annapolis angefangen. Ich habe einen Vorsprung, Junge. Genieß doch diesen Tag.«
Er hatte recht. Greenbrier, ein Erholungsort seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts, liegt eingebettet in die Berge von West Virginia. Die weiße Masse des großen Hotelgebäudes stach an diesem Oktobermorgen von den Gelb- und Rottönen der Laubbäume ab, die jetzt wie alle Jahre in herbstlichen Farben leuchteten.
»Ich hatte natürlich nicht vor, dich zu schlagen«, meinte Ryan, als er in dem Wagen Platz nahm.
Ein Grinsen zur Seite. »Das schaffst du auch nicht. Du kannst heilfroh sein, daß du heute nicht arbeiten mußt. Ich muß.«
Keiner der beiden Männer war auf Urlaub, sosehr sie ihn beide nötig hatten, und keiner war derzeit mit seinem Erfolg zufrieden. Für Robby bestand der Erfolg darin, daß er einen Führungsposten im Pentagon hatte. Für Ryan hatte er, wie er selbst jetzt noch mit Erstaunen feststellte, darin bestanden, daß er ins Geschäftsleben zurückgekehrt war, statt den wissenschaftlichen Posten zu bekommen, den er sich gewünscht hatte jedenfalls meinte er, ihn sich gewünscht zu haben -, als er vor zweieinhalb Jahren in Saudi-Arabien gewesen war. Lag es vielleicht daran, daß er süchtig nach dem hektischen Treiben geworden war? Dieser Gedanke ging Ryan durch den Kopf, während er sich ein Dreier-Eisen heraussuchte. Es würde nicht genug Wucht bringen, um das Green zu schaffen, aber mit den Fairway-Hölzern hatte er noch

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