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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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alle an die Arbeit. Und das war ganz und gar keine merkwürdige Art, einen Krieg zu beginnen.
    Es war ein vornehmes Essen, serviert im Speisesaal mit seiner ungeheuer hohen Decke zum Klang von Klavier und Violine, in den sich gelegentlich das Klirren von Kristall mischte. Die Tischgespräche waren weniger vornehm, jedenfalls kam es Jack so vor, während er an seinem Tafelwein nippte und sich durch den Hauptgang arbeitete. Sally und der kleine Jack waren in der Schule erfolgreich, und Kathleen, die auf unsicheren Beinen durch das Haus in Peregrine Cliff streifte, würde in einem Monat zwei werden, der dominierende und selbstbewußte Liebling ihres Vaters und der Schrecken ihrer Kindertagesstätte. Robby und Sissy, die allen Bemühungen zum Trotz kinderlos geblieben waren, waren für das Ryan-Trio Ersatzonkel und -tante und ebenso stolz auf die Brut wie Jack und Cathy. Es war schon traurig, dachte Jack, aber darauf hatte man keinen Einfluß, und er fragte sich, ob Sissy noch immer deswegen weinte, wenn sie allein im Bett lag und Robby dienstlich unterwegs war. Jack hatte keinen Bruder gehabt. Robby stand ihm näher, als ein Bruder es jemals gekonnt hätte, und sein Freund hätte wahrlich mehr Glück verdient. Und Sissy, die war ein richtiger Engel.
    »Ich wüßte gern, was das Amt macht.«
»Wahrscheinlich brüten sie einen Plan für die Invasion in Bangladesch aus«, sagte Jack, der jetzt aufblickte und sich wieder in die Unterhaltung einschaltete.
»Das war letzte Woche«, sagte Jackson grinsend.
»Wie kommen sie bloß ohne uns zurecht?« fragte sich Cathy laut und dachte dabei vermutlich an ihre Patienten.
»Also, für mich fängt die Konzertsaison erst nächsten Monat an«, bemerkte Sissy.
»Mmmm«, meinte Ryan, blickte wi eder auf seinen Teller herab und überlegte sich, wie er es den anderen beibringen sollte.
»Jack, ich weiß Bescheid«, sagte Cathy schließlich. »Du kannst nicht gut etwas verbergen.«
»Sie fragte, wo du bist«, sagte Robby über den Tisch hinweg. »Ein Marineoffizier darf nicht lügen.«
»Dachtest du, ich wäre böse?« fragte Cathy ihren Mann.
»Ja.«
»Ihr kennt ihn nicht«, erklärte Cathy den anderen. »Jeden Morgen liest er die Zeitung und murrt. Jeden Abend sieht er die Nachrichten und murrt. Jeden Sonntag schaut er sich die Interviewsendungen an und murrt. Jack«, sagte sie ruhig, »glaubst du denn, daß ich jemals mit der Chirurgie aufhören könnte?«
»Wahrscheinlich nicht, aber das ist was anderes ...«
»Nein, ist es gar nicht, aber dir geht's genauso. Wann fängst du an?« fragte Caroline Ryan.

1 / Alumni
    Irgendwo im mittleren Westen - Jack hatte die Geschichte einmal im Radio gehört - hatte eine Universität einen Satz Instrumente entwickelt, die einen Tornado von innen beobachten sollten. Jedes Frühjahr steckten Studenten und ein Professor ein Stück Land ab, das in Frage kam, und wenn ein Tornado gemeldet wurde, versuchten sie den Instrumentensatz, der sinnigerweise »Toto« genannt wurde - wie denn sonst? -, direkt in der Bahn des herannahenden Sturms aufzustellen. Bislang ohne Erfolg. Vielleicht hatten sie sich bloß die falsche Stelle ausgesucht, dachte Ryan, während er zu den unbelaubten Bäumen im Lafayette Park hinausschaute. Das Amtszimmer des Nationalen Sicherheitsberaters des Präsidenten war mit Sicherheit stürmisch genug für jedermanns Geschmack und leider viel leichter von anderen zu betreten.
    »Sie wissen«, sagte Ryan und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, »daß man davon ausgegangen war, daß es viel leichter gehen würde.« Und ich habe es auch geglaubt, dachte er im stillen.
    »Früher hatte die Welt klare Regeln«, erklärte Scott Adler. »Die gibt es nicht mehr.«
»Wie ist der Präsident klargekommen, Scott?«
»Wollen Sie wirklich die Wahrheit hören?« fragte Adler, womit er sagen wollte: Wir sind hier im Weißen Haus, haben Sie das vergessen? Er fragte sich, ob die Gespräche in diesem Raum irgendwo mitgeschnitten wurden. »Wir haben die Situation in Korea vermasselt, sind aber noch mit Glück davongekommen. Gott sei Dank haben wir in Jugoslawien nicht so versagt, denn dort kann man einfach kein Glück haben. Die Sache mit Rußland haben wir nicht besonders geschickt angepackt. Der ganze Kontinent Afrika ist ein heilloses Durcheinander. Fast das einzige, was wir in letzter Zeit gut gemacht haben, ist das Handelsabkommen ...«
»Und das schließt Japan und China nicht ein«, beendete Ryan den Satz für ihn.
»Hey, vergessen Sie etwa, daß

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