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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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fragte der Mann in Tokio.
»Eine Rakete scheint noch völlig intakt zu sein. Nummer neun. Nummer
zwei - nun, dort könnten einige kleinere Beschädigungen sein. Meine Leute
prüfen sie gerade alle. Was sind meine Befehle?«
»Bereiten Sie sich auf eine mögliche Zündung vor, und bleiben Sie am
Ort. «
»Hai. « In der Leitung klickte es.
Was mach' ich jetzt? fragte sich der Wachoffizier. Diese Sache war neu
für ihn, neu wie der ganze Gedanke, mit Atomwaffen umzugehen, einen
Job, den er nie hatte haben wollen, aber danach hatte ihn keiner gefragt. Ihm
fiel plötzlich ein, was man ihm für diesen Fall aufgetragen hatte, und er
griff nach dem Hörer, um den Ministerpräsidenten anzurufen. »Ja, was ist los?«
»Goto-san, hier ist das Ministerium. Es hat einen Angriff auf unsere
Raketen gegeben!«
»Was? Wann?« wollte der Ministerpräsident wissen. »Wie schlimm ist
es?«
»Eine, vielleicht zwei Raketen sind einsatzfähig. Der Rest ist
möglicherweise zerstört. Wir prüfen das gerade.« Der Wachoffizier konnte
die Wut am anderen Ende der Leitung hören.
»Wie schnell können Sie sie startklar machen?«
»In ein paar Minuten. Ich habe bereits Befehl gegeben, sie abschußbereit
zu machen.« Der Offizier schlug ein Befehlshandbuch auf, um die
notwendigen Prozeduren bis zum tatsächlichen Abschuß der Dinger
herauszufinden. Selbstverständlich war er darin unterwiesen worden, doch
jetzt, unter dem Druck der Entscheidung, glaubte er, es geschrieben vor sich
sehen zu müssen, während die anderen im Gefechtszentrum ihn stumm
beobachteten.
»Ich berufe jetzt das Kabinett ein!« Und die Leitung war tot. Der Offizier schaute sich um. Wut stand im Raum, doch mehr noch, da
war nackte Angst. Es war wieder geschehen, ein systematischer Angriff,
und jetzt kannten sie die Bedeutung der früheren amerikanischen Aktionen.
Irgendwie hatten sie herausbekommen, wo sich die getarnten Raketen
befanden, und dann hatten sie durch aufeinander abgestimmte Angriffe auf
die japanische Luftabwehr ihre wahre Absicht getarnt. Was würde ihnen
selbst jetzt befohlen werden? Einen Atomangriff zu starten? Das war
Irrsinn. Der General dachte so, und er konnte sehen, daß die kühleren Köpfe
in seiner Kommandozentrale das gleiche empfanden.
    Irgendwie war es ein Wunder. Der Silo der Rakete Nummer neun war nahezu unzerstört. Eine Bombe war nur sechs Meter entfernt explodiert, doch der Fels rundherum - nein, der Offizier sah es jetzt, die Bombe war überhaupt nicht explodiert. Ein Loch war im felsigen Boden des Tales, doch im Schein seiner Taschenlampe konnte er genau hier, zwischen dem zertrümmerten Fels, das Hinterteil von irgend etwas sehen - vielleicht eine Flosse. Ein Blindgänger, das sah er, eine intelligente Bombe mit einer defekten Sicherung. War das nicht entzückend? Er rannte davon, um Nummer zwei in Augenschein zu nehmen. Während er das Tal hinunterrannte, hörte er irgendeine Alarmsirene und fragte sich, was das alles sollte. Es war ein beängstigender Weg, und er grübelte über den Umstand nach, daß die Amerikaner nicht versucht hatten, den Kontrollbunker anzugreifen. Von den zehn Raketen in seiner Sammlung waren sicherlich acht zerstört. An den Dämpfen des verbliebenen Treibmittels erstickte er fast, doch das meiste davon war in einem Feuerball zum Himmel gestiegen und hatte nur giftige Gase zurückgelassen, die der Wind davontreiben konnte. Bei diesem Gedanken streifte er sich seine Gasmaske über, die sein Gesicht, fatalerweise aber auch seine Ohren bedeckte.
    Silo Nummer zwei hatte einen einzigen Bombentreffer abbekommen einen Beinahe-Fehlschlag, korrigierte er sich. Diese Bombe hatte das Ziel um vielleicht zwölf Meter verfehlt, und obwohl sie Tonnen von Fels herumgeschleudert und die Betonabdeckung aufgebrochen hatte, mußten sie nur die Trümmer von der Zugangsluke wegfegen, dann hinuntersteigen und nachsehen, ob die Rakete intakt war.
    Dafür sollen die Amerikaner büßen! dachte er wütend, hob sein tragbares Funkgerät und rief den Kontrollbunker an. Seltsamerweise bekam er keine Antwort. Dann bemerkte er, daß die Erde vibrierte, fragte sich jedoch, ob dies von seinem eigenen Zittern käme. Er befahl sich, ruhig zu bleiben, und tat einen tiefen Atemzug, doch das Rumpeln hörte nicht auf. Ein Erdbeben ... und was heulte da so außerhalb seiner Gasmaske? Dann sah er es, und es blieb keine Zeit, zu den Wänden zu rennen, die das Tal einschlössen.
    Auch die Patriot-Crew hörte es, doch sie schenkten ihm keine Beachtung. Die

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