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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bebte. Er nahm sein Feldtelefon, um den Bunker des Silos anzurufen.
»Ist bei euch alles in Ordnung?« fragte er dringlich.
    »Was, zum Teufel, hat uns getroffen?« wollte der Offizier am Apparat wissen. Der Patriot-Kommandant ignorierte diese dumme Frage.
»Eure Raketen?«
»Acht sind im Eimer - aber ich glaube, ich habe noch zwei übrig. Ich muß Tokio um Instruktionen ersuchen.« Das erstaunte den Offizier am anderen Ende der Leitung, und sein erster Gedanke war, die Auswahl des Standortes für diese Basis zu rühmen. Seine Silos waren in soliden Fels getrieben, der eine phantastische Panzerung für seine Interkontinentalraketen abgegeben hatte. Welche Befehle würde er jetzt erteilt bekommen, nachdem die Amerikaner versucht hatten, ihn und seine Nation zu entwaffnen?
Hoffentlich befehlen sie dir den Abschuß, wagte der SAM-Offizier dann doch nicht laut zu sagen.
    Die letzten vier Bomben der B-2 zielten auf die Staumauer am Ende des Tals. Sie waren darauf programmiert, von oben bis unten in die Stahlbetonfront des Bauwerkes einzuschlagen. Timing und Plazierung der Zielpunkte waren hier nicht weniger ausschlaggebend als bei den Sprengköpfen, die auf die Silos programmiert worden waren. Ungesehen und ungehört von irgend jemandem, kamen sie in einer Reihe herunter, kaum hundert Fuß voneinander entfernt.
    Der Damm war hundertdreißig Meter hoch und an seiner Basis fast genauso breit, er verjüngte sich nach oben, so daß in Höhe der Überlaufrinne die Breite nur noch zehn Meter betrug. Er war massig gebaut, um sowohl dem Druck des Wassers, das er zurückhielt, standzuhalten, als auch den Erdbeben, die Japan plagten, zu widerstehen, und mit seiner Hilfe war hier mehr als dreißig Jahre lang Elektrizität erzeugt worden.
    Die erste Bombe schlug siebzig Meter unterhalb der Überlaufrinne ein. Das schwere Geschoß, mit einer dicken Ummantelung aus gehärtetem Stahl, pflügte sich fünfzehn Meter tief in das Bauwerk hinein, bevor es explodierte, und riß zuerst eine kleine Höhle in den Beton. Die Schockwellen des Aufschlages wanderten immer noch durch die gigantische Wand, als die zweite Bombe, vielleicht fünf Meter über der ersten, auftraf.
    Es gab einen Wachmann dort. Er war durch Geräusche vom unteren Ende des Tales aus seinem Schläfchen aufgewacht, hatte das Feuerwerk verpaßt und fragte sich nun, was das wohl gewesen sein könnte, als er den ersten winzigen Lichtschimmer sah, der aus seinem Damm herauszukommen schien. Er hörte die zweite Bombe einschlagen, und dann hob ihn, mit einer Verzögerung von etwa einer Sekunde, die Druckwelle fast von den Füßen.
    »Großer Gott, haben wir sie alle erwischt?« fragte Ryan. Entgegen der landläufigen Meinung und seinem im Moment inbrünstigen Wunsch bestand keine Echtzeit-Übertragungsleitung ins Weiße Haus. So sah er sich in einem Raum des Pentagons eine Übertragung an.
    »Nicht ganz sicher, Sir. Es waren alles Treffer - nun, ich meine, einige waren das, aber einige Bomben schienen zu früh ...«
»Was soll das heißen?«
»Es scheint, als wären sie noch in der Luft explodiert - drei Stück, alle vom letzten Bomber. Wir versuchen, die einzelnen Silos zu untersuchen ...«
»Sind da noch welche intakt geblieben, verdammt noch mal?« wollte Ryan wissen. War der Plan fehlgeschlagen?
»Eine, vielleicht zwei, wir sind nicht sicher. Bleiben Sie dran, okay?« fragte der Analytiker ziemlich wehleidig. »Wir haben in wenigen Minuten einen anderen Vogel am Himmel.«
Der Damm hätte vielleicht zwei Einschläge verkraften können, doch der dritte Einschlag, zwanzig Meter vom Überlauf entfernt, öffnete eine Spalte er riß einen dreieckigen Klumpen Beton heraus. Das Stück kippte nach vorn, dann hielt es inne, durch die hohe Reibung des künstlichen Felsens an Ort und Stelle gehalten, und eine Sekunde lang fragte sich der Wachmann, ob der Damm wohl halten würde. Der vierte Einschlag traf in die Mitte dieses Betonklumpens und zertrümmerte ihn. Als der Staub sich gelegt hatte, wurde er durch Nebel und Dunst ersetzt, der entstand, als das Wasser begann, durch den dreißig Meter großen, in die Staumauer gegrabenen Spalt zu fließen. Der Spalt wuchs vor den Augen des Wachmanns, und erst dann fiel ihm ein, in seine Hütte zu rennen, das Telefon zu nehmen, und die Leute unterhalb des Damms zu warnen. Zu der Zeit raste schon ein Fluß, nach drei Jahrzehnten aufgezwungenen Schlafs wiedergeboren, das Tal hinunter, das er in Hunderttausenden von Jahren gegraben hatte.
    »Nun?«

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