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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nicht zu einer Lasterhöhle hinabsinken lassen dürfe.«
    »Wie hat der Abt von Moville darauf reagiert?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Vielleicht meinte er, es sei nicht Sache des Abts von Bangor, ihm zu sagen, wie er seine Gemeinschaft zu führen habe?« lächelte Fidelma freudlos. »Jedenfalls hast du dir eine schlechte Meinung von Schwester Muirgel gebildet.«
    Bruder Tola nickte und intonierte:
     
    »Denn eine Hure ist eine tiefe Grube,
    Und eine Ehebrecherin ist ein enger Brunnen.
    Auch lauert sie wie ein Räuber …«
     
    Fidelma unterbrach ihn scharf.
    »Abgesehen davon, daß Christus, wie ich mich erinnere, gesagt hat, Huren würden eher in den Himmel kommen als manche religiösen Führer, willst du jetzt behaupten, Schwester Muirgel sei eine Hure gewesen?«
    Tola fuhr einfach fort in seinem Zitat aus den Sprüchen Salomos.
     
    »Denn am Fenster meines Hauses guckte ich durchs
    Gitter
    Und sah unter den Unverständigen und ward gewahr
    Unter den Kindern eines törichten Jünglings,
    Der ging auf der Gasse an einer Ecke
    Und trat daher auf dem Wege bei ihrem Hause,
    In der Dämmerung, am Abend des Tages,
    Da es Nacht ward und dunkel war.
    Und siehe, da begegnete ihm ein Weib,
    Im Hurenschmuck, listig,
    Wild und unbändig,
    Daß ihre Füße in ihrem Hause nicht bleiben können.
    Jetzt ist sie draußen, jetzt auf der Gasse,
    Und lauert an allen Ecken.
    Und erwischte ihn und küßte ihn unverschämt
    Und sprach zu ihm:
    Ich habe Dankopfer für mich heute bezahlt
    Für meine Gelübde …«
     
    Fidelma hob die Hand, um seinen volltönenden Vortrag zu unterbrechen. Schließlich fuhr sie heftig dazwischen.
    »Die Verse aus den Sprüchen Salomos, Kapitel sieben, kenne ich auch. Was meinst du damit, wenn du diesen Abschnitt zitierst? Hast du es Schwester Muirgel verübelt, daß sie Beziehungen zu Männern hatte oder daß sie ihren Körper jedem verkaufte, der dafür zahlte? In dieser Sache müssen wir uns genau ausdrücken. Was verstehst du unter einer Hure?«
    »Du bist rechtskundig, du kannst das auslegen, wie du willst. Ich sage nur, sollen ihr doch die törichten Jünglinge folgen wie die Ochsen auf dem Wege zur Schlachtbank.«
    Dieselben engstirnigen Ansichten hatte sie schon mehrfach von Mönchen gehört, die für eine Reform der irischen Kirche nach den Grundsätzen der römischen Kirche eintraten. Sie wollte seine Einstellung eindeutig klären.
    »Sag mir, Bruder Tola, gehörst du zu denen, die glauben, daß Mönche und Nonnen im Zölibat leben sollten? Diese Meinung habe ich oft in Rom vernommen.«
    »Heißt es nicht bei Matthäus, daß Christus, unser Herr, Seinen Anhängern das Zölibat vorgeschrieben hat?«
    Das war ein beliebtes Argument derer, die von allen Mönchen und Nonnen ein Gelübde der Keuschheit verlangten. Fidelma hatte es oft gehört und die Antwort parat.
    »Als der Jünger Christus fragte, ob es besser sei, nicht zu heiraten, antwortete Er, daß das Zölibat nicht für alle annehmbar sei; es sei nur für die bestimmt, denen Gott es zugedacht habe. Seine Worte lauteten, einige seien von Geburt her unfähig zum Heiraten oder weil sie von Menschen dazu gemacht wurden, während andere in der Tat um des himmlischen Königreichs willen auf die Heirat verzichteten. Er überließ die Entscheidung dem einzelnen. Die es können, mögen es annehmen. Bisher haben die christlichen Kirchen an dieser freien Entscheidung festgehalten …«
    Tolas Miene verriet seinen Ärger. Er ließ sich offensichtlich nicht gern mit Bibelzitaten übertreffen.
    »Ich folge darin der Lehre des Paulus. Ehelosigkeit ist das Ideal des christlichen Sieges über das Böse in der Welt und muß zur Grundlage des religiösen Lebens gemacht werden.«
    »Es gibt eine Fraktion in Rom, die an dieses Zölibat glaubt«, gab Fidelma zu, doch ihr Ton ließ erkennen, daß sie nicht viel davon hielt. »Aber wenn Rom das als Dogma des Glaubens anerkennt, dann heißt das, daß sich der Glaube gegen das stellt, was Gott geschaffen hat. Wenn Gott uns ehelos gewollt hätte, dann hätte er uns so gemacht. Doch ich möchte von der Theologie jetzt wieder auf den vorliegenden Fall zurückkommen. Du hast offensichtlich Schwester Muirgel nicht gemocht.«
    »Ich habe nichts getan, um das zu verbergen.«
    »Nun gut. Abgesehen davon, daß sie in deinen Augen zu wahllosen geschlechtlichen Beziehungen neigte, verstehe ich trotzdem nicht die Tiefe deiner Abneigung.«
    »Sie verführte und verdarb junge Männer.«
    »Kannst du mir ein Beispiel

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