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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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erwiderte Murchad.
    Gurvan stand am Ruder mit einem Matrosen, von dem Fidelma inzwischen wußte, daß er Drogan hieß. Er rief Murchad zu: »Was für ein Schiff es auch ist, Kapitän, es hat den Wind im Rücken. In einer Stunde haben wir es voll in Sicht.«
    Murchad antwortete nachdenklich: »Wir sollten uns in Luv halten, bis wir wissen, um wen es sich handelt. Wer hat die schärfsten Augen?«
    »Hoel, Kapitän.«
    Murchad wandte sich um und schrie ins Schiff hinunter: »Hoel!«
    Ein untersetzter Matrose mit langen, muskulösen Armen kam in dem wiegenden Schritt herauf, den Fidelma seit langem mit Seeleuten verband.
    »In den Mastkorb, Hoel, und sag uns laufend Bescheid, was das Schiff macht.«
    Der Mann nickte und sprang mit einer Behendigkeit in die Wanten, die Fidelma nicht für möglich gehalten hätte. Nach wenigen Sekunden war er an den Tauen hochgeklettert und löste den Mann im Mastkorb ab, der das Schiff zuerst gesichtet hatte.
    Fidelma spürte eine eigenartige Spannung auf dem Schiff.
    »Der Ozean ist doch so groß, warum wirkt da der Anblick eines einzigen anderen Schiffes so beunruhigend?« fragte sie.
    Der Kapitän lächelte verkniffen.
    »Wie ich schon sagte, bis man weiß, wer der andere ist, muß man vorsichtig sein. Erinnerst du dich noch, wovor ich neulich warnte? Diese nördlichen Gewässer sind voll von angelsächsischen Sklavenjägerschiffen, und wenn es keine Angelsachsen sind, dann eben Franken oder sogar Goten. Die treiben sich alle in diesen Gewässern herum.«
    Fidelma schaute zu dem Horizont, der ein Schiff verbarg, das so bedrohlich schien.
    »Du meinst, es ist ein Piratenschiff?«
    Murchad zuckte die Achseln.
    »Es ist besser, zu vorsichtig zu sein, als zu leichtsinnig: Erst in ungefähr einer Stunde werden wir wissen, woran wir sind.«
    Fidelma war enttäuscht.
    Ihr schien, die Seefahrt bestehe aus langen Zeiten langweiliger Untätigkeit, unterbrochen von plötzlichen Ausbrüchen rasender Aktivität. Es war eine seltsame Lebensweise. Sosehr sie die See faszinierte, sie zog ein Leben an Land doch vor. Im Augenblick konnte man zur Lösung des neuen Problems gar nichts tun, sondern mußte abwarten, und in diesem Fall konnte sie die Zeit am besten nutzen, indem sie weitere Erkenntnisse über Schwester Muirgel sammelte.
    Sie sah den großen, abweisend aussehenden Bruder Tola auf dem Deck sitzen, mit dem Rücken an das Wasserfaß neben dem Großmast gelehnt. Er las in einem kleinen Buch in einer Tasche von der Art, wie sie die meisten Pilger heutzutage bei sich führten, und schien die Spannung unter den Seeleuten überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie ging zu ihm hin. Als ihr Schatten über ihn glitt, schaute Bruder Tola auf, und ein Ausdruck der Verärgerung trat auf sein langes, kantiges Gesicht.
    »Ach, die dálaigh. « Sein Ton war bewußt respektlos. Dann schloß er sorgfältig das Buch und steckte es in seine Tasche, die neben ihm lag. »Ich weiß, was du willst, Schwester. Ich bin vorgewarnt, von Schwester Ainder.«
    »Mußtest du vorgewarnt werden?« Fidelmas Entgegnung kam automatisch.
    Bruder Tola lächelte dünn.
    »Nur eine Redensart. In diese Worte ist nichts hineinzulesen, das versichere ich dir.«
    »Oft kann man aus der Wahl der Worte, die wir gebrauchen, viel herauslesen, Bruder Tola.«
    »Aber nicht in diesem Fall.« Er wies auf die Decksplanken neben ihm. »Möchtest du nicht Platz nehmen, wenn du mir Fragen stellen willst?«
    Fidelma ließ sich auf dem Deck neben ihm nieder und kreuzte die Beine. Es war recht angenehm, in der Sonne zu sitzen, während eine leichte Brise ihr das Gesicht kühlte und durch das rötliche Haar fuhr.
    Bruder Tola verschränkte die Arme vor der Brust und schaute hinaus auf die jetzt ruhige See.
    »Ein recht schöner Tag«, seufzte er. »Unter anderen Umständen könnte diese Reise ganz anregend und lohnend sein.«
    Fidelma sah ihn fragend an.
    »Und warum ist sie es nicht?«
    Bruder Tola lehnte sich mit dem Kopf an den Mast und schloß die Augen.
    »Meine Gefährten lassen viel zu wünschen übrig auf einer Pilgerfahrt, die eigentlich religiösen Zwecken dienen sollte. Ich könnte schwören, daß nicht einer unter ihnen ein wirklich ergebener Diener Gottes ist.«
    »Du meinst, nicht einer?«
    Die Miene des Mönchs war streng.
    »Nicht einer. Auch du nicht, Fidelma von Cashel. Würdest du behaupten, daß du zu allererst eine Dienerin Christi bist?« Seine Augen öffneten sich, und sein scharfer Blick bohrte sich unbeirrt in ihr Gesicht. Sie

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