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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nennen?«
    »Bruder Guss zum Beispiel.«
    »Du wußtest also, daß Bruder Guss behauptet, er habe Schwester Muirgel geliebt?«
    »Sie hat ihn mit ihren Ränken umgarnt, wie ich dir klarzumachen versuchte.«
    »Ein hartes Urteil. Hatte Bruder Guss keinen freien Willen?«
    »Ich habe den Jungen gewarnt«, fuhr Bruder Tola fort. Er verdrehte die Augen und suchte in seinem Gedächtnis nach einem weiteren Bibelzitat.
     
    »So gehorchet mir nun, meine Kinder,
    Und merket auf die Rede meines Mundes.
    Laß dein Herz nicht weichen auf ihren Weg
    Und laß dich nicht verführen auf ihrer Bahn.
    Denn sie hat viele verwundet und gefällt,
    Und sind allerlei Mächtige von ihr erwürgt.
    Ihr Haus sind Wege zum Grab,
    Da man hinunterfährt in des Todes Kammern.«
     
    »Die Sprüche Salomos, Kapitel sieben, haben es dir wohl angetan«, spottete Fidelma. »Zitierst du oft daraus?«
    »Ich tat mein Bestes, um den armen Bruder Guss zu warnen.« Tola ging nicht auf ihren Ton ein. »Ich preise die Hand Gottes, die die Hure über Bord fegte.«
    Fidelma schwieg eine Weile. Ihr war klargeworden, daß Bruder Tola ein Mann von einer so starken religiösen Überzeugung war, daß es an äußerste Intoleranz grenzte. Sie wußte, daß Menschen schon aus religiöser Intoleranz getötet hatten.
    »Wann hast du erfahren, daß Schwester Muirgel über Bord gespült wurde?« erkundigte sich Fidelma.
    »Zur gleichen Zeit wie alle anderen«, antwortete er. »Heute morgen.«
    »Wann hast du Schwester Muirgel zuletzt gesehen?«
    »Als wir an Bord gingen. Ich glaube, sie war seekrank von dem Moment an, als wir zum Schiff hinübergerudert wurden. Nein, das stimmt nicht. Es ging ihr gut, bis wir an Bord kamen. In Abwesenheit von Schwester Canair, die auch sehr freizügig war mit ihren Liebesbeweisen, übernahm Muirgel die Führung und teilte die Kajüten zu. Wir gingen alle in unsere Kajüten, und die meisten von uns blieben unter Deck, bis wir ausliefen. Danach bekam ich sie nicht mehr zu Gesicht, und es hieß, sie sei seekrank. Vielleicht war das eine Warnung, daß die Strafe Gottes bevorstand.«
    »Hast du während des Sturms geschlafen?«
    »Vorige Nacht? Wie konnte man da schlafen? Das war kein angenehmes Erlebnis. Nach einer Weile habe ich aber etwas Schlaf gefunden, rein aus Erschöpfung.«
    »Ich nehme an, Bruder Guss wurde auch gestört?«
    »Vermutlich. Du kannst ihn ja fragen.«
    »Warst du wach, als er die Kajüte verließ?«
    Bruder Tola dachte über die Frage nach.
    »Hat er denn die Kajüte verlassen?« stellte er die Gegenfrage.
    »Das sagt er.«
    »Dann muß es wohl so sein. Ach ja, ich erinnere mich, er ging hinaus. Aber nicht lange.«
    »Weißt du, wohin er ging?«
    »Ich nehme an, er ging auf den Abort. Wo sonst auf dem Schiff sollte man hingehen?«
    Fidelma sah ihn einen Moment fest an, denn sie wußte, daß Bruder Tola gemerkt haben mußte, daß Guss vor Mitternacht Schwester Muirgel aufgesucht hatte. Wollte Tola nur Guss beschützen oder gab es einen anderen Grund, weshalb er versuchte, den jungen Mann zu decken?
    Innerlich seufzte sie, denn ihr war klar, daß sie aus Bruder Tola nichts weiter herausbekommen würde. Vorsichtig stand sie auf.
    »Einen Punkt möchte ich noch näher erläutert haben«, sagte sie. »Du hältst offensichtlich sehr wenig von Nonnen, die sich verlieben oder Liebesverhältnisse haben. Huren und Dirnen nennst du sie. Aber ich habe noch nicht von dir gehört, daß du auch die Mönche verurteilst, die oft diese jungen Frauen verführen. Meinst du nicht, daß du sehr einseitig urteilst?«
    Bruder Tola ließ sich davon in keiner Weise beeindrucken.
    »War es nicht eine Frau, die zuerst der Versuchung erlag, von der verbotenen Frucht aß und dann den Mann verführte, weshalb wir alle aus dem Garten Eden vertrieben wurden? Die Frauen sind für alle unsere Leiden verantwortlich. Denke an das, was Paulus an die Korinther schrieb: ›Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch vertraut einem Manne, daß ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte. Ich fürchte aber, daß, wie der Böse Eva verführte mit seiner Schlauheit, also auch eure Sinne abgewendet werden von der Einfalt in Christo.‹«
    »Ich kenne den Abschnitt«, erwiderte Fidelma. »Aber da der Böse in seiner Schlauheit Eva verführte, muß er wohl männlichen Geschlechts gewesen sein. Ich überlasse dich wieder deinen Betrachtungen, Bruder Tola. Vielen Dank, daß du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Du hast mir

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