080 - Vampirklinik des Dr. Satanas
Mundwinkel hängen. Das Büro, dessen eine
Wand einen weißen Meeresstrand mit Palmen zeigte, war rauchgeschwängert.
Iwan Kunaritschew, der den Blick auf die künstliche
Tapetenwand mit dem Südseemotiv gerichtet hatte, schob den Aktenstoß vor ihm
demonstrativ beiseite. »Manchmal, Sir«, seufzte er, »habe ich das Gefühl, daß
Sie Gedanken lesen können. Ich war im Moment sehr weit weg… in der Karibik muß
es sehr schön sein.«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Ich bin allerdings auch mit jedem anderen Einsatzort
zufrieden. Der Innendienst dauert schon zu lange.«
»Sie sind erst vor drei Stunden hier eingetroffen.«
»Da können Sie sehen, Sir, wie lang das sein kann.
Mein Bericht ist fertig.«
»Es geht um Larry und Morna, X-RAY-7!« Die Stimme des
PSA-Leiters klang deutlich bedrückt.
»Was ist mit ihnen, Sir?« Iwan nahm die Zigarette aus
dem Mund und drückte die Selbstgedrehte im Ascher aus.
»Sie sind seit vierundzwanzig Stunden überfällig. Uns
fehlt jede Rückmeldung. Die Sender sprechen an, aber niemand meldet sich.«
Iwan Kunaritschew atmete tief durch. »In welchem
Auftrag waren sie unterwegs, Sir?«
»Es handelte sich um keinen, in dem Sinne.« X-RAY-1
berichtete von dem Besuch im Modern House , in dem vor zwei Tagen der
Bauchredner Arturo aufgetreten war.
Larry und Morna hatten zwei Tage frei und erledigten
den Theaterbesuch quasi nebenher.
Iwan Kunaritschew erfuhr zum ersten Mal von dem
Bauchredner, der mit einer Puppe namens Dr. Satanas auftrat.
»Auch die Zentrale erhielt erst vor kurzem davon
Kenntnis, und es war ein Zufall, daß dieser Arturo gerade in New York einen
Auftritt hatte. Wir erhofften uns durch X-RAY-3 und X- GIRL-C einen Hinweis aus
erster Hand. Doch es gibt zur Stunde kaum noch einen Zweifel, sie scheinen in einen Hinterhalt geraten zu sein. Dafür
spricht auch die Nachricht, daß die Journalistin Glenda Milford, die
verantwortlich für die Klatschspalte in der New York Post ist, heute
morgen nicht in ihrem Büro erschien. Recherchen der Polizei haben ergeben, daß
sie zum letzten Mal im Modern House auf der Bühne zu sehen war, als eine
Dr. Satanas-Puppe von ihrem Meister Arturo in Sekundenschnelle in Glenda
Milford verwandelt wurde.«
Iwan Kunaritschew fühlte ein Kribbeln im Nacken. »Warum
hat man erst jetzt das Verschwinden von Miß Milford bemerkt?«
»Die Vorstellung fand am Wochenende statt. Erst heute
früh wurde sie wieder in der Redaktion erwartet. Als sie nicht eintraf rief man
bei ihr zu Hause an. Sie meldete sich nicht. Ihre Arbeitskollegen machten sich
Sorgen. Glenda Milford ist sonst für ihre Pünktlichkeit bekannt. Sie lebt als
Single in einer Apartmentwohnung hoch über den Dächern von New York. Privat ist
sie eher zurückgezogen und still, empfängt keine Besuche, hat hier in New York
auch keine Verwandten, und ist bekannt dafür, daß ihr auch
Männerbekanntschaften nichts bedeuten.«
»Ist sie so häßlich, Sir?«
»Sie wird als sehr reizvoll und attraktiv beschrieben.
Aber sie liebt das Alleinsein. Aufgrund des Anrufs jener Kollegin wurde die
Polizei aktiv. Es kamen einige Details zur Sprache, und die Zeugen sagten
übereinstimmend aus, daß Glenda Milford nach der Vorstellung nicht mehr von der
Bühne heruntergekommen wäre.
Man nahm an, daß die Journalistin gleich Arturo zu
einem Interview in dessen Garderobe gefolgt war.«
»Und im zweiten Teil der Vorstellung? Wurde Glenda
Milford da noch einmal gesehen, Sir?«
»Hier gibt es leider widersprüchliche Angaben. Die
einen sagen ja, andere wiederum geben zu, daß sie sich nicht genau erinnern können.
Der zweite Teil des Abends sei so faszinierend gewesen, daß man nur Augen und
Ohren für Arturo gehabt hätte. Und in einem dunklen Theatersaal ist es
schwierig, jemand im Auge zu behalten.«
»Mhm.« Iwan Kunaritschew kraulte seinen Vollbart. »Sieht
fast so aus, als wäre Morna und Larry etwas aufgefallen, und dabei scheint es
sie offenbar – wie Glenda Milford – erwischt zu haben. Was weiß man über den
Bauchredner? Wo hält er sich jetzt auf?«
»Er ist seit einigen Jahren im Geschäft. In den großen
Städten im südlichen Afrika tingelte er von Veranstaltung zu Veranstaltung, ehe
sich der Erfolg einstellte, und er wirklich unnachahmlich wurde. Mit einer
solchen Vielzahl von Puppen, man sagt, daß es insgesamt zwölf sein sollen, ist noch kein anderer Künstler seiner
Zunft aufgetreten. Arturo heißt mit bürgerlichem Namen Arturo Serveza. Er ist
Nachkomme spanischer
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