0800 - Die Kaiserin von Therm
allmählich, worauf er sich eingelassen hatte.
Callazian war wie gelähmt. Er starrte in Richtung des Eingangs, fest davon überzeugt, daß ein paar Soberer hereinkommen und ihn festnehmen würden.
Die Tür wurde vollends aufgestoßen.
Callazian stieß einen erstickten Schrei aus.
Im Eingang stand Heysel.
Sein Schal war verkohlt, und seine rechte Körperhälfte war von einer schrecklichen Wunde entstellt. Das Gesicht war von Brandwunden gezeichnet.
Heysel setzte sich wieder in Bewegung. In der rechten Hand hielt er noch immer seine Waffe.
Callazian fragte sich, wie es möglich war, daß dieser Mann noch lebte.
Unmittelbar vor dem Geschlechtslosen blieb der Dragoner stehen.
„Ich... ich werde Hilfe herbeiholen", sagte Callazian, der nur noch den Wunsch hatte, möglichst schnell aus der Nähe des anderen zu entkommen.
Aus dem verunstalteten Gesicht blickten Callazian zwei erloschene Augen an.
„Fertig?" krächzte Heysel.
Callazian begriff zunächst nicht, was der Verletzte meinte, aber er nickte, und das schien Heysel zu genügen.
„Sie werden gleich hier sein", sagte der Dragoner.
„Ich habe nichts damit zu tun", rief Callazian. „Ich wollte das alles nicht."
Heysel blickte an dem Geschlechtslosen vorbei in Richtung der Archivtiotronik.
„Was ist, wenn wir uns täuschen, Callazian?" Seine Augen rollten hin und her, wie bei einem Irren. „Vielleicht sind wir nur Werkzeuge der Tiotroniken, mein Freund! Sie haben uns eingesetzt und manipuliert, damit wir dafür sorgen, daß ihr Wissen weiterexistiert, wenn es schon längst keine Soberer mehr gibt."
„Das ist ja Wahnsinn!"
„Wirklich?" Heysel taumelte auf eine Schaltwand zu und hieb blindlings mit dem Kolben der Waffe auf sie ein. Schließlich verließen ihn die Kräfte, und er rutschte an der Wand entlang auf den Boden, wobei er eine blutige Spur hinterließ.
Dann regte er sich nicht mehr.
Draußen auf dem Gang wurden Stimmen hörbar. Ein paar Gestalten kamen in den Schaltraum. Sie trugen Atemmasken und Waffen.
„Ich habe nichts damit zu tun", sagte Callazian mechanisch.
„Ich bin nur der Archivverwalter."
Sie nahmen ihn in die Mitte und führten ihn hinaus.
Einer der Männer ging in den Funkraum und riß die Verbindungen aus der Anlage.
MENSCHEN III
„Gewisse Anzeichen deuten darauf hin, daß es sich bei der Kaiserin von Therm um einen riesigen Computer handeln könnte", sagte Perry Rhodan. Er wandte sich an Dobrak, den keloskischen Rechenmeister. „Ist es überhaupt denkbar, daß ein Großrechner sich zu einer Superintelligenz entwickeln könnte?"
„Die Frage stellt sich für mich nicht", erwiderte Dobrak.
„Vielmehr sieht es so aus, als würde die Kaiserin von Therm ihre Mächtigkeitsballung nach den Prinzipien einer gewaltigen Positronik kontrollieren. Diese Lösung bietet sich geradezu an und sagt in letzter Konsequenz nicht viel über ihren Benutzer aus."
„Ich denke an die drei Forscher Daloor, Poser und Kaveer", mischte sich Atlan ein. „Sie sind sich nicht darüber im klaren, ob sie Roboter oder organische Wesen sind. Haben wir hier nicht in verkleinertem Maßstab das Problem der Kaiserin von Therm vor uns?"
„Sicher hat die Superintelligenz keine Identitätsprobleme", sagte Dobrak. „Sie muß wissen, wer sie ist, oder sie wäre keine Superintelligenz."
*
Die Geschichte der Kaiserin von Therm:
VERGANGENHEIT III
Jede Rückkehr in die Heimat hatte auf bestimmte Weise auch den Charakter eines Besuchs, dachte Vlission beklommen.
Soberer, die sich viele Jahre außerhalb des Seerkosch-Systems aufhielten, verloren den Kontakt zu Freunden und Bekannten, aber auch zu der stetig fortschreitenden Entwicklung.
Das linkische Benehmen der Raumfahrer, sobald sie ihre gelandeten Schiffe verließen, war ein sicherer Beweis für diese These.
Vlission hatte Blosth als Jugendlicher an Bord eines Narvion-Raumers verlassen und kehrte nun, nach 122 soberischen Jahren als der Kommandant dieses Schiffes wieder zurück.
Damals, bei Vlissions Aufbruch, hatte noch eine Narvion-Flotte bestanden, deren Einheiten, sofern sie noch existierten, jetzt in allen Teilen von Golgatnur verstreut waren. Für Vlission war die Narvion-Flotte seit jeher das Symbol eines starken und von Leben pulsierenden soberischen Sternenreichs gewesen, und ihre Auflösung hatte deshalb bei ihm auch sinnbildlich für den Niedergang der soberischen Zivilisation gestanden.
Der Narvion-Raumer verließ die Überlichtspur und tauchte
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