0800 - Die Kaiserin von Therm
entfernt", sagte Lareena Breiskoll, die Mutter des jungen Mutanten, die ebenfalls der Diskussionsrunde angehörte.
„Es gibt eine alte terranische Sage von einem Mann namens Ikarus", erinnerte sich Waringer. Er erzählte sie seinen Zuhörern und schloß mit den Worten: „Manchmal sehe ich Analogien zwischen uns und diesem Unglücklichen."
Er sah die betroffenen Gesichter der Menschen und schwächte ab: „Jeder Flug ins Ungewisse endet anders."
Indessen raste die SOL mit -zigfacher Lichtgeschwindigkeit ihrem Ziel entgegen. Es gab niemand an Bord, der nicht insgeheim mit einer Umkehr gerechnet hätte, auch Rhodan nicht, dem es letztlich oblag, eine solche Entscheidung herbeizuführen.
Wog man jedoch die prickelnde Spannung und die menschliche Neugier gegen die geheimen Ängste ab, kam man sehr schnell zu der Feststellung, daß die SOL weder umkehren noch anhalten würde.
Die Gedanken der Menschen blieben nach vorne gerichtet...
*
Die Geschichte der Kaiserin von Therm:
KOSMOGENESE IV
Im Verlauf von vielen Millionen Jahren begannen die Planeten, die die große blaue Sonne umkreisten, ihre aufgrund der Gravitationsgesetze vorgeschriebenen Bahnen einzuschlagen und sich abzukühlen.
Darin unterschieden sich die Vorgänge in diesem System nicht von jenen in unzähligen anderen des Universums.
Zusätzlich zu den Planeten jedoch bildeten sich innerhalb des Systems zunächst lose kristalline Strukturen aus der Urmaterie.
Wieder verstrichen Millionen von Jahren, und diese seltsamen Gebilde bildeten Klumpen, zwischen denen ein System von Verästelungen entstand.
Dieser Prozeß fand vor allem im Raum zwischen dem dritten und dem vierten Planeten des jungen Sonnensystems statt.
Aus dem Schmelzprozeß zwischen Urnebel und Prior-Welle entstand mitten im Weltraum eine einmalige Form von Bewußtsein: Die tiotronische Prior-Welle gewann natürliche Gestalt.
Die Zeit verstrich, und zwischen dem dritten und vierten Planeten begann sich ein ausgedehntes kristallines Netz heranzubilden.
Noch schlief dieses Gebilde, aber auf der dritten Welt entstand bereits als Voraussetzung für die nächste Phase dieser kosmischen Evolution eine planetengebundene Intelligenz...
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Die Geschichte der Kaiserin von Therm:
VERGANGENHEIT IV
Der Schwarm ihrer Artgenossen entfernte sich westwärts, in Richtung der neuentstandenen Landmassen, aber Mitra war zu erschöpft, um ihm zu folgen. Während der Zeit der großen Wanderungen blieben immer einige Mitglieder des Schwarmes zurück, um sich von Verletzungen und Krankheiten zu erholen.
Vor ein paar Tagen hatten Mitras Locksignale nicht die erhoffte Nahrung herbeigerufen, sondern einen zackenflossigen Plonyr, der seine scharfen Zähne in Mitras Körper geschlagen und ihr eine tiefe Wunde beigebracht hatte.
Fast zu spät war ihr der Schwarm zu Hilfe gekommen und hatte den Plonyr abgedrängt.
Mitra schwebte im seichten Wasser nahe der Küste einer großen Insel. Von ihrem Platz aus konnte sie sich jederzeit in eine Höhle am Meeresboden zurückziehen, aber auch hinauf gleiten an die Wasseroberfläche und ihre Lungen mit Sauerstoff voll pumpen.
Die Fische hier im Küstengebiet waren ungefährlich, Mitra konnte ohne jedes Risiko so viele anlocken, wie sie zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs benötigte.
Das Licht über dem Wasser drang in funkelnden Bahnen in Mitras Lebensraum ein.
Sobald sie sich erholt hatte, würde Mitra auch an Land gehen, um das Innere der Insel zu erkunden. Sie war nicht intelligent genug, um sich Gedanken über ihr Verhalten zu machen, sondern folgte einfach ihrem inneren Antrieb.
Hier in Küstennähe erwärmte sich das Wasser am Tag und machte den Aufenthalt angenehm.
Es kam selten vor, daß Weibchen den Schwarm verlassen mußten.
Im allgemeinen blieben nur ein paar schwächere Männchen zurück. Vielleicht würde sie sich später einmal einem anderen vorbeiziehenden Schwarm anschließen, überlegte Mitra.
Es waren keine klaren Gedanken, die sich in ihrem Kopf entwickelten, eher eine dumpfe Vorstellung von Bedürfnissen und Notwendigkeiten.
Stundenlang hing Mitra einfach im Wasser und regte sich nicht.
Als sie hungrig wurde, sendete sie ihre Locksignale aus. Sofort kamen Dutzende von Fischen auf sie zugeschwommen.
Mitra wählte einen fetten Breitkopf aus, packte ihn und zerriß ihn, um das ungenießbare Skelett zu entfernen, bevor sie ihn verschlang. Die Fische, die diesem Schicksal entkommen waren, stoben nach dem Erlöschen der
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