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0800 - Die Kaiserin von Therm

Titel: 0800 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Locksignale erschrocken davon und verbrachten einige Zeit in völlig verwirrtem Zustand, bevor sie wieder ihren ursprünglichen Beschäftigungen nachgingen.
    Nachdem sie gegessen hatte, zog Mitra sich in ihre Höhle zurück.
     
    *
     
    Als sie sich ein halbes Jahr später soweit erholt hatte, daß sie wieder längere Strecken zurücklegen konnte, ohne sich dabei bis zur Erschöpfung zu verausgaben, machte Mitra sich an die Erforschung des neuen Lebensbereichs. Dabei stieß sie eines Tages auf ein Männchen, dessen Flossenbewegungen deutlich machten, daß es zu einem anderen Schwarm gehörte.
    Respektvoll überließ das Männchen Mitra den unteren Wasserbereich dieses Sektors.
    Der Einsamkeit müde, entschloß Mitra sich dazu, ab sofort mit diesem Männchen zusammenzuleben. Sie wußte, daß ihre Entscheidung widerspruchslos akzeptiert werden würde. Nicht nur das - das Männchen, sein Name war Vontra, verlieh seiner Freude über ihren Entschluß durch heftige Flossenbewegungen Ausdruck.
    Die Nähe eines Weibchens bedeutete für Vontra zusätzliche Sicherheit und die Garantie auf Nahrung.
    Eine Zeitlang genügten die beiden sich selbst. Mitras Plan, das Wasser zu verlassen und die nahe Insel zu erkunden, geriet dabei in Vergessenheit.
    Bald jedoch langweilten Mitra die Spiele mit ihrem neuen Gefährten, und sie erneuerte ihren Entschluß. Vontra war wenig begeistert von ihrem Plan, aber er rang sich nur zu einem schwachen Protest durch.
    Seit jeher bestimmten die stärkeren Weibchen, was geschah.
    Jeder Schwarm wurde von erfahrenen und kampferprobten Weibchen angeführt.
    Trotzdem befürchtete Mitra, Vontras Angst vor der ungewohnten Umgebung würde seine Ergebenheit schließlich besiegen. Vielleicht kam er mit ihr ein Stück auf den Strand hinaus, aber sie bezweifelte, daß er sie auch ins Landesinnere begleiten würde.
    Die geographischen Gegebenheiten ermöglichten dann jedoch einen Kompromiß: Mitra und Vontra stießen auf eine Flußmündung und konnten flußaufwärts in Richtung des Inselinnern vordringen, ohne ihr hauptsächliches Element dabei verlassen zu müssen.
    Die ungewohnte Enge des Flusses bedrückte Mitra, aber die Begegnung mit vielen unbekannten Lebensformen lenkte sie ab und verhinderte eine frühzeitige Aufgabe.
    Vontra schwamm jetzt eng an Mitras Seite, seine Furcht war manchmal so offensichtlich, daß sie Mitras Ärger erregte und ihm ein paar derbe Schläge einbrachte.
    Schließlich wurde der Fluß immer flacher und schmaler.
    Die beiden Eingeborenen verbrachten eine Nacht in einer Ufernische dicht unter der Wasseroberfläche.
    Bei Tagesanbruch schickte Mitra sich an, den Fluß zu verlassen und endgültig an Land zu gehen. Das Licht über dem Wasser strahlte hell, und es gab keine erkennbaren Anzeichen einer Gefahr.
    Trotzdem weigerte Vontra sich jetzt, das Weibchen weiterhin zu begleiten. Weder Ermunterungen noch Drohungen konnten ihn umstimmen.
    Mitra zögerte.
    Sie hatte sich an die Nähe des Gefährten gewöhnt, und es war fraglich, ob er hier auf ihre Rückkehr warten würde.
    Doch der innere Antrieb, der sie zu ihrem Vorgehen bewegte, erwies sich auch in diesem Fall als stärker. Ohne zu wissen, warum sie so handelte, stieg Mitra aus dein Fluß und ging an Land...
     
    *
     
    Obwohl Mitra im Gegensatz zu ihren Vorfahren, die als reine Kiemenatmer ausschließlich im Wasser gelebt hatten, bereits aufrecht gehen konnte, bereitete ihr das Vorwärtskommen an Land erhebliche Schwierigkeiten. Das lag nicht in erster Linie an ihren körperlichen Voraussetzungen, die bereits für ein Leben außerhalb des Wasser entwickelt waren, sondern an den Gegebenheiten der Landschaft.
    Die Insel war von einem dichten, an manchen Stellen undurchdringlichen Urwald überwuchert.
    Entschlossen bahnte Mitra sich ihren Weg.
    Am späten Nachmittag erreichte sie eine Lichtung.
    Was sie dort vorfand, war fremdartig und phantastisch, aber Mitra besaß nicht genügend Intelligenz, um über ihre Entdeckung differenzierte Überlegungen anzustellen.
    Aus dem lichten Hellblau des Himmels hing eine Kristallsäule auf die Insel herab. Die Säule fluoreszierte in einem geheimnisvollen Licht und schien schwach zu pulsieren. Ihr unteres Ende berührte fast den Boden.
    Mitra ging auf das Gebilde zu.
    Mit einiger Anstrengung gelang es ihr, ein Stück davon abzubrechen.
    Sie befestigte das Bruchstück an einem zähen Blattstiel und band dessen anderes Ende um ihren kurzen Hals.
    So wurde Mitra zur ersten Gralsmutter der

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