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0803 - Meleniks Mordnacht

0803 - Meleniks Mordnacht

Titel: 0803 - Meleniks Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr, sie zitterten auch nicht, die Menschen waren geblieben, sie gingen weiterhin ihren Tätigkeiten nach, und einige von ihnen verschwanden immer wieder mal in einem kastenartigen Gebäude, das auf mich wie ein Kloster wirkte.
    Okay, ich konnte mich täuschen, doch die Männer, die ich an den Eingängen sah, trugen sehr lange und auch festlich erscheinende Gewänder, als wären sie Mönche, die in den Mauern des Klosters Zuflucht gesucht hatten.
    Es gab verschieden hohe Eingänge. Die höheren waren nur über Leitern zu erreichen, und in einige konnte ich hineinschauen, ohne etwas zu erkennen, da es einfach zu dunkel war.
    »Da stimmt etwas nicht.«
    Bills Bemerkung hatte mich aus meinen Gedanken gerissen, und ich fragte nach. »Was nicht?«
    »Die Atmosphäre.«
    »Wie?«
    »Die auf der Wand.« Erholte schnaufend Luft. »Kann es sein, John, dass sich dort eine Gefahr zusammenbraut?«
    »Ich sehe nichts.«
    »Dann beobachte bitte die Menschen. Schau sie dir an. Sie haben Angst, ja, sie bewegen sich so, als hätten sie Furcht vor irgendeinem Unheil, das sich ihnen nähert.«
    »Kannst du dich genauer ausdrücken?«
    »Nein, aber vielleicht Suko.«
    Ich schlug Bills Warnungen nicht in den Wind, überlegte jedoch, ob ich Suko tatsächlich aus seiner schon meditativen Haltung hervorholen sollte.
    Er hatte sich nicht bewegt, wahrscheinlich nahm der die Eindrücke viel intensiver auf als wir, und ich stimmte dem Vorschlag meines Freundes durch ein Nicken zu.
    »Frag ihn, John.«
    »Okay.«
    Wir hatten so leise gesprochen, dass es gerade noch zu verstehen gewesen war. Ich wollte die andächtige Stille auf keinen Fall stören und bemühte mich deshalb, so leise wie möglich auf meinen Freund zuzugehen. Geräusche konnte ich trotzdem nicht vermeiden. Immer wieder knirschte Sand unter meinen Sohlen, aber ich trat zum Glück nicht in die bleichen Knochen der Ermordeten hinein.
    Suko kümmerte sich nicht darum, auch wenn er sie gehört hatte.
    Er war voll und ganz in den Anblick des Wandbildes vertieft, der bei ihm als eine Botschaft rüberkam. Bill und ich hatten diesen stummen Film schon sehr intensiv empfunden, aber Suko musste ihn regelrecht nacherleben.
    Er tat nichts. Starr schaute er geradeaus. Völlig vertieft in diesen Anblick. Ich nahm mir vor, ihn nicht zu stören, ich wollte nur sein Gesicht sehen, um eventuell erkennen zu können, was er bei diesem Anblick empfand.
    Urplötzlich ging ich nicht mehr weiter. Ich hatte mein Bein schon vorgeschoben gehabt, zog es jetzt rasch wieder zurück, denn was ich sah, war ungeheuer.
    Suko hatte sich verändert.
    Er war… er war … verdammt, er musste zu einem Teil des Orakels geworden sein, denn der goldene Schimmer hatte sich nicht nur auf seine rechte Hand gelegt, er war auch über den Körper gewandert und hatte auch sein Gesicht nicht verfehlt.
    Suko trug eine hauchdünne Maske aus Gold.
    Ich hielt den Atem an. Angst um meinen Freund spürte ich ebenfalls. In dieser Lage konnte ich ihm nicht helfen. Es wäre töricht gewesen, ihn anzusprechen.
    Er bewegte die Lippen. Auch sie schimmerten im Gold des Orakels, und so wie Suko seinen Mund bewegte, kam er mir vor, als wäre er nur mehr körperlich hier. Sein Geist aber hatte sich auf Wanderschaft begeben und war unterwegs in anderen Zeiten und Landen.
    Irgendwo in der Ferne, vom Körper getrennt, um alles genau mitzuerleben. Die Lippen bewegten sich weiter. Sie brachten ein Wort hervor, dann ein nächstes, doch verstehen konnte ich nichts, denn er redete in einer fremden Sprache.
    Obwohl ich nichts verstand, konzentrierte ich mich auf das Gesprochene, und das war auch gut so, denn er sprach leise einen Namen aus, der mir nicht unbekannt war.
    »Melenik…«
    ***
    Ich hielt für einen Moment die Luft an und hoffte stark, mich nicht geirrt zu haben. In einer Atmosphäre wie dieser konnten Wunschträume leicht zu einer Wahrheit werden, zudem hatte ich mich vorhin gedanklich mit Melenik beschäftigt.
    Suko auch?
    Wieder wisperte er den Namen, er betonte ihn besonders und schaute dabei starr auf die Wand.
    Ein Zeichen dafür, dass diese Szene mit Melenik zu tun hatte.
    Würden wir ihn zu Gesicht bekommen? So unwahrscheinlich war es nicht, sollte das Bild tatsächlich das Leben im alten Äthiopien zeigen.
    Noch war auf der Wand nichts zu sehen. Bill aber hatte von einer Angst gesprochen, die die Menschen dort überfallen hatte. Wenn sich Suko um Melenik kümmerte, dann konnte diese Angst durchaus berechtigt sein, denn diese Gestalt

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