0803 - Meleniks Mordnacht
du das gleiche wie ich?«
»Das glaube ich schon. Wir befinden uns in Äthiopien.«
»Richtig. Salomon, Saba und so weiter…«
Und so weiter interessierte mich am meisten. Denn ich hatte den Eindruck, nicht allzu weit von der Lösung des gewaltigen Rätsels entfernt zu sein. Alten Legenden zufolge sollte sich die Bundeslade irgendwo im Süden befinden.
Äthiopien lag eben südlich…
War sie dort? Befand sie sich an einer bestimmten Steife, die wir auch auf der Wand sahen?
Das wäre schon einem kleinen Wunder gleichgekommen, und ich konnte uns nur die Daumen drücken. Gleichzeitig aber war in mir auch das böse Gefühl, es nicht zu schaffen. Man schuf uns hier die Vergangenheit, um uns zu zeigen, wie schwach wir waren.
Weshalb hatten die Kreaturen der Finsternis und die mächtigen Erzdämonen samt ihrer Helfer versucht, uns den Weg zu erschweren? Sie hatten uns töten wollen, nur um zu verhindern, dass wir die Lade fanden.
Die Lade!
Meine Gedanken konnten sich nur um sie drehen. Dieses Heiligtum der Jugend, das zwischen dem zehnten und dem sechsten Jahrhundert vor Christi verschwunden war, wie die alten Überlieferungen aussagten. Es war von seinem Platz im Tempel weggeschafft worden wohin, das wusste niemand. Es gab auch keinen Widerhall in den alten Schriften. Sie war aber längst nicht mehr in Jerusalem, als die Stadt im Jahre 587 vor Christus von Nebukadnezar II zerstört worden war.
Auch im zweiten Tempel, der auf den Trümmern des ersten aufgebaut worden war, als die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, hatte es sie nicht gegeben, um diese Zeit aber war mein Kreuz entstanden, das Hesekiel in weiser Voraussicht auf die zukünftigen Ereignisse geschaffen hatte.
Nach dem Raub der Lade…
Man glaubte auch nicht daran, dass die Lade den Babyloniern in die Hände gefallen war, die Bundeslade war einfach weg, und niemand wusste bis heute, wohin sie geschafft worden war und ob sie überhaupt noch existierte. Allerdings stellte sich eine Frage, und um Sie rankten sich abermals geheimnisvolle Erklärungen.
Es ging da um eine Person namens Melenik. Der Sohn, der aus der Verbindung zwischen der Königin von Saba und dem König Salomon entstanden war, als die Königin auf Besuch in Jerusalem den mächtigen Herrscher kennen gelernt hatte. Man schob in einer alten Geschichte Melenik den Raub in die Schuhe. Was daran genau stimmt, das wusste keiner.
Ich hätte sie für mein Leben gern zu Gesicht bekommen. Ich wusste ja, wie sie aussah, nicht nur aus dem Indiana-Jones-Film, wo man sie gut kopiert hatte, es gab auch noch alte Überlieferungen, die von einer hölzernen Truhe berichteten, innen und außen mit purem Gold beschlagen. Die Figuren zweier geflügelter Cherubinen überragten, die Gesichter einander zugewandt, den Deckel der Truhe.
Alttestamentarische Quellen sprachen davon, dass die Lade sehr mächtig war. Stärker als tausend Feuer, dass sie in flammendes Licht getaucht war, von dem schwere Verbrennungen ausgingen.
Dass sie Landschaften zerstören, Berge dem Erdboden gleichmachen, Städte in Schutt und Asche legen und große Armeen vernichten konnte. Als Waffe konnte sie gegen die Kreaturen der Finsternis und die Erzdämonen eingesetzt werden, das heißt, gegen das Böse an sich.
Als König Salomon den ersten Tempel erbauen ließ, da hatte er es nur getan, um eine Heimstätte für die Bundeslade zu schaffen.
Soweit die Geschichte, die mir immer wieder durch den Kopf ging. Aber was passierte nach diesen Dingen? Wer hatte sie geraubt? War es wirklich Melenik gewesen?
Wenn ja, was war er für ein Mensch gewesen? Hatte er sich dem Guten oder der anderen Seite zugewandt. Jedenfalls war er aus Israel verschwunden und nach Süden gewandert.
Mit der Lade, die er dann eventuell seiner Mutter, der Königin von Saba, überlassen hatte?
Ich tendierte irgendwie zu dieser Möglichkeit hin, obwohl sie auch nur eine Legende war, die von einem portugiesischen Mönch stammte. Man wusste einfach zu wenig über diesen Melenik. Doch ich konnte mir vorstellen, dass er nicht gerade gottesfürchtig gewesen war.
Möglicherweise schaffte es die Wand ja, einen Teil dieses Rätsels zu lösen. Dass sie uns nicht dir volle Aufklärung darüber geben würde, war mir längst klar. Ich war auch zufrieden, wenn ich nur Schritt für Schritt vorankam.
Also abwarten und sich darauf verlassen, dass Sukos Orakel uns den Weg wies. Die Szenen auf der Wand hatten sich ein wenig normalisiert. Sie verblassten nicht
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